Deutschland benötigt bis 2030 weniger Rohstoffe

Ein Mann mit Bauhelm schaut auf einen Tagebau.zum Vergrößern anklicken
Das UBA hat untersucht, welche Möglichkeiten langfristig bestehen, um den Rohstoffbedarf zu senken
Quelle: Codreanu Mihai / Fotolia

Deutschland kann seinen Rohstoffbedarf bis 2030 auch bei steigender Wirtschaftsleistung und großen Veränderungen wie der Energiewende senken. Das zeigt ein Forschungsprojekt des UBA, in welchem erstmals volkswirtschaftlich untersucht wurde, wie Rohstoffe – unter Berücksichtigung technischer Potenziale und Pfadabhängigkeiten – langfristig produktiver eingesetzt werden können.

Unser Wohlstand und die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft fußt auf der Nutzung natürlicher Ressourcen. Das nicht-nachhaltige Wachstum in Ländern wie Deutschland hat jedoch Grenzen: Denn natürliche Ressourcen sind begrenzt. Würden Produktions- und Konsummuster der industrialisierten Welt zukünftig von neun Milliarden Menschen übernommen, wären die Tragfähigkeitsgrenzen der natürlichen Umwelt weit überschritten. Um dem zu entgegnen, hat sich die Bundesregierung mit dem Nationalen Ressourceneffizienzprogramm „ProgRess“ einer ressourcenschonenden Wirtschaftsweise verpflichtet. Eines der zentralen Ziele von ProgRess ist es, den Primärrohstoffverbrauch und die damit verbundenen Umweltbelastungen zu reduzieren.

Darum hat das ⁠UBA⁠ im Projekt DeteRess für die gesamte Bundesrepublik untersucht, welche technischen Möglichkeiten langfristig bestehen werden, um den Bedarf an Rohstoffen zu senken und letztere produktiver einzusetzen und gleichsam Wohlstand und Entwicklungschancen zu sichern. Der Schwerpunkt lag auf den technischen Triebkräften, Potenzialen und strukturellen Nachfragen, die im Wesentlichen nicht durch individuelles Konsumverhalten zu beeinflussen sind. So wurden beispielsweise die Auswirkungen des demographischen Wandels und die Umsetzung der Energiewende sowie Effekte aus der Erhaltung und Ertüchtigung des Bestandes an Infrastrukturen und Gebäuden berücksichtigt, aber auch Strategien zum Recycling, zur Substitution sowie zur Steigerung der Materialeffizienz in besonders materialintensiven Sektoren. Dank des hierfür entwickelten, hochauflösenden und detailscharfen Rohstoffmodells ließen sich nicht nur die Auswirkungen einzelner Materialien, Technologien und Branchen auf den zukünftigen Rohstoffbedarf aufzeigen, sondern auch die damit verbundenen weltweiten Auswirkungen auf die Rohstoffimporte. 

Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland zunehmend produktiver mit Rohstoffen wirtschaften kann. Die ⁠Gesamtrohstoffproduktivität⁠ wird jährlich bis 2030 um 1,8 % zunehmen. Dabei wird der Primärrohstoffbedarf der deutschen Volkswirtschaft insgesamt rückläufig sein. In einem Trendszenario sinkt der inländische ⁠Primärrohstoffeinsatz⁠ für Konsum und Investitionen pro Kopf von 2010 bis 2030 um 16 %, in einem technisch sehr ambitionierten ⁠Szenario⁠ sogar um bis zu 32 %. Die wichtigsten Einflussgrößen hierfür sind die Umsetzung der Energiewende, der Trend der rückläufigen Erschließung neuer Siedlungsflächen, materialeffizientere Bauweisen sowie die Fortschreibung der Rohstoffeffizienzsteigerung des verarbeitenden Gewerbes.

Die erarbeiteten Szenarien zeigen einen Handlungs- und Gestaltungskorridor der Rohstoffeffizienzpolitik bis 2030 auf. Sie ermöglichen konkrete Zielformulierungen bei der Fortentwicklung des deutschen Ressourceneffizienzprogramms. Darüber hinaus lassen sich die Auswirkungen von Strategien aus anderen Politikfeldern wie dem ⁠Klimaschutz⁠ sowie von technologischen Innovationen und deren Förderung auf den gesamtwirtschaftlichen Rohstoffbedarf aufzeigen.

Das im Projekt DeteRess entwickelte Modell wird zurzeit im Rahmen eines Folgeprojekts um den Faktor Treibhausgase erweitert. Zukünftig soll es um weitere Inanspruchnahmen natürlicher Ressourcen wie Fläche, Boden, Frischwasser sowie die Ökosysteme erweitert werden um einen ganzheitlichen Blick auf die globale Ressourcennutzung der Bundesrepublik zu gewähren.