Indikator: Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Ein Diagramm zeigt für die Jahre 1970 bis 2016 die Entwicklung der Bestände typischer Vogelarten in unterschiedlichen Landschaftstypen sowie einen Gesamt-Index. Der Gesamt-Index sinkt von 1970 (107) bis 2016 (71) deutlich.zum Vergrößern anklicken
Bestand repräsentativer Vogelarten in verschiedenen Landschafts- und Lebensraumtypen
Quelle: Bundesamt für Naturschutz / Dachverband Deutscher Avifaunisten Diagramm als PDF

Inhaltsverzeichnis

 

Die wichtigsten Fakten

  • Der ⁠Indikator⁠ lag 2016 bei 70,5 und ist nach wie vor weit vom Zielwert entfernt.
  • Negativ haben sich in den letzten Jahren vor allem die Werte der Teilindikatoren für das Agrarland und für die Küsten und Meere entwickelt.
  • Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sieht vor, dass der Indikator bis 2030 auf 100 steigen soll.
 

Welche Bedeutung hat der Indikator?

Eine große Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten ist eine wesentliche Voraussetzung für einen leistungsfähigen Naturhaushalt und bildet eine wichtige Lebensgrundlage des Menschen. Die Artenvielfalt ist dabei eng verbunden mit der Vielfalt an Lebensräumen und Landschaften. Zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sind nachhaltige Formen der ⁠Landnutzung⁠ in der gesamten Landschaft und ein schonender Umgang mit der Natur erforderlich.

Um den Zustand von Natur und Landschaft in Deutschland zu bewerten, wurde der hier vorgestellte ⁠Indikator⁠ entwickelt. Er zeigt die Veränderungen der Bestände ausgewählter Vogelarten, welche die wichtigsten Landschafts- und Lebensraumtypen in Deutschland repräsentieren. Reichhaltig gegliederte Landschaften mit intakten, nachhaltig genutzten Lebensräumen bieten nicht nur Vögeln einen Lebensraum. Indirekt bildet der Indikator daher auch die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der Landschaft und die ⁠Nachhaltigkeit⁠ der Landnutzung ab.

 

Wie ist die Entwicklung zu bewerten?

Der Wert des Indikators lag bereits im Jahr 1990 deutlich unter den Werten, die für die Jahre 1970 und 1975 rekonstruiert wurden. In den letzten zehn Jahren der Datenreihe zeigte der ⁠Indikator⁠ weiterhin einen negativen ⁠Trend⁠, stieg aber zuletzt wieder etwas an. Im Jahr 2016 lag er bei nur rund 71 % des Zielwertes. Die wichtigsten Ursachen hierfür sind eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft, Versiegelung von Flächen sowie großräumige Stoffeinträge (beispielsweise Nährstoffe, ⁠Pestizide⁠ oder Säurebildner). Der Bericht „Vögel in Deutschland 2014“ beleuchtet diese Entwicklung im Detail (Wahl et al. 2015).

Der Indikator wurde 2002 als Schlüsselindikator für die ⁠Nachhaltigkeit⁠ von Landnutzungen im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie 2002 entwickelt und in die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt übernommen (⁠BMU⁠ 2007). Zunächst sollte der Zielwert von 100 bis zum Jahr 2015 erreicht werden. In einer Neuauflage ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hat die Bundesregierung die Frist bis 2030 verlängert (BReg 2016). Wichtige Maßnahmen zur Erreichung eines positiven Trends sind in der Naturschutz-Offensive 2020 festgelegt (⁠BMUB⁠ 2015).

 

Wie wird der Indikator berechnet?

Der ⁠Indikator⁠ gibt die Entwicklung der Bestände ausgewählter Vogelarten für fünf Landschafts- und Lebensraumtypen wieder. Für jede Vogelart legte ein Expertengremium einen Bestands-Zielwert für das Jahr 2015 fest, der erreicht werden kann, wenn Naturschutz-Regelungen und Leitlinien einer nachhaltigen Entwicklung zügig umgesetzt werden. Die Zielwerte wurden so normiert, dass sich für den Gesamt-Indikator ein Zielwert von 100 ergibt. Dieser zunächst für 2015 geltende Zielwert wurde bis 2030 fortgeschrieben. Die Höhe der Zielwerte wird derzeit im Rahmen eines Forschungsvorhabens geprüft. Eine ausführliche Beschreibung der Methode findet sich in Achtziger et al. 2004.

Literaturhinweis:

Achtziger et al. 2004: Achtziger, R; Stickroth, H; Zieschank, R, Nachhaltigkeitsindikator für die Artenvielfalt. Ein Indikator für den Zustand von Natur und Landschaft. Angewandte Landschaftökologie 63.