Wie umweltfreundlich ist klimafreundlicher Konsum?

auf einem hölzernen Wegweiser im Wald stehen die Worte Klimaschutz, Ressourcenschutz und Umweltschutzzum Vergrößern anklicken
Der CO2-Fußabdruck weist den Weg – nicht nur beim Klimaschutz.
Quelle: DusanBartolovic / E+ / Getty Images

Heizbedarf, Auto- und Flugreisen sowie Fleischkonsum beeinflussen den persönlichen CO2-Fußabdruck sehr stark. Aber sind diese „Big Points“ eines klimafreundlichen auch die eines umweltfreundlichen Konsums? Eines Konsums also, der auch Umweltaspekte wie Material- und Wasserverbrauch, Flächenbedarf oder die Biodiversität berücksichtigt? Eine neue UBA-Studie bejaht diese Frage für die meisten Fälle.

Klima⁠ im Fokus

Klimaschutz⁠ und Energiefragen sind sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch in der Verbraucherberatung die zentralen Umweltthemen. Mit dem ⁠UBA⁠-CO2-Rechner gibt es auch ein bekanntes Tool, dass es Verbraucherinnen und Verbrauchern einfach ermöglicht, die Big Points eines klimafreundlichen Konsums zu bestimmen. 

In der Studie „Verbraucherberatung als Baustein einer erfolgreichen Ressourcenpolitik“ wurde deshalb der Frage nachgegangen, ob der Fokus auf Energie- und Klimaschutzthemen dazu führt, dass wichtige andere Ressourcenschutzthemen, wie beispielsweise Material- oder Flächenverbrauch, vergessen oder gar negativ beeinflusst werden. 

Der Abschlussbericht der Studie beinhaltet eine umfassende Literaturauswertung und fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen. Er identifiziert die prioritären Handlungsfelder und Handlungsmöglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher, die für einen umfassenden ressourcenschonenden Konsum zentral sind. Im Ergebnis zeigt sich, dass sehr große Synergieeffekte zwischen Klimaschutz und einem umfassenderen Ressourcenschutz bestehen und nur in wenigen Fällen „blinde Flecken“ oder gar Konfliktpotenziale zu beachten sind. 

Einige „Big Points“ kommen zu kurz

„Blinde Flecken“, die bei einer auf Klimaschutz fokussierten Verbraucherberatung zu kurz kommen, sind die Themen Car-Sharing, Biolebensmittel und Wohnrauminanspruchnahme:

  • Beispiel Car-Sharing: Der Umweltnutzen von „Car-Sharing statt eigenes Auto“ wird bei einer ausschließlichen Betrachtung der CO2-Minderungeseffekte in seiner Bedeutung für den Umweltschutz deutlich unterschätzt. So ist die Autoherstellung beim Materialverbrauch neben dem Wohngebäude der mit Abstand größte individuell beeinflussbare Posten und das Potenzial zur Flächeneinsparung durch deutlich weniger Parkflächen beim Car-Sharing ist groß. 
  • Beispiel Biolebensmittel: Auch bei Biolebensmitteln wird die Umweltrelevanz unterschätzt. Positive Effekte für die Umwelt sind etwa der Schutz der biologischen Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten und der Schutz der Gewässer durch den Verzicht auf chemisch-synthetische ⁠Pflanzenschutzmittel⁠ und leicht lösliche mineralische Düngemittel. 
  • Beispiel Wohnfläche: Die Umweltrelevanz der Wahl der Wohnungsgröße wird unterschätzt, wenn die Häuser besonders gut gedämmt sind. Auch wenn diese durch einen geringen Energieverbrauch das Klima wenig belasten, steigt mit der Wohnungsgröße der Verbrauch an Fläche und Ressourcen (Baumaterialien).

Konflikte zwischen Klima- und Ressourcenschutz Mangelware

Die meisten (vermuteten) Konflikte lassen sich bereits dadurch auflösen, dass beim Energieverbrauch eines Produktes der gesamte Lebenszyklus betrachtet wird, also von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung. Die Studie macht dies am Beispiel von Computern deutlich: Bereits bei einer ausschließlich energetischen Betrachtung des gesamten Lebenszyklusses wird deutlich, dass ein vorzeitiger Austausch eines noch funktionstüchtigen Computers durch ein energieeffizienteres Neugerät aus Umweltsicht nicht sinnvoll ist. Der Energieaufwand für die Herstellung eines Computers übersteigt die möglichen Einspareffekte in der Nutzungsphase um ein Vielfaches. Im Ergebnis ergibt sich daraus die klare Empfehlung, entsprechende Geräte so lange wie möglich zu nutzen. 

Fazit der Studie

Abgesehen von diesen einzelnen Ausnahmen lautet das Fazit der Studie, dass die Fokussierung der verbraucherorientierten Kommunikation auf Klimaschutz zielführend ist. Sie ist anschlussfähig an das hohe öffentliche Interesse am Thema „Klimawandel / Klimakrise“ und sie ermöglicht durch die „einfache“ und gut eingeführte Einheit der CO2-Äquivalenten eine sehr gute Vergleichbarkeit und damit eine Identifikation der Big Points eines umweltfreundlichen Konsums. 

Wie ein rundum umweltfreundlicher Konsum aussieht

Ein klima- und ressourcenschonender Konsum lässt sich auf Basis der Erkenntnisse der vorliegenden Studie zusammenfassend durch folgende Merkmale beschreiben:

  • Umwelt- und gesundheitsbewusster Ernährungsstil auf Basis einer Reduktion tierischer Produkte und Genussmittel, die Wahl von Bioprodukten sowie den kompletten Verzicht auf Gewächshausprodukte und per Flugzeug importierte Waren. 
  • Bedarfsangepasste kleine Wohnung in einem gedämmten Wohngebäude, Einrichtung mit hochwertigen und langlebigen Produkten und elektrischen Haushaltgeräten, die wiederum optimal beladen und insgesamt sparsam genutzt werden. 
  • Individuelle Mobilität, die auf öffentliche Verkehrsmittel, Zufußgehen und Radfahren setzt, auf Flugreisen und einen eigenen PKW verzichtet und stattdessen z. B. Car-Sharing nutzt. 
  • Investitionen in erneuerbare Energieerzeugungsanlagen und / oder nachhaltige (ethische / ökologische) Anlageprodukte. 
  • Kauf weniger und dafür qualitativ hochwertiger und zugleich schadstoffarmer und umweltfreundlich produzierter Kleidungsstücke, die lange genutzt werden. 
  • Energieeffiziente Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik, die so lange wie möglich genutzt werden.
Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 Nachhaltiger Konsum  ressourcenschonend  Ressourcenschonung  Verbraucherberatung  Ressourcenschutz