Nr.: 74Newsletter Klimafolgen und Anpassung

Liebe Leserinnen und Leser,

die Hochwasserkatastrophe hat uns allen gezeigt: Kommunen müssen gegen Folgen des Klimawandels vorsorgen. Das bundesweite „Zentrum KlimaAnpassung“ soll ab sofort Städte, Landkreise und Gemeinden bei ihren Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze gab im Juli den Startschuss für das Zentrum. Es hilft Kommunen und Trägern sozialer Einrichtungen dabei, individuelle Konzepte zur Anpassung zu entwickeln, berät in puncto Förderung, vernetzt alle betroffenen Akteure und bietet maßgeschneiderte Fortbildungsmöglichkeiten. Lesen Sie mehr zum Zentrum KlimaAnpassung in unserem Schwerpunktartikel.
Außerdem können Sie in dieser Newsletter-Ausgabe über aktuelle Aktivitäten zur Anpassung an Klimafolgen in den Bundesländern, Kommunen, der Forschung und Praxis lesen.

Eine spannende Lektüre wünscht
Ihr KomPass-Team im Umweltbundesamt

Schwerpunktartikel

Das Zentrum KlimaAnpassung - beraten, vernetzen, gestalten

Zentrum Klimaanpassung Logo
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Quelle: Zentrum Klimaanpassung

Der Klimawandel hat schon heute spürbare Auswirkungen auf Städte, Gemeinden und Landkreise in ganz Deutschland. Extremwetterphänomene wie Starkregen, Hitze- und Dürreperioden oder Unwetter mit Überschwemmungen, Hagel und Stürme machen den Kommunen zu schaffen. Sie können Menschen und Wirtschaft – wie sich immer wieder eindrücklich zeigt – schwerwiegende Schäden zufügen und Verkehrs- und Versorgungsinfrastrukturen an ihre Grenzen bringen oder sogar zu temporären Ausfällen führen. Städte, Gemeinden, Kreise und Träger sozialer Einrichtungen in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen.

Hier setzt das Zentrum KlimaAnpassung – gestartet Anfang Juli 2021 – mit seinen Angeboten an. Kommunen und Träger sozialer Einrichtungen aus ganz Deutschland finden hier eine zentrale Anlaufstelle, um sich zur Umsetzung von Klimaanpassung und entsprechenden Fördermöglichkeiten beraten zu lassen, Weiterbildungsangebote in Anspruch zu nehmen, aus einem wachsenden Wissenspool zu Klimaanpassungsthemen mit Bezug zur kommunalen Ebene und zu sozialen Einrichtungen zu schöpfen und sich mit (anderen) Praktiker*innen zu vernetzen. www.zentrum-klimaanpassung.de

KomPass - In eigener Sache

UBA fordert: Klimaanpassung jetzt gesetzlich verankern

Im Angesicht der jüngsten Starkregenfälle in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Bayern hat das Umweltbundesamt (UBA) gefordert, eine neue „Gemeinschaftsaufgabe Klimaanpassung“ im Grundgesetz zu verankern und ein bundesweites Klimaanpassungsgesetz zu verabschieden. Auf diese Weise könnten von Bund und Ländern gemeinsam rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für eine wirksame Klimaanpassung geschaffen werden. Dabei wies das UBA darauf hin, dass die Folgen durch die Erderwärmung für Deutschland seit langem bekannt sind. Aus der aktuellen Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland ließe sich eine umfassende Zahl an geeigneten Maßnahmen ableiten, um auf den Klimawandel zu reagieren. 

Mit Hilfe des UBA Schattenspender werden

Die Anzahl der Hitzetage pro Jahr steigt und die damit verbundenen Belastungen auch. Deshalb bietet das Umweltbundesamt (UBA) mit der Kampagne „Schattenspender“ Gemeinden die Vorlage für eine einfach aufzusetzende Mitmach-Kampagne an, die vulnerable Gruppen über Risiken aufklärt und zu Schutzmaßnahmen anregt. Im Kampagnenleitfaden „Spenden Sie Schatten“ finden sich Informationen zum Aufbau eines Netzwerkes, für die Ansprache der Medien, für Aktionen zum Thema, sowie Best-Practice Beispiele. Der aktualisierte „Hitzeknigge“ bietet einen Überblick zu Fragestellungen rund um Hitzebelastung bis hin zu Tipps zum richtigen Verhalten bei Hitze.

Leitfaden und Hitzeknigge sind zum Download verfügbar.

„Werkzeugkasten“ für die Rücknahme von Siedlungsbereichen

Mit der neuen Veröffentlichung „Rücknahme von Siedlungsbereichen als Anpassungsstrategie“ hat das UBA die systematische Aufarbeitung möglicher Klimaanpassungsmaßnahmen durch die Veränderungen von Siedlungsstrukturen vorgelegt. Die 92 Seiten starke Broschüre zeigt dabei Wege auf, wie die Rücknahme von Siedlungsbereichen in der Raumplanung und -ordnung berücksichtigt werden kann, um die Klimaanpassung und die räumliche Risikovorsorge zu unterstützen. Dieser „Werkzeugkasten“ des UBA bietet eine Praxishilfe, orientiert an wichtigen Fragestellungen. Er zeigt außerdem Vorteile des Rückbaus auf, wie beispielsweise reduzierte Infrastrukturkosten oder eine Aufwertung von Siedlungen mit Schrumpfungstendenzen.

Analyse von Normen bezüglich Klimafolgen

In welchen bestehenden Normen werden die Folgen des Klimawandels schon ausreichend berücksichtigt und bei welchen besteht noch Handlungsbedarf? Antworten darauf gibt die jetzt erschienene Auswertung des Projekts „Adaptation Standard“: „Analyse bestehender Normen auf Anpassungsbedarfe bezüglich Folgen des Klimawandels“. Grundsätzlich kommt die Analyse zu dem Schluss, dass die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeiten zur Anpassung kaum in Normen und technischen Regeln berücksichtigt werden. Um dies zu ändern schlägt die Analyse vor, etwa den Einbezug von Klimafolgen und die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen mehr als Standard der Technik zu etablieren und zeigt, welche Anforderungen es noch gibt und wie die Wege aussehen könnten diese zu erfüllen.

Anpassungspolitik - Bund, Länder, Kommunen

Weltklimarat warnt vor schnellem und starkem Klimawandel

Der Weltklimarat der Vereinten Nationen IPCC hat seinen 6. Bericht zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels veröffentlicht. Darin zeigt der IPCC, dass der Klimawandel schneller voran schreitet als bisher angenommen. Er sieht in diesem Zusammenhang für die Zukunft eine starke Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen sowie von Hitze- und Dürreperioden. Dies sei nachweislich auf den Einfluss des Menschen auf das Klima zurückzuführen. Auch ließe sich der Trend zu mehr extremen Wetterverläufen nicht durch die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius stoppen, nur die Eingrenzung der Verbreitung ist dadurch möglich, sodass Anpassung zwingend nötig ist.

NRW: Klimaanpassungsgesetz verabschiedet und 15-Punkte-Offensive vorgestellt

Nordrhein-Westfalens Landtag hat Anfang Juli das bundesweit erste Klimaanpassungsgesetz verabschiedet. Es verpflichtet alle Träger öffentlicher Aufgaben dazu, Klimafolgen bei allen Planungen und Entscheidungen zu berücksichtigen. Parallel zur Verabschiedung stellte das Umweltministerium des Bundeslandes eine 15-Punkte-Offensive mit Maßnahmen zur Umsetzung des Gesetzes vor. Sie sieht u.a. die Einrichtung eines neuen „Beirat Klimaanpassung“ vor, der die Erarbeitung der Klimaanpassungsstrategie begleiten soll. Auch die Unterstützung, insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen, bei der Anpassung an den Klimawandel durch ein „Kompetenznetzwerk Klimaanpassung“ ist geplant.

Klimaanpassungsstrategie 2021 für Karlsruhe fortgeschrieben

Am 27. Juli wurde die Karlsruher Klimaanpassungsstrategie 2021 - Monitoringbericht und 1. Fortschreibung einstimmig durch den Gemeinderat beschlossen. Damit sind die Weichen gestellt, dass die Stadt auch in den kommenden Jahren die bisherigen Klimaanpassungsmaßnahmen umsetzen und neue beginnen kann. Zielsetzung ist, die bereits heute spürbaren und auch mit ambitioniertem Klimaschutz nicht vermeidbaren Auswirkungen des globalen Klimawandels durch geeignete lokale Anpassungsmaßnahmen abzumildern und das Stadtklima zu verbessern. Insgesamt verfolgt die Stadtverwaltung 85 Klimaanpassungsmaßnahmen. Weil die Anpassung an den Klimawandel ein Querschnittsthema ist, setzen zahlreiche Dienststellen und städtische Gesellschaften die Maßnahmen um. Diese sind in 16 Handlungsfeldern zusammengefasst und decken damit alle Arbeitsbereiche ab, in denen die Stadt vom Klimawandel betroffen ist.

Förderung für naturnahe Grünflächen in Städten ausgeweitet

Mit dem neuen Förderschwerpunkt „Stadtnatur“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt weitet das Bundesumweltministerium seine Förderung für mehr Natur- und Grünflächen in Städten aus. Ab sofort können Kommunen die Förderung von Projekten beantragen, die zum Beispiel den Anteil an naturnahen Grün- und Freiflächen im Siedlungsbereich erhöhen oder die Arten- und Pflanzenvielfalt fördern. Die förderbaren Maßnahmen sind dabei vielfältig und nicht auf einzelne Themenfelder beschränkt. Wesentlich ist, dass die Projekte die Natur und Biodiversität fördern. Bundesumweltministerin Svenja Schulze wies in diesem Zusammenhang auch auf den positiven Effekt von Stadtgrün auf das Mikroklima hin.

Aus Forschung und Praxis

Regional

KIT: Hochwasserrisiken besser durch historische Daten einschätzbar

Forschende am CEDIM – Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology – des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben einen ersten Bericht zu den Hochwasserereignissen im Juli vorgelegt. Darin gehen sie darauf ein, wie es zu den Überflutungen kommen konnte und wie sich Hochwassergefahren vorab besser abschätzen lassen. Für eine bessere Vorhersagbarkeit solcher Ereignisse empfehlen die Forschenden historische Daten mit in Gefahrenkarten einzubeziehen. Beispielsweise gab es im Ahrtal bereits 1804 und 1910 bedeutende Hochwasserereignisse. Der Einbezug solcher Daten könnte die Bemessungsgrundlage für den Hochwasserschutz im Ahrtal verbessern und dabei helfen Hochwasserjahre zu identifizieren. Dieser grundsätzliche Ansatz geht auch über die Region hinaus.

Nachhaltige Nutzung von Auen gefordert

Vor dem Hintergrund der aktuellen Hochwasser und im Hinblick auf eine potenzielle Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Starkregen, fordert Prof. Dr. Christoph Zielhofer, Physischer Geograph an der Universität Leipzig, in Zukunft verstärkte Aufmerksamkeit auf die Nutzung von Flussauen zu richten. Ihre bauliche Veränderung spiele bei Hochfluten eine herausragende Rolle, da Auen die natürlichen Überflutungsräume für Flüsse darstellen, in die sie bei extremen Hochwasser-Situationen durch Barrieren hinweg zurück finden. Deshalb müsse der Nutzungsdruck auf Flussauen reduziert und Auen renaturiert werden, um besseren Hochwasserschutz zu leisten.

Tiefere Wurzeln gegen Trockenstress

Baumwurzeln orientieren die Richtung ihres Wachstums an feuchten Bodenbereichen. Durch Trockenperioden in Folge des Klimawandels leiden gerade Stadt- und Parkbäume stärker unter Trockenstress. Um Bäume resilienter zu machen, müssen die Wurzeln angeregt werden in tiefere Bodenschichten zu wachsen, in denen die Erde nicht so schnell austrocknet. Biomechaniker des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben jetzt ein einfaches Verfahren vorgestellt, mit dem Bäume sich besser gegen Trockenheit wappnen können. Durch einen mit grobem Splitt und Terra preta gefüllten Zylinder, der in 20 bis 30 Zentimetern Tiefe unter den Baum gebracht wird, sollen die Wurzeln zu einem tieferen Wachstum animiert werden – so weit, dass die Bäume auch während starker Trockenperioden nicht gewässert werden müssen.

National

UFZ: Fünf Prinzipien für klimasichere Städte und Kommunen

Unter der Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben Wissenschaftler*innen fünf Prinzipien definiert, an denen Städte und Gemeinden ihren Umbau für mehr Klimasicherheit orientieren sollten. Mit dem Statement wollen die Forschenden einen Diskussionsanstoß geben. Sie plädieren für ein großangelegtes Programm zur Klimafolgenanpassung, in dem Frühwarnsysteme verbessert und der Bevölkerungsschutz gestärkt werden. Darüber hinaus gelte es, den Landschaftsbau wie auch die Stadtplanung an einer höheren Schwamm- und Speicherfähigkeit zu orientieren, die Klimaprüfung von kritischen Infrastrukturen durchzusetzen und Lasten sowie Aufgaben der Klimaanpassung gesellschaftlich gerecht zu verteilen.

Klimasimulationen einfach erklärt

Die Folgen des Klimawandels lassen sich besser anhand von Klimamodellen verstehen und vorhersagen. Die Modelle simulieren das Klimasystem der Erde basierend auf naturwissenschaftlichen Gesetzen, ergänzt beispielsweise durch die Zunahme von Treibhausgasemissionen, lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die Basis für wichtige Entscheidungen sind. In der Forschung und damit auch für Berichte wie den des Weltklimarats IPCC spielen Klimasimulationen eine wichtige Rolle. Um sie besser zu verstehen und ihre Aussagekraft einordnen zu können, bietet die Webseite klimasimulationen.de einen Überblick zu Grundprinzipien und Erkenntnissen aus den Simulationen.

BUND warnt vor übereilten Veränderungen beim Hochwasserschutz

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat im Zusammenhang mit den jüngsten Hochwasserereignissen vor zu schnellen und wenig nachhaltigen Maßnahmen gewarnt. In einem 16-Punkte-Papier unterstreicht der Umweltverband, dass schnell umgesetzter Schutz vor Hochwasser oder Starkregen langfristig zur Verschärfung von Dürresituationen und zu Biodiversitätskrisen führen könnten. Davon ausgehend, dass Klimaschutz und -anpassung sowie Katastrophenschutz immer in Kombination umgesetzt werden sollten, fordert der BUND in seinem Papier, neben Klimaschutzmaßnahmen wie dem Ausstieg aus fossiler Energiegewinnung und einem CO2-Preis, beispielsweise mehr Raum für Bäche und Flüsse sowie mehr Aufklärung der Bevölkerung.

Initiative für eine „Integrierte Erdsystemforschung“ gestartet

Ausgehend von der Konferenz „Integrated Earth System Research – Challenges, Approaches and Impacts“ haben Wissenschaftler*innen aus zahlreichen Leibniz-Einrichtungen eine Initiative für eine „Integrierte Erdsystemforschung“ gestartet. Hintergrund ist, dass es bisher kaum wissenschaftliche Ansätze gibt, die die Erkenntnisse zu den vielschichtigen Umweltproblemen des jetzigen Erdzeitalter – dem Anthropozän –, in dem die Menschen einen starken Einfluss auf das Erdsystem erlangt haben, miteinander verknüpfen. Die Forschenden wollen daher das Anthropozän interdisziplinär untersuchen. In den kommenden Monaten wird dafür eine Forschungsplattform etabliert, die allen Wissenschaftler*innen offen steht.

Modellvorhaben für innerstädtisches Grün

Im Modellvorhaben „Green Urban Labs II“ werden sechs wachsende Kommunen innovative Ansätze erproben, um ihre innerstädtischen Grün- und Freiräume weiterzuentwickeln. Hintergrund dieser Initiative des Bundesinnenministeriums (BMI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist die Herausforderung, die entsprechenden Flächen trotz Nutzungsdruck für Zwecke wie die Klimaanpassung zu erhalten und nutzbar zu machen. Dafür werden Kommunen wie beispielsweise Karlsruhe, Ingolstadt oder Dresden unterschiedliche Ansätze verfolgen. Im Ergebnis sollen Erkenntnisse stehen, wie Grün- und Freiräume bei Nachverdichtung und Nutzungsdruck im Sinne einer doppelten Innenentwicklung qualifiziert, entwickelt und gestaltet werden können.

Global

Neue Plattform für die Planung der Hochwasservorsorge in Städten

„SaferPlaces“ ist ein neuer Webservice, der Städte bei der Hochwasservorsorge unterstützt. Das interaktive Online-Tool wird im Rahmen der EU-Initiative Climate-KIC in Zusammenarbeit mit dem Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ Potsdam) entwickelt und ist schon jetzt als Prototyp abrufbar. Auf der Plattform können Auswirkungen von Maßnahmen berechnet und darstellt werden, von der Ausbreitung des Wassers bis hin zu den entstehenden Schäden. Dadurch ist es möglich planerische Entscheidungen für gefährdete Bereiche zu identifizieren sowie Schutz- und Vorsorgemaßnahmen systematisch und effizient zu planen, etwa an Gebäuden oder durch die Schaffung von Versickerungsflächen.

Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Klimarisiken

Eine in der Online-Fachzeitschrift „PLOS One“ veröffentlichte Studie zur globalen Verteilung und Koinzidenz von Umweltverschmutzung, Klimafolgen und Gesundheitsrisiken kommt zu dem Ergebnis, dass Länder mit einer hohen Umweltverschmutzung durch Feinstaub parallel auch stark von Risiken durch den Klimawandel betroffen sind. Zudem sehen die Forschenden einen Zusammenhang zwischen starker Umweltverschmutzung, ökonomischem Status sowie der institutionellen Handlungsbereitschaft in Bezug auf die Probleme, was die Situation in den betroffenen Ländern verschlimmert. Die Autor*innen plädieren deshalb dafür die Umweltbelastung durch giftige Abgase als auch die Belastung durch Treibhausgase in den Regionen gemeinschaftlich zu betrachten und daran Zielvorgaben für Klimaschutz und -anpassung zu orientieren.

Anpassung an den Klimawandel bei Flechten

Forscher*innen des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik konnten jetzt zeigen, dass es bei flechtenbildenden Pilzen einen klima-spezifischen Unterschied in Gengruppen gibt. Sichtbar wurde dies anhand der Bildung verschiedener Naturstoffe, die die Flechten produzieren, um sich an unterschiedliche Bedingungen anzupassen, beispielsweise um besser gegen Trockenheit oder UV-Strahlung gewappnet zu sein. Naturstoffe anderer Pflanzen werden bereits in Medikamenten verwendet, die das Tumorwachstum hemmen. Daraus leiten die Forschenden ein großes Potenzial von Flechten für die Klimaanpassung ab, das es weiter zu untersuchen gelte.

Anpassung an Umweltveränderungen bei Pflanzen und Tieren

Anhand der Entwicklung von Wasserfloh-Populationen konnten Forschende der Universität Birmingham, der Katholieke Universiteit Leuven und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) herausfinden, dass die genetische Variation innerhalb einer Population entscheidend für ihre Fähigkeit ist, sich an Umweltveränderungen anzupassen. In ihren Untersuchungen haben die Wissenschaftler*innen festgestellt, dass die an- und abschwellende Bedrohung durch Fressfeinde mit Veränderungen im Erbgut einherging. Diese schnelle Evolution begründe sich in hoher genetischer Varianz. Durch das Ergebnis ließen sich mögliche Auswirkungen zukünftiger Umweltveränderungen auf Tierpopulationen besser verstehen.

Hochschule Koblenz forscht zu Starkregen in Jordanien

Der Nordwesten der arabischen Halbinseln war in den vergangenen Jahren immer wieder von Starkregen und darauffolgenden Sturzfluten betroffen. In den kommenden drei Jahren will die Hochschule Koblenz zusammen mit drei Forschungsinstituten, zwei Universitäten, zwei Ministerien und drei Unternehmen aus Deutschland und Jordanien in einem transdisziplinären Projekt zu den Starkregenereignissen im Projekt „Capture and retain heavy rainfalls in Jordan“ (CapTain Rain) forschen. Im Ergebnis sollen geeignete Klimadienste für die Bewertung und Vorhersage von Sturzfluten entwickelt und passende Maßnahmen zur Klimaanpassung in der Region identifiziert werden.

Publikationen

Deutschsprachig

Lassen sich Normen und technische Regeln klimafest gestalten?

Die Schnittstellen zwischen Normung und Klimawandel beleuchtet die kombinierte Fallstudie des Umweltbundesamtes „Lassen sich Normen und technische Regeln klimafest gestalten?“. Die Studie wurde im Rahmen des Vorhabens „Adaptation Standard: Analyse bestehender Normen auf Anpassungsbedarfe bezüglich Folgen des Klimawandels“ erstellt und zeigt wie sich der Klimawandel auf die bestehende Normung in Deutschland auswirkt. Dabei zeigt die Studie den Ist-Zustand – welche Normen den Klimawandel schon berücksichtigen – und in welchen Bereichen Regelungsbedarf besteht, wenn zukünftig Schutz- und Qualitätsniveaus beibehalten werden sollen. Ebenfalls wird dargestellt, was bei der Berücksichtigung des Klimawandels in Normen zu beachten ist.

Englischsprachig

Niedriges Einkommen und Hochwasserrisiko

In einem Fachartikel hat Daniel Osberghaus vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung anhand von Umfragen das Verhältnis von Einkommen und Hochwasserrisiko in Deutschland ausgewertet. Seine Ergebnisse legen nahe, dass einkommensschwache Haushalte in Hochwasser gefährdeten Regionen zwar aufgrund kleinerer Häuser und Wohnungen sowie kleinerer Vermögenswerte eher geringeren materiellen Hochwasserrisiken ausgesetzt sind, jedoch von Hochwasserschäden aufgrund eines geringeren Budgets härter getroffen werden. Ebenso ist die Prävention bei Haushalten mit kleinem Einkommen geringer als bei besser gestellten Haushalten. Für den Hochwasserschutz empfehle sich daher eine gezielte Unterstützung einkommensschwacher Haushalte durch die Politik.

Förderung des Selbstschutzes gegen Starkregen

Kommunale Verwaltungen gehören zu den wichtigsten Akteuren bei der Umsetzung von regionalen Klimaanpassungsmaßnahmen wie beispielsweise der Hochwasserprävention. Ein auf der wissenschaftlichen Online-Plattform MDPI erschienener Artikel befasst sich deshalb mit der Motivation kommunaler Akteure bei der Umsetzung von Klimaanpassung gegen die Folgen von Starkregen. Die Autor*innen haben versucht, auf der Basis von Umfragen unter kommunalen Akteuren aus 15 Bundesländern Schlüsselfaktoren für diese Motivation zu ermitteln. Im Ergebnis zeigt sich unter anderem, dass die Realisierbarkeit von Anpassungsmaßnahmen sowie das Wissen um Risiken Schlüsselfaktoren für die Motivation sein können, während Motivation und Umsetzung an sich nur teilweise zusammenhängen.

Metastudie zum Kenntnisstand um das Thema „Klima und Gesundheit“

Der erste umfassende Überblick zum Stand der Forschung zum Themenkomplex Klima und Gesundheit ist jetzt in den Fachzeitschriften „The Lancet Planetary Health“ und „Environmental Research Letters“ (hier als separate Arbeit mit dem Fokus auf ärmere Länder) erschienen. Die erstere Metastudie verdichtet den Erkenntnisstand aus 16.000 Einzelstudien. Das Ergebnis zeigt eine Landkarte des Wissens zur Klima- und Gesundheitsforschung. Dort sind etwa Ballungsräume („Cluster“) zu Belastungen wie Hitze-Stress, zu Gesundheitsfolgen oder zum Beispiel zu klimabezogenen Gefährdungen wie Extremwetter-Ereignissen zu sehen. Es zeigen sich auch Wissenslücken – etwa dazu, wie sich Klimaschutz und Anpassung bezüglich Gesundheit helfen oder auch behindern.

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Extremwetter: Ausbildung für Feuerwehr und Katastrophenschutz

Kommt es zu Starkregenereignissen und darauffolgende Überflutungen oder Hochwasser, dann sind es die kommunalen Feuerwehren, die für die erste Bewältigung der Folgen die Verantwortung tragen. Durch den voranschreitenden Klimawandel ist davon auszugehen, dass Einsätze zur Gefahrenabwehr bei solchen Ereignissen häufiger werden. Bisher werden die Feuerwehren jedoch in der regulären Dienstausbildung nur im begrenzten Umfang für den Umgang mit solchen Einsatzlagen und Ereignissen geschult.
Im Rahmen der kommunalen Klimawandelanpassung und als Beitrag zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) wurde deshalb das „Bildungsmodul zum Umgang mit außergewöhnlichen wasserbezogenen Naturgefahren zur Klimaanpassung für die Feuerwehr“ (BiWaWehr) von der Technische Universität Kaiserslautern und Siedlungswasserwirtschaft Kaiserslautern entwickelt. Es vermittelt Feuerwehr- und Katastrophenschutzeinheiten sowohl theoretische Inhalte wie etwa die „Grundlagen und Folgen des Klimawandels“ als auch praktische Übungsinhalte wie beispielsweise „Alarm- und Einsatzmaßnahmen bei Starkregenereignissen im ländlichen Raum“. Die Teilnehmer*innen können den sechswöchigen Online-Kurs – je nach Führungsebene – in zehn oder 16 Stunden absolvieren.

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