TOU-I-1 + 2: Badetemperaturen, Übernachtungszahlen an der Küste

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

TOU-I-1: Badetemperaturen an der Küste

Die Zeitdauer, in der Meerwassertemperaturen an den deutschen Nord- und Ostseeküsten herrschen, die einen Badeurlaub an diesen Küsten potenziell begünstigen, unterliegt sehr starken Schwankungen zwischen den Jahren. In der Regel stellen sich geeignete Temperaturbedingungen im Laufe des Juni ein und dauern bis in den September an. Signifikante Trends sind bisher nicht feststellbar.

Die Linien-Grafik bildet die Zeitdauer mit Wassertemperaturen über 15 Grad Celsius als Anzahl der Tage differenziert für die Nord- und Ostsee von 1990 bis 2017 ab. In beiden Fällen gibt es keinen Trend. Teilweise gibt es Jahre ohne Daten. Die Werte schwanken zwischen den Jahren, eine Entwicklung lässt sich derzeit nicht erkennen.
TOU-I-1: Badetemperaturen an der Küste

Die Linien-Grafik bildet die Zeitdauer mit Wassertemperaturen über 15 Grad Celsius als Anzahl der Tage differenziert für die Nord- und Ostsee von 1990 bis 2017 ab. In beiden Fällen gibt es keinen Trend. Teilweise gibt es Jahre ohne Daten. Die Werte schwanken zwischen den Jahren, eine Entwicklung lässt sich derzeit nicht erkennen.

Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Ausgewählte Messstationen)
 

TOU-I-2: Übernachtungen im touristischen Großraum Küste

Die touristische Nachfrage in den Reisegebieten an Deutschlands Küsten ist in einem besonderen Ausmaß saisonab-hängig. Auch bei steigenden Übernachtungszahlen in allen Jahreszeiten, finden noch immer etwa 55 % der Übernachtungen an Nord- und Ostsee in den Sommermonaten zwischen Juni und September statt.

Die Linien-Grafik stellt die Anzahl der Übernachtungen in Millionen dar, differenziert für die Haupsaison von Juni bis September, für die Nebensaison von März bis Mai und Oktober sowie für den Winter von November bis Dezember des Vorjahres und Januar bis Februar des jeweiligen Jahres. Die Zeitreihe reicht von 2007 bis 2017.
TOU-I-2: Übernachtungen im touristischen Großraum Küste

Die Linien-Grafik stellt die Anzahl der Übernachtungen in Millionen dar, differenziert für die Haupsaison von Juni bis September, für die Nebensaison von März bis Mai und Oktober sowie für den Winter von November bis Dezember des Vorjahres und Januar bis Februar des jeweiligen Jahres. Die Zeitreihe reicht von 2007 bis 2017. In allen drei Fällen ergibt sich kein Trend. In der Hauptsaison bewegen sich die Zahlen zwischen 30 und 35 Millionen, in der Nebensaison zwischen 15 und 20 und im Winter zwischen 5 und 10 Millionen.

Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Ausgewählte Messstationen)
 

Wird der Strandurlaub an Nord- und Ostsee beliebter?

Um Urlaub am Strand zu machen, im Meer zu baden oder in der Sonne zu liegen, fahren die Deutschen bislang vorrangig ins Ausland. Die beliebtesten Sommerurlaubsziele der deutschen Wohnbevölkerung waren 2018 Spanien, Italien, Mecklenburg-Vorpommern, Türkei und Schleswig-Holstein. Bade- und Strandurlaub sind mit 12,4 Millionen Reisen die beliebteste Reiseart und mit weitem Abstand die stärkste Motivation für eine Urlaubsreise. Deutschland ist für diesen Reisezweck bislang von geringerer Bedeutung: Bei den Inlandsurlauben rangierte der Strandurlaub nach Ergebnissen einer Studie von 2013 nur auf Rang vier der möglichen Motive.68 Für ausländische Gäste ist Badeurlaub als Grund für eine Reise nach Deutschland vernachlässigbar.69 Etwa 55 % der Übernachtungen an Nord und Ostsee finden in den Sommermonaten zwischen Juni und September statt. In anderen Regionen verteilen sich die Übernachtungsgäste deutlich gleichmäßiger über das Jahr.

