Mehr Mehrwegverpackungen – Potentiale und Maßnahmen

Grüne Mehrwegflaschen in einer Abfüllanlagezum Vergrößern anklicken
Mehrwegverpackungen vermeiden Abfälle und sollten deshalb stärker genutzt werden.
Quelle: Oliver Sved / Fotolia.com

Mehrwegverpackungen reduzieren Abfälle und kommen trotzdem in Deutschland im privaten Bereich meist nur für Getränke zum Einsatz. Durch die Harmonisierung der Pfandbeträge und Füllgrößen für Mehrwegverpackungen, die Erhöhung des Einwegpfands oder die Pflicht zur Abfüllung in Mehrwegverpackungen beispielsweise könnte die Verwendung von Mehrwegverpackungen erhöht werden.

Im Forschungsvorhaben „Förderung von Mehrwegverpackungssystemen zur Verringerung des Verpackungsverbrauchs – Mögliche Maßnahmen zur Etablierung, Verbreitung und Optimierung von Mehrwegsystemen“ wurden unter anderem die Abfallvermeidungspotentiale von Mehrwegsystemen berechnet. In einem ⁠Szenario⁠, das von einer Erhöhung des Mehrweganteils bei Getränkeverpackungen von 32,9 Prozent (im Jahr 2019) auf 70 Prozent ausgeht, würde die Menge der benötigten Primärmaterialien zur Produktion von Getränkeverpackungen um 340.000 Tonnen auf 1,13 Millionen Tonnen sinken. Der Packmittelverbrauch sinkt von 2,87 Millionen Tonnen auf 2,23 Millionen Tonnen.  Der Einsatz von Kunststoff-Neuware zur Herstellung von Einwegflaschen würde um 139.000 Tonnen reduziert werden.

Diesem Potenzial stehen sowohl im Geschäfts- als auch im Privatkundenbereich verschiedene Herausforderungen und Hemmnissen gegenüber, die den Einsatz und die weitere Verbreitung von Mehrwegverpackungen – nicht nur bei der Verpackung von Getränken – beeinflussen. Dies sind zum Beispiel neben Produktionskosten, Platzbedarf, Investitionskosten, Poolmanagement, Logistik, Convenience, Rückgabemöglichkeiten, Transport und Sortierung auch bestehende Gewohnheiten, Praktiken und Informationsdefizite.

Ansätze zur Förderung von Mehrwegverpackungssystemen

Ausgehend von den verschiedenen Hemmnissen und Hürden stellt der Bericht die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und auf EU-Ebene dar und beschreibt mögliche Handlungsansätze zur Stärkung und Verbreitung von Mehrwegverpackungen im Getränkebereich und zur ökologischen Optimierung bestehender Systeme. Die Handlungsansätze betreffen beispielsweise die Harmonisierung der Pfandbeträge und Füllgrößen für Mehrwegverpackungen, die Erhöhung des Einwegpfands, die Förderung von Poolkästen, die Pflicht zur Abfüllung in Mehrwegverpackungen, das Verbot von Individualflaschen und offenen Pools, die Ausweitung von Rücknahmepflichten, die Entwicklung eines Ökoscores oder die Erhebung von Steuern und Abgaben. Für ausgewählte Maßnahmen und Steuerungsansätze schließt sich eine rechtliche Prüfung an.

Der Bericht identifiziert insbesondere eine rechtlich verbindliche Mehrwegquote im Sinne einer Mehrwegangebots- wie auch einer Mehrwegvertriebsquote, eine generelle Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 50 Prozent in Kombination mit einer Abgabenlösung oder Abgaben auf Einweggetränkeverpackungen als potentiell mögliche Maßnahmen zur Stärkung von Mehrweggetränkeverpackungen. Hinsichtlich einer Pflicht zur Verwendung von Mehrweg-Poolsystemen bestehen offene Fragen der Angemessenheit des Mittels, während eine Mehrwertsteuersenkung für Getränke in Mehrwegverpackungen als kritisch beurteilt wird. Die Einführung eines von 19 Prozent auf 7 Prozent ermäßigten Umsatzsteuersatzes in Mehrwegverpackungen bei alkoholischen Getränken wäre rechtlich unzulässig und bei nichtalkoholischen Getränken zwar zulässig, aber aller Voraussicht nach unzweckmäßig.

In den nächsten Arbeitspaketen erfolgt die Untersuchung möglicher Maßnahmen zur Etablierung und Verstetigung vom Mehrwegversandverpackungen und der Abfallvermeidungspotenziale von Mehrwegverpackungen in anderen Anwendungsbereichen. Am Ende sollen Vorschläge für die Entwicklung eines Gesamtkonzepts zur Förderung und ökologischen Optimierung von Mehrwegverpackungssystemen entwickelt werden. Der Abschluss des Vorhabens ist für das Jahr 2023 geplant.

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 Mehrweg  Mehrwegverpackung  Abfallvermeidung  Verringerung des Verpackungsverbrauchs  Verpackungsgesetz