ErKlim - Erfolgsfaktoren für Klimaschutz und Klimaanpassung: Kommunikationsstrategien für Klimaschutz und Schutz vor Klimawirkungen in Bauen/Wohnen und Mobilität

Hintergrund und Ziele

Hintergrund des Projekts ist die Erkenntnis, dass der ⁠Klimawandel⁠ die gleichzeitige Bewältigung von zwei Herausforderungen erfordert: ⁠Klimaschutz⁠ und Klimaanpassung. Die Umsetzung von Klimaschutz und Klimaanpassung in Deutschland bleibt bisher jedoch hinter den Möglichkeiten und Notwendigkeiten zurück. Dieses betrifft besonders die Handlungsfelder Bauen, Wohnen und Mobilität. Mit den bisherigen Anreiz- und Kommunikationsansätzen für den Klimaschutz konnte die Verbreitung innovativer Technologien sowie klimaschützende Verhaltensänderungen in großen Teilen der Bevölkerung nicht erreicht und vorhandene Erfolge nicht verstetigt werden. Für die Klimaanpassung besteht bisher nur ein geringes Bewusstsein über die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Bewältigung der Auswirkungen einer weiteren Zunahme von Wetterextremen. Zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung bestehen dabei sowohl Synergien, als auch Konflikte.

Ziele des Projekts sind die Analyse der Erfolgs- und Misserfolgsursachen bisheriger Maßnahmen zur Verbreitung von Klimaschutz und Klimaanpassung, die Ableitung verbesserter Strategien zur integrierten Förderung des Klimaschutzes und der Klimaanpassung unter besonderer Berücksichtigung umweltpsychologischer Erkenntnisse über verhaltensändernde Kommunikationsformen sowie die Anwendung der erworbenen Erkenntnisse in konkreten Maßnahmen zur Förderung des Klimaschutzes und der Klimaanpassung.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Brandenburg
  • Bremen
  • Hamburg
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Es werden keine spezifischen Klimaszenarien verwendet, sondern die gesamte Bandbreite möglich erscheinender ⁠Klimafolgen⁠ (soweit sie bekannt sind) in den Bereichen Bauen und Wohnen sowie Verkehr und Mobilität berücksichtigt.

Parameter (Klimasignale)
  • Flusshochwasser
  • Hitzewellen
  • Sturzfluten
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
  • Sturm
  • Trockenheit
Weitere Parameter 

Kältewellen; insbesondere Zunahme von Wetterextremen

Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
  • mittelfristig = bis 2050
  • langfristig = bis 2100 und darüber hinaus

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Betrachtung von meteorologischen Naturgefahren (v. a. Sturm, Hagel, ⁠Starkregen⁠, ⁠Sturmflut⁠), von gravitativen Naturgefahren (v. a. Überschwemmung), von klimatischen Naturgefahren (v. a. Hitzewellen, Trockenheit, Kältewellen) sowie von graduellen Gefahren der ⁠Klimaänderung⁠ (Zunahme Winterniederschläge, Abnahme Sommerniederschläge, Temperaturerhöhung, Meeresspiegelanstieg).

Für den Bereich Bauen und Wohnen werden die prognostizierbaren Größen Temperatur, Niederschlag, Wind/Stürme und die Meeresspiegelhöhe als am bedeutendsten angesehen. Im Bereich Mobilität sind v.a. Extremereignisse relevant, da die Verkehrssysteme gegenüber den durch sie verursachten Naturkatastrophen besonders anfällig sind.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Dringlichkeit und Priorisierung von Anpassungsbedarf 

Es erfolgt eine Einschätzung darüber, ob die notwendigen ökonomischen Mittel zur Durchführung der Anpassungsmaßnahmen vorhanden sind. Dringlichkeit für Maßnahmen wird insbesondere in der Anpassung an Hitzewellen gesehen.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Es soll erstens die Frage beantwortet werden, welche Anpassungsmaßnahmen von Privathaushalten in den Bereichen Bauen und Wohnen sowie Verkehr und Mobilität zum Schutz von Leib, Leben und Eigentum geeignet sind und zweitens, mit welchen Kommunikationsstrategien diese Anpassungsmaßnahmen gefördert werden können.

Ergebnis ist, dass es aufgrund der langen Lebensdauer von Bauten und Infrastrukturen wichtig ist, architektonische, raumplanerische und baukonzeptionelle und gebäudetechnische Konzepte frühzeitig an stattfindende und künftige klimatische Veränderungen anzupassen. Die Planung von Wohnbauten mit Lebenserwartungen von 50 bis 100 Jahre verlangt eine vorausschauende Sicht und damit die Berücksichtigung des künftigen Klimas. Dasselbe gilt für Erneuerungsarbeiten im Gebäudebestand. Bisher stützen sich die Anforderungen an die Sicherheit von Bauelementen am Äußeren von Bauten auf Mittelwerte vergangener Beobachtungsperioden des Klimas, die in Baunormen festgeschrieben sind.

Nicht nur technische Bauten und Bauten an extremen Lagen, sondern auch normale Bauten sind von stärkeren Witterungseinflüssen betroffen. Dabei lohnt sich eine frühzeitige Anpassung an die klimatischen Veränderungen in mehrfacher Hinsicht: Erstens können Zusatzkosten für spätere Maßnahmen vermieden werden. Zweitens reduziert eine angepasste Bauweise mögliche wetter- und klimabedingte Schäden. Drittens erhöhen sich die Sicherheit und der Komfort in der Wohn- und Arbeitswelt. Heute werden primär die Investitions- anstelle der Lebenszykluskosten minimiert, was die Realisierung sorgfältig aufeinander abgestimmter Systeme verhindert. Es besteht hoher Informationsbedarf zum klimaangepassten Bauen.

