VE-I-1 + 2: Hochwassersperrungen und Niedrigwassereinschränkungen am Rhein

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

VE-I-1: Hochwassersperrungen am Rhein

In den vergangenen rund 30 Jahren beeinträchtigten Hochwassersperrungen die Rheinschifffahrt vor allem auf dem Oberrhein. In den Jahren 1999 und 2016 konnten Binnenschiffe den Rhein wegen Hochwasser über einen längeren Zeitraum nicht befahren.

Die Grafik zeigt in der Zeitreihe von 1970 bis 2016 die Anzahl der Tage mit Sperrungen der Rheinschifffahrt wegen Hochwassers (Überschreitung des HSW an ausgewählten Richtpegeln). Die Darstellung ist differenziert für den Oberrhein (Maxau), den Mittelrhein (Kaub) und den Niederrhein (Ruhrort).
VE-I-1: Hochwassersperrungen am Rhein

Die Grafik zeigt in der Zeitreihe von 1970 bis 2016 die Anzahl der Tage mit Sperrungen der Rheinschifffahrt wegen Hochwassers (Überschreitung des HSW an ausgewählten Richtpegeln). Die Darstellung ist differenziert für den Oberrhein (Maxau), den Mittelrhein (Kaub) und den Niederrhein (Ruhrort). Für keinen der drei Flussabschnitte gibt es einen signifikanten Trend. Die Werte schwanken deutlich zwischen den Jahren. Der höchste Wert wurde mit knapp 34 Tagen am Jahr 1999 am Oberrhein erreicht. Am seltensten sind die Sperrungen am Niederrhein.

Quelle: Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (Sperrungen der Schifffahrt)
 

VE-I-2:Niedrigwassereinschränkungen am Rhein

Ausgedehnte Niedrigwasserphasen haben in den zurückliegenden Jahren die Schifffahrt auf dem Ober-, Mittel- und Niederrhein immer wieder deutlich eingeschränkt. Ursache hierfür war in aller Regel sommerliche Trockenheit und Hitze. Die Auswirkungen waren teilweise bis in den Dezember hinein zu spüren.

 

Hoch-und Niedrigwasser – Probleme für die Rheinschifffahrt

Das meteorologisch außergewöhnliche Jahr 2018 zeigte, wie abhängig die Rheinschifffahrt von ⁠Wetter⁠ und ⁠Witterung⁠ ist. Im warmen Januar fielen größere Niederschlagsmengen vor allem als Regen und ließen Bäche und Flüsse unmittelbar anschwellen. Am Rhein überschritten die Wasserstände die geltenden Hochwassermarken, die Schifffahrt musste auf allen Stromabschnitten zeitweilig eingestellt werden. Im weiteren Jahresverlauf blieben die Temperaturen hoch, die Niederschläge blieben weitestgehend aus. Das führte am Rhein zu einer ungewöhnlich langen Niedrigwasserphase im Spätsommer und Herbst, die mit Abladebeschränkungen in der Binnenschifffahrt einherging. Die Auswirkungen konnten die Verbraucherinnen und Verbraucher an den steigenden Benzinpreisen mitverfolgen. Da die Tanklastschiffe den Rhein nicht mehr voll abgeladen befahren konnten und zudem in Bayern eine Raffinerie infolge eines Großbrandes längerfristig ausfiel, wurde in Süddeutschland das Benzin an den Tankstellen knapp und teurer. Insgesamt transportierten Deutschlands Binnenschiffe im Jahr 2018 25 Millionen Tonnen Güter weniger als im Vorjahr, das entspricht einem Rückgang um 11,1 %.

Der Rhein ist die wichtigste Binnenwasserstraße in Deutschland. Er ermöglicht einen kostengünstigen und umweltfreundlichen Transport von Waren, den Im- und Export über die Nordseehäfen in Belgien und den Niederlanden und verbindet wichtige industrielle Zentren in Deutschland.55 Über 80 % der Güterbeförderung der Binnenschifffahrt in Deutschland finden im Rheingebiet statt. Wenn Hoch- und vor allem Niedrigwasser die Rheinschifffahrt einschränken, kann dies auf einzelne Unternehmen oder ganze Produktions- und Lieferketten mitunter erhebliche Auswirkungen haben. Diese können von erhöhten Transportkosten bis zu Produktionsausfällen in Unternehmen mit Just-in-Time-Produktion reichen.

Die Regeln für den Schiffsverkehr auf dem Rhein stehen in der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung. Danach müssen die Schiffe unter anderem die Geschwindigkeit verringern und mit einer Sprechfunkanlage ausgerüstet sein, wenn der Wasserstand die Hochwassermarke I überschreitet. Wird der Höchste Schifffahrtswasserstand (HSW) überschritten, sind die betroffenen Abschnitte für die Schifffahrt zu sperren.

In der Vergangenheit kam es immer wieder zu längeren Sperrungen, besonders prägnant im Spätwinter und Frühjahr des Jahres 1999, als der Oberrhein infolge zweier Hochwasser über mehrere Wochen nicht für die Schifffahrt freigegeben war. Zuletzt erfolgten im Juni 2016 durch langanhaltende und starke Regenfälle umfangreichere Sperrungen am Oberrhein. An Mittel- und Niederrhein kam es vor allem in den Jahren 2001, 2003, 2011 und 2013 zu kürzeren Sperrungen, die zumeist aber nach weniger als einer Woche wieder aufgehoben werden konnten. Signifikante Trends sind zu Hochwassersperrungen auf dem Rhein bislang nicht zu verzeichnen.

Unterschreiten die Wasserstände einen flussgebietsbezogenen Schwellenwert, am Rhein den gleichwertigen Wasserstand, ist die Binnenschifffahrt in aller Regel noch möglich. Sie unterliegt dann aber Einschränkungen, die von der Abladetiefe der Binnenschiffe abhängen. Am Rhein treten solche Niedrigwasserphasen in der Regel im Spätsommer von August bis Oktober auf. Immer häufiger dauern die Niedrigwasserphasen aber auch bis in den November oder Dezember. So war es in den Jahren 2011, 2015 und zuletzt 2018. Statistisch signifikante Trends lassen sich bisher nicht feststellen.

55 - Unterrichtung durch die Bundesregierung, Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2018, Risiko¬analyse ⁠Dürre⁠. http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/095/1909521.pdf

 

Schnittstellen

WW-I-3: Hochwasser

WW-I-4: Niedrigwasser

 

Ziele

Verringerung der Bandbreite von Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung des Wasserdargebots und Ableitung konkreter Auswirkungen für Wasserstraßeninfrastruktur und Schifffahrt (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.11)

Vermeidung von Hochwasser durch die ausreichende, dezentrale Niederschlagversickerung im gesamten Einzugsbereich der Flüsse (DAS, Kap. 3.2.1)