Beteiligungsverfahren zur Entwicklung eines integrierten Hochwasserschutzkonzeptes

  • Menschen bauen einen Hochwasserschutz in Form eines Strandwalls, der sowohl an eine Siedlung als auch ans Meer grenzt
    Beteiligungsverfahren Hofestede: Scharbeutz
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Die Durchführung eines aktiven Beteiligungsverfahrens soll zur Entwicklung eines integrierten Hochwasserschutzkonzeptes beitragen. In einem umfassenden Planungs- und Beteiligungsprozess ist dort ein 12 km langer Küstenstreifen saniert worden, um die Küste in Hinblick auf einen Meeresspiegelanstieg innerhalb der nächsten 100 Jahre nachhaltig zu sichern und gleichzeitig den touristischen Wert der Küsten zu fördern. Durch Anerkennung der Problemlage und Erhöhung der Akzeptanz zur Eigenverantwortung soll die engagierte Mitarbeit bei der Lösungsfindung erhöht werden, um somit die Hochwassersicherheit der Küstenorte zu verbessern.

Hintergrund: Die Gemeinden Timmendorfer Strand und Scharbeutz liegen in der Lübecker Bucht (Schleswig-Holstein). Ihre touristische Attraktivität als Küstenorte mit breiten Sandstränden bedingt eine starke Ausrichtung der Wirtschaft auf den Tourismus. Gleichzeitig leben fast 6.000 Einwohner*innen weniger als drei Meter über dem Meeresspiegel bzw. sind bei extremen Sturmhochwässern akut überflutungsgefährdet. Der bisherige Hochwasserschutz durch einen Strandwall mit Höhen von ca. NN +2,5 bis +4,0 m ist mangelhaft. Bei einer Jahrhundertflut ist es fraglich, ob der Strandwall ausreichend Schutz bietet. Bei einem Meeresspiegelanstieg von 50 cm wäre statistisch jedes Jahrzehnt mit einer solchen Flut zu rechnen.

Beschreibung: Bei einem Besuch des für den Küstenschutz in Schleswig-Holstein zuständigen Ministers in den beiden Gemeinden im Jahre 1999 wurde diese unbefriedigende Situation erörtert. Es wurde vereinbart, in mehreren Schritten ein von allen Beteiligten getragenes Küstenschutzkonzept für die Gemeinden zu entwickeln. Um die Erfordernis der Maßnahme zu dokumentieren wurde eine kleinräumige Ermittlung verschiedener sozialer und wirtschaftlicher Parameter durchgeführt. Mit diesen Daten und den naturwissenschaftlichen Grundlagen wurde ein innovatives Verfahren zur aktiven Bürger*innenbeteiligung (die sog. Sensitivitätsanalyse) angewandt. Die in dieser Analyse von den Einwohnern erarbeiteten Vorschläge dienten dann als Basis für einen Ideenwettbewerb unter ausgewählten Planungsbüros. Die drei Schritte der Wertermittlung, der Sensitivitätsanalyse und des Ideenwettbewerbs wurden erstmalig in der Küstenschutzplanung angewandt.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerDie Sensitivitätsanalyse wurde vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) finanziert; verantwortlich für die Hochwasserschutzmaßnahmen sind die Gemeinden
https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/V/v_node.html
Kooperationspartner

Die Gemeinden Timmendorfer Strand und Scharbeutz

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

30 Mio. Euro

Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

Kommunal-, Landes-, Bundes- und EU-Mittel Generalplan Küstenschutz des Landes Schleswig-Holstein; Umsetzung der EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie in Schleswig-Holstein

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

ErläuterungAktives Beteiligungsverfahren (Sensitivitätsanalyse); vorher formales Plangenehmigungsverfahren.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Stärken des Beteiligungsverfahrens: aktive und frühzeitige Beteiligung der Betroffenen, systematischer Ansatz, Transparenz der Resultate Chancen des Beteiligungsverfahrens: (An)Erkennung der Probleme und der Verantwortung, Akzeptanz der Lösungen

Hindernisse

Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?

Ermüdende und zeitaufwendige Prozedur; Interessenverlust während der Sitzungen; Abhängigkeit von Freiwilligen; zu wenig Teilnehmende. In den Sitzungen und einer Bürger*innenveranstaltung wurde das Problem des „Nichts-Tuns“ bildhaft und glaubhaft vermittelt, um somit die persönliche Betroffenheit den Teilnehmenden zu vermitteln und damit das Interesse im zeitaufwendigen zu gewährleisten. Die Sitzungen wurden gut vorbereitet und durch gute Verpflegung „aufgewertet“.
Eine Schwäche der Sensitivitätsanalyse stellt die geringe Zahl der Teilnehmenden (max. 25) im Vergleich zur Zahl der Betroffenen dar. Die Teilnehmenden sollten Interessengruppen (z. B. Verband der Strandkorbvermieter) vertreten. Daneben sind als Teilnehmenden die „aktiven“ Einwohner*innen der Gemeinden ausgewählt worden. Als solche können sie als „Multiplikatoren“ funktionieren.

Ansprechperson

Jacobus Hofstede
Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume
Mercatorstraße 3
24106 Kiel
Deutschland
Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz
Telefonnummer+49-(0)431-988-0

Ort der Umsetzung

Mercatorstraße 3
24106 Kiel
Deutschland

Ostholstein

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