Für Deutschland gibt es die These, dass der Strand- und Badeurlaub an den Küsten als eine typische Form des Sommertourismus von steigenden Luft- und höhere Meerwassertemperaturen in Folge des Klimawandels profitieren kann. Vor allem könnte es die Attraktivität der Badeorte erhöhen und die Badesaison zukünftig verlängern. Eine Tendenz zu höheren Meerwassertemperaturen in den deutschen Küstengewässern der Nord- und Ostsee wurde in Messungen im Stationsnetz des BSH bereits nachgewiesen. Die zeitliche Entwicklung der über die gesamte Nordsee gemittelten jährlichen ⁠Meeresoberflächentemperatur⁠, die auf den seit 1968 am BSH durchgeführten wöchentlichen Analysen basiert, lässt sich durch ein bis 1987 andauerndes Kaltregime und den abrupten Temperatursprung um 0,8 °C von 1987/88 in das seither andauernde Warmregime charakterisieren.

Um bezogen auf die Meerwassertemperaturen das Potenzial für den Badetourismus an den Küsten abzuschätzen, wird die zeitliche Andauer als Anzahl von Tagen dargestellt, an denen die Meerwassertemperaturen in den deutschen Küstengewässern der Nord- und Ostsee einen Schwellenwert von 15 °C überschreiten. Dieser für Badetemperaturen niedrig erscheinende Schwellenwert kennzeichnet zum einen Beginn und Ende der sommerlichen Badetemperaturbedingungen. Außerdem zeigen die Zeitreihen Ergebnisse von Messungen, die in einiger Entfernung von der Küste erhoben werden und daher homogener und von kurzfristen Einflüssen unabhängiger sind. In den Badegewässern an der Küste liegen die Meerwassertemperaturen tendenziell höher und sind – auch durch einen stärkeren Tagesgang – potenziell „badetauglich“. Signifikante Trends für die 1990 einsetzenden und damit vollständig in das rezente Warmregime fallenden Zeitreihen sind angesichts der beobachteten Schwankungsbreiten bislang nicht feststellbar.

Ein Zusammenhang zwischen den beobachteten Badetemperaturen und der Entwicklung der Übernachtungszahlen in den deutschen Küstenregionen ist bisher nicht zu erkennen. Ein solcher lässt sich grundsätzlich auch schwer herstellen. Zum einen beeinflussen zahlreiche allgemeine Faktoren, beispielsweise die konjunkturelle Entwicklung, das Reiseverhalten und die touristische Nachfrage die Entwicklung der Übernachtungszahlen. Zum anderen sind die Wassertemperaturen nur ein Aspekt unter den zahlreichen klimaverbundenen Einflussgrößen, die die Attraktivität der Nord- und Ostseeküste als Destination für den Strand- und Badetourismus ausmachen. Zu den Faktoren, die hier nicht berücksichtigt sind, zählen etwa die Sonnenscheindauer und die Luftqualität sowie die bioklimatischen Verhältnisse im Zusammenspiel von Lufttemperatur, Wind, Strahlungsverhältnissen und Luftfeuchte70, aber auch das Auftreten von Algen oder Quallen an den Badestränden.

68 - DZT – Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (Hrsg.) 2013: Das Reiseverhalten der Deutschen im Inland. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Frankfurt a. M., 59 S. www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/studie-zum-inlandsreiseverhalten.html

69 - DZT (Hrsg.) 2018: Deutschland das Reiseland, Zahlen, Daten, Fakten 2017 Frankfurt a. M., 15 S.

70 - Endler C. & Matzarakis A. 2010: Klimatrends in den Modellregionen Nordsee und Schwarzwald aus einer tourismus-klimatischen Sichtweise – Analyse hoch aufgelöster regionaler Klimasimulationen. Schlussbericht zum Teilvorhaben „Klima- und Wetteranalyse“ des ⁠BMBF⁠ klimazwei Verbundprojekts Kuntikum. Freiburg, 81 S.

 

Schnittstellen

WW-I-7: Wassertemperatur des Meeres

TOU-I-6: Saisonale Übernachtungen in deutschen Tourismusgebieten

TOU-I-7: Präferenz von Urlaubsreisezielen