Hintergrund und Ziele
Die globale Erwärmung lässt auch Auswirkungen auf die Wasserressourcen in Niedersachen erwarten. Zu den möglichen Folgen zählen die Einschränkung des Wasserdargebots und die Zunahme von Hochwasserereignissen. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2008 das Projekt KliBiW (Globaler Klimawandel - Wasserwirtschaftliche Folgenabschätzung für das Binnenland) ins Leben gerufen. Ziel war es, unter Einbeziehung der lokalen Gegebenheiten die Klimawandelfolgen für die Wasserwirtschaft in Niedersachsen genauer zu quantifizieren. Die vierte Phase des KliBiW-Projektes hatte zum Ziel, die wasserwirtschaftlichen Folgen des Klimawandels für alle Risikogewässer gemäß Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (Richtlinie 2007/60/EG) in Niedersachsen zu bewerten. Die Analysen beruhten auf den aktuellen, durch die internationale Klimaforschung bereitgestellten Klimaprojektionen. Auf Grundlage der Projektergebnisse sollten Handlungsempfehlungen für die Praxis abgeleitet werden. Gleichzeitig sollte der Gewässerkundliche Landesdienst (GLD) in die Lage versetzt werden, die Auswirkungen des Klimawandels entsprechend der gesetzlichen Forderungen landesweit regional fachlich zu beschreiben, vorsorgende Maßnahmen zu entwickeln und Entscheidungsträger zu beraten