Die Analysen im Bereich Mobilität fokussierten auf kurzfristige Handlungsmöglichkeiten im Personenverkehr, z.B. die Anpassungsmöglichkeiten durch Verkehrsmittelwahl und Verkehrsvermeidung nach einer Extremwetterwarnung. Langfristige Anpassungsmaßnahmen werden überblicksartig für den Infrastrukturbereich sowie die Planung und Politik dargestellt. Die Anfälligkeit von Verkehrsmitteln gegenüber Naturgefahren wird über die Veränderung der Sicherheit, der Zuverlässigkeit und des Komforts abgeschätzt. Für die Verkehrsteilnehmer lassen sich folgende Gesichtspunkte herausstellen: Die Bahn weist Vorzüge bezüglich der Zuverlässigkeit und des geringen Unfallrisikos insbesondere bei ⁠Starkregen⁠ und Hagel auf, wobei intraurbane, gleisgestützte Verkehrssysteme oftmals noch sicherer und zuverlässiger sind. Pkw und Bus agieren bei den hier betrachteten Naturgefahren im Mittelfeld. Sie weisen jedoch Vorteile hinsichtlich der Zuverlässigkeit auf, da das Straßennetz in Mitteleuropa sehr dicht ist und Umwege zulässt, wenn bestimmte Straßenabschnitte nicht befahrbar sind.

Infrastrukturbetreiber sollten bei der Bemessung von Verkehrsinfrastrukturanlagen die Einwirkungen von Naturgefahren konsequent mit berücksichtigen. Die Anpassung von bestehenden Verkehrsinfrastrukturanlagen ist kostenintensiver als entsprechende Vorkehrungen beim Neubau. Beim Neubau ist der Gestaltungsspielraum am größten; dieser Zeitpunkt sollte für die Anpassung an Klimawirkungen genutzt werden. Bei einem Hafenumbau sind beispielsweise die Überlegungen zum Meeresspiegelanstieg mit einzubeziehen. Besonders die schienengebundenen Verkehrsmittel sind weniger anfällig gegenüber dem ⁠Klimawandel⁠ und ansteigenden Wetterextremen und sollten deshalb ausgebaut werden.

Die Politik kann bei der Informationsverbreitung, bei der vorbereitenden Planung (Planungsphase von Infrastrukturinvestitionen), der Regulation von eingetretenen Schadensfällen und bei der Ermöglichung von Verkehrsvermeidung als rahmengebendes Organ maßgeblich steuernd einwirken. Ihr kommt damit bei der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ im Verkehrsbereich eine herausragende Bedeutung zu.

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)
Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Anpassungsmaßnahmen werden neben ihrer Wirksamkeit zum Schutz von Leib, Leben und Eigentum auch auf ihre Synergien und Konflikte mit Klimaschutzzielen überprüft (z.B. Holzhäuser als CO2-Senke).

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Ziele der betrachteten Maßnahmen sind:

1. Erhöhung des Bewusstseins über die Notwendigkeit zur Anpassung;

2. Verdeutlichung der Synergien zwischen Anpassung und Vermeidung (⁠Mitigation⁠);

3. Entwicklung von geeigneten Kommunikationsstrategien für die Unterstützung von Anpassung;

4. Erstellung eines Praxisleitfadens (so genannter "KyotoPlus-Navigator").

Dieser "KyotoPlus-Navigator" ist ein Praxisleitfaden zur Förderung von ⁠Klimaschutz⁠ und Klimaanpassung in Privathaushalten. Er beinhaltet neben einer Darstellung der "Psychologie des Klimaschutz- und Klimaanpassungsverhaltens" vor allem konkrete Instrumente sowie eine fundierte "7-Schritte-Strategie" zur Verhaltensänderung. Sämtliche Informationen werden handlungsnah durch Good-Practice-Beispiele konkreter Projekte und Aktivitäten illustriert. Dabei werden insbesondere die Handlungsbereiche Bauen/Wohnen und Verkehr/Mobilität betrachtet. So werden praxisnahe Strategien und Instrumente dargestellt, mit denen beispielsweise die energieeffiziente Gebäudesanierung, der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder - im Sinne der Klimaanpassung - die private Vorsorge gegenüber zunehmenden Wetterextremen wie ⁠Starkregen⁠ und Hitzewellen gefördert werden kann.

Der KyotoPlus-Navigator richtet sich an Personen und Institutionen, die den Klimaschutz und/oder die Klimaanpassung in der allgemeinen Bevölkerung fördern möchten. Aufgaben- und Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung sollen mit dem KyotoPlus-Navigator ebenso unterstützt werden wie privatwirtschaftliche und gemeinnützige Akteure, die sich mit konkreten Fragen der Planung und Umsetzung von Klimaschutz und Klimaanpassung befassen.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

BMBF⁠-Fördermaßnahme "klimazwei - Forschung für den ⁠Klimaschutz⁠ und Schutz vor Klimawirkungen"

Projektleitung 

Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg

Beteiligte/Partner 

Universität Kassel, Sozial- und Innovationspsychologie;
Philipps-Universität Marburg;
e-fect

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Handlungsfelder:
 Gebäude  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur