LW-R-2: Anbau und Vermehrung wärmeliebender Ackerkulturen

Das Bild zeigt ein Feld mit blühenden Hirsepflanzen in Nahaufnahme. zum Vergrößern anklicken
Die wärmeliebende Hirse könnte künftig für die bioenergetische Nutzung interessant sein.
Quelle: Isidre blanc | Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

LW-R-2: Anbau und Vermehrung wärmeliebender Ackerkulturen

Körnermais und Hartweizen sind wärmeliebende Kulturpflanzen, deren Anbau bei wärmeren Klimabedingungen in Deutschland ausgeweitet werden könnte. Der Körnermaisanbau hat in den letzten zwanzig Jahren bereits zunehmende Bedeutung erlangt. Die Hartweizenanbaufläche ist noch immer sehr gering.

Dargestellt sind für 1991 bis 2017 als Linien die Anteile von Körnermais und CCM, Körnermais und Durum an der Ackerfläche in Prozent.
LW-R-2: Anbau und Vermehrung wärmeliebender Ackerkulturen

Dargestellt sind für 1991 bis 2017 als Linien die Anteile von Körnermais und CCM, Körnermais und Durum an der Ackerfläche in Prozent. Die Zeitreihe zu Körnermais und CCM endet 2009 und verläuft bis dahin parallel zur Zeitreihe des Körnermais. Beide Zeitreihen zeigen einen quadratisch fallenden Trend. Der Anteil von Durum lag in den letzten Jahren um die 4 Prozent, der Trend ist quadratisch steigend. Die Vermehrungsfläche von Durum in Hektar ist als Säulen-Grafik dargestellt ud zeigt keinen Trend. Es gibt deutliche Schwankungen zwischen den Jahren.

Quelle: StBA (Bodennutzungshaupterhebung und Erhebung über die Viehbestände) BSA (Blatt für Sortenwesen)
 

Perspektiven für neue Kulturpflanzenarten

Mit wärmerem ⁠Klima⁠ und milderen Witterungsbedingungen eröffnen sich für die Landwirtschaft neue Optionen der Fruchtartenwahl. Der Anbau wärmeliebender Kulturpflanzenarten in Deutschland könnte sich ausweiten, wenn zugleich eine ausreichende Nachfrage am Markt besteht und der Anbau wirtschaftlich interessant ist. Zu den wärmeliebenden Kulturpflanzen gehören u. a. der Körnermais, die Sorghum-Hirse, die Sojabohne, die Sonnenblume und der Hartweizen (Durum).

Im Falle der Sojabohne hat sich der Anbau in den letzten Jahren bereits ausgeweitet. 2018 wurden auf rund 24.000 Hektar Sojabohnen angebaut. Im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie (EPS) der Bundesregierung wurde das Sojanetzwerk für die Ausweitung und Verbesserung des Anbaues und der Verarbeitung von Sojabohnen von 2013 bis 2018 gefördert. Aufgrund attraktiver Absatzwege und hoher Erzeugerpreise, insbesondere im Lebensmittelsektor (z. B. Tofu), besteht an Sojaanbau und -saatgut sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau zunehmendes Interesse. Da die Ökolandwirtschaft zudem auf gentechnikfreies Sojasaatgut angewiesen sind, ist zu erwarten, dass das Interesse auch an der Erzeugung von Sojasaatgut innerhalb Deutschlands wächst.

Die aus der Sahelzone stammende Sorghum-Hirse verträgt Trockenheit sehr gut, braucht aber auch viel Wärme. Bisher war es in Deutschland zu kühl für den Anbau. Hirse ist vor allem mit Blick auf die energetische Nutzung interessant. Wenn sich die klimatischen Anbaubedingungen für den Hirseanbau verbessern, könnte sie eine interessante Ergänzung oder auch Alternative im bioenergetisch nutzbaren Fruchtartenspektrum werden. Für die Entwicklung der Anbaufläche von Körnermais und Hartweizen (Durum) liegen langjährige Daten vor, die sich beispielhaft für die Entwicklung der wärmeliebenden Kulturpflanzenarten darstellen lassen. Der Anbau von Sojabohnen wird dagegen erst seit 2016 in der Bodennutzungshaupterhebung separat erfasst. Der Anbau von Hirse geht in der Statistik wegen der noch geringen Bedeutung in einer Summenposition auf.

Beim Körnermais sind die Anbauflächen in den 1990er Jahren signifikant angestiegen. Körnermais ist zum Ausreifen auf vergleichsweise hohe Wärmesummen angewiesen, daher wird die Ausweitung der Anbaufläche u. a. mit den für diese Kultur günstigeren Klimaverhältnissen in ursächlichen Zusammenhang gebracht. Körnermais wird überwiegend zur Verfütterung eingesetzt und nicht zur Bioenergieerzeugung genutzt. Daher sind die Perspektiven der Viehhaltung zu berücksichtigen, da bei rückläufigen Viehbeständen (insbesondere von Schweinen) auch der Futtermittelbedarf sinkt. Die Ausweitung des Energiepflanzenanbaus beeinflusst diese Entwicklung dagegen nicht. Weil der Körnermais unmittelbar nach der Ernte auf einen definierten Wassergehalt von ca. 14,5 % getrocknet werden muss, sind die Trocknungskosten der entscheidende Rentabilitätsfaktor. Je günstiger die Witterungsverhältnisse sind und je trockener der Körnermais vom Feld kommt, desto wirtschaftlicher ist der Anbau. Unschärfen bei der Interpretation der Zusammenhänge zwischen einer Ausweitung der Körnermaisanbaufläche und den Klimaverhältnissen ergeben sich dadurch, dass Körnermais zu Fütterungszwecken auch feucht siliert oder zu Corn-Cob-Mix (⁠CCM⁠) weiterverarbeitet werden kann. Bei der Herstellung von CCM wird neben den Körnern auch die Spindel des Maiskolbens verwendet. Für diese Nutzungen sind günstige Trocknungsbedingungen von geringerer wirtschaftlicher Bedeutung als bei der Nutzung von Körnermais zum Ausreifen. Die Statistik unterscheidet ab 2010 nicht mehr zwischen Körnermais zum Ausreifen und CCM. Allerdings war in den Jahren vor der statistischen Zusammenlegung die Körnermaisanbaufläche dreibis viermal so groß wie die CCM-Anbaufläche, sodass auch die kombinierten Körnermais-/CCM-Daten Aussagen zulassen.

Hartweizen ist ebenfalls wärmeliebend und relativ trockenheitstolerant. Innerhalb von Europa wird Durum vor allem in Spanien, Frankreich und Italien angebaut. In Deutschland wird er als Nischenkultur schon seit vielen Jahren kultiviert. Heute liegen die größten Anbauflächen in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im Anbau ist Durum eine anspruchsvolle und risikoreiche Kultur, denn seine Verwertbarkeit ist stark abhängig von der Freiheit von Pilzen und Krankheiten. Da Durum primär als Grieß für die Nudelherstellung verarbeitet und vermarktet wird, sind Fehler im Erntegut deutlich als schwarze Punkte sichtbar und gelten als Ausschlusskriterium für die Vermarktung. Die Witterungsbedingungen – insbesondere zur Erntezeit – sind also sehr bedeutsam und waren in vielen Regionen bisher noch zu unsicher für eine erfolgreiche Anbauprognose. Bei veränderten Witterungsverhältnissen, insbesondere bei stärkerer Sommertrockenheit, könnten sich langfristig die Bedingungen für den Anbau hierzulande verbessern. Noch ist jedoch die Bedeutung des Durumanbaus mit einem Anteil von nur rund 0,25 % der Ackerfläche sehr gering. Der leichte Anstieg seit Anfang des Jahrtausends lässt sich nicht eindeutig interpretieren. Hinweise für ein zunehmendes Anbauinteresse könnte künftig auch die Entwicklung der Vermehrungsflächen für Durum-Saatgut in Deutschland liefern. Nimmt der Umfang der Vermehrungsflächen zu, deutet dies auf die Erwartung einer stärkeren Saatgutnachfrage aus dem In- und Ausland hin. Noch ist ein solcher Trend aber nicht erkennbar.

Um die Entwicklung der Anbauflächen wärmeliebender Kulturpflanzen mit dem ⁠Klimawandel⁠ in Zusammenhang bringen zu können, bedarf es noch längerer Datenreihen, da die Anbauentscheidungen der Landwirtinnen und Landwirte zu deutlichen jährlichen Ausschlägen bei der Anbaufläche führen können. Vor allem die Marktbedingungen (erzielbare Preise, regionale Absatzmöglichkeiten) spielen dabei eine wichtige Rolle.

 

Schnittstellen

LW-R-3: Anpassung des Sortenspektrums

 

Ziele

Züchtungsforschung zur Erweiterung des Fruchtartenspektrums, um mit „neuen“ bzw. bislang vernachlässigten Fruchtarten (z. B. Hirse oder Körnerleguminosen) optimale Erträge unter künftigen Standortbedingungen zu sichern und Risiken wie Witterungsextreme, Krankheits- und Schädlingsbefall zu mindern (Nachhaltigkeitskonzept des ⁠BMELV⁠ 2008, S. 10)

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