plan B:altic – Klimawandel und Raumentwicklung: Anpassungsstrategien der Stadt- und Regionalplanung in Stadtregionen der Küstenzone am Beispiel des Ostseeraumes

Hintergrund und Ziele

Auch wenn Auswirkungen des Klimawandels auf die küstennahen Stadtregionen des Ostseeraumes nicht vorhersehbar sind, so ist zumindest mit Schäden durch ⁠Starkregen⁠, Hochwasser, Meeresspiegelanstieg und Stürme sowie durch Hitzewellen und Trockenheit zu rechnen. Daneben können auch nichtklimatische Faktoren wie zum Beispiel Flussbegradigungen und Flächenversiegelungen zu Schadensrisiken durch Hochwasser führen, und dabei gemeinsam mit dem ⁠Klimawandel⁠ wirken oder gar alleine ausschlaggebend sein. Darüber hinaus stehen die urbanen Räume der Ostseeküste aufgrund ihrer Lagevorteile unter einem hohen Nutzungsdruck. In dieser Situation und trotz der Unsicherheiten hinsichtlich der lokalen Klimawirkungen und des Einflusses nichtklimatischer Faktoren stellen sich besondere Anforderungen an die Stadt- und Regionalplanung, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung der küstennahen Stadtregionen zu gewährleisten.

Ziele:

Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den engen Austausch mit der Praxis sollen die Zusammenhänge, Veränderungsprozesse und daraus erwachsenden Risiken und spezifischen Betroffenheiten analysiert und interpretiert werden und mögliche Anpassungsstrategien der Stadt- und Regionalplanung entwickelt werden.

Das Hauptziel des Forschungsvorhabens ist, zum Umgang mit potenziellen und tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels integrative raumplanerische Strategien für die gemeinwohlorientierte Entwicklung von Stadtregionen in Küstenzonen zu entwerfen und erste Prozesse in Gang zu setzen.

Es werden die folgenden Leitfragen behandelt:

– Welche Herausforderungen stellen sich für die Raumplanung durch die spezifischen Charakteristika des Klimawandels, insbesondere die Komplexität, den allumfassenden Charakter und die ⁠Unsicherheit⁠ sowohl der Einflussfaktoren als auch der Auswirkungen des Klimawandels?

– Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich in diesem Kontext daraus, dass Stadtregionen als besonders komplexe und heterogene sozial-ökologische Systeme betrachtet werden können?

– Wie kann die Stadt- und Regionalplanung mit diesen Herausforderungen umgehen und welche Möglichkeiten und Restriktionen ergeben sich durch die Verfasstheit der räumlichen Planung im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels?

Die transdisziplinäre Zusammenarbeit erfolgt in intensivem Austausch mit der Stadtregion Rostock und einer Projektgruppe im Rahmen der Ostseekooperation BSSSC (Baltic Sea States Subregional Cooperation). Daneben werden Fallstudien hauptsächlich zu den Stadtregionen Stockholm und Riga durchgeführt. Mit diesen Fallbeispielen lassen sich der hohe Nutzungsdruck an der Ostseeküste und die verschiedenen Rahmenbedingungen und Entwicklungen abbilden. Auch können mit einer geografischen Streuung die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels im Ostseeraum berücksichtigt werden. Durch eine Betrachtung von Stadtregionen aus verschiedenen nationalstaatlichen und kulturellen Kontexten und den direkten Dialog mit den Akteuren aus der Praxis werden zudem erweiterte Sichtweisen und Schlussfolgerungen erwartet.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Mecklenburg-Vorpommern
Naturräumliche Zuordnung
  • Küste

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Erarbeitet wird ein Modell der stadtregionalen Klimaänderungen in Zusammenhang mit strukturellen und sozioökonomischen Entwicklungen. Dabei wird betrachtet, inwiefern sich das innerstädtische ⁠Klima⁠ im Vergleich zum Klima des Umlandes gestaltet und durch welche Faktoren dieses in den Küstenstädten beeinflusst wird. Zur Analyse der Auswirkungen von zukünftigen Klimaänderungen für die Stadtregionen werden modellgestützte Szenarien sich ändernder Rahmenbedingungen (Klima & ⁠Landnutzung⁠) entwickelt und aufbereitet.

Szenario⁠ 1 „Entwicklung in Grenzen“

Szenario 2 „Alles in Maßen“

Szenario 3 „Klima der Extreme“

Szenario 4 „konsequent nachhaltig“

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
  • Sturm
Weitere Parameter 

Extremwetterereignisse

Weitere Zeitangaben 

bis 2050

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Bislang ist noch unsicher, wie sich der ⁠Klimawandel⁠ künftig regional und lokal im Ostseeraum entwickeln wird und welche spezifischen Klimawirkungen auftreten werden. Trotzdem können für die küstennahen Stadtregionen der Ostseeregion neue Probleme beispielsweise durch steigende Temperaturen oder Extremwetterereignisse erwartet werden.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Im Teilprojekt "Raumnutzung und spezifische Betroffenheiten" werden auf der Basis des Ökosystemdienstleistungskonzeptes die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Umwelt und Lokalklima betrachtet. In diesem Kontext geht es um die Bewertung von Ökosystemdienstleistungen, deren Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden sowie die Bedeutung einzelner Leistungen im Zusammenhang mit dem ⁠Klimawandel⁠. Hierfür werden derzeit existierende Landnutzungen, Ökosysteme, sowie Unterschiede in der Bevölkerung (z.B. im Alter) untersucht und dabei regionale Besonderheiten berücksichtigt. Im Fokus steht die räumliche Analyse der Betroffenheit (sozial-ökologische ⁠Vulnerabilität⁠) in Bezug auf potenzielle Klimawandelfolgen, die als Basis für die Entwicklung adäquater Anpassungsstrategien fungiert. Klimawandelanpassung bietet die Chance, Landschaften schon jetzt nachhaltiger zu gestalten, indem durch die Betrachtung von Ökosystemdienstleistungen die Funktionstüchtigkeit der Natur berücksichtigt wird.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Aus den Klimaveränderungen können sich auch Chancen ergeben. So ist es für eine langfristige sozial-ökologische Entwicklung nicht mehr ausreichend, sich alleine mit dem ⁠Klimaschutz⁠ zu befassen. Es werden auch Strategien zum Umgang mit dem ⁠Klimawandel⁠ und damit einhergehend einer Anpassung an seine Folgen erforderlich.

Gerade die Städte an der Ostseeküste sind auf Grund ihrer Lagevorteile besonders hohen Ansprüchen ausgesetzt, so dass vielfältige stadtregionale Zusammenhänge und Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. In dieser Situation stellen sich besondere Anforderungen an die Stadt- und Regionalplanung, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung der küstennahen Stadtregionen zu gewährleisten. Zwar orientiert sich die Raumplanung an integrierenden und vorausschauenden Konzepten und erscheint dadurch geeignet, die unterschiedlichen Raumnutzungen an den Klimawandel anzupassen. Doch sind sie mitunter auch an Regulationsmaßnahmen beteiligt, die in Wechselwirkung mit dem Klimawandel Schadensereignisse hervorrufen können. So müssen alte Routinen überdacht und neue hinsichtlich möglicher Anpassungsstrategien entwickelt werden. Von zentraler Bedeutung für die ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ sind hierbei die Prüfung des Instrumentariums und der Methoden der Raumplanung. Für eine angemessene Umsetzbarkeit der Anpassungsstrategien müssen die gesellschaftlichen Akteure mit ihren verschiedenen Interessen sowie die zukünftigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Entwicklungen und deren unbeabsichtigte Folgen einbezogen werden.

Zeithorizont
  • 2036–2065

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Bundesministerium für Bildung und Forschung (⁠BMBF⁠) im Rahmenprogramm „FONA - Forschung für nachhaltige Entwicklungen“ im sozialökologischen Förderschwerpunkt

Projektleitung 

HafenCity Universität Hamburg, Fachgebiet Stadtplanung und Regionalentwicklung

Beteiligte/Partner 

plan B:altic ist eine interdisziplinäre Forschungsnachwuchsgruppe

Ansprechpartner

HafenCity Universität Hamburg
Urban Planning and Regional Development
Winterhuder Weg 31
D-22085 Hamburg

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Handlungsfelder:
 Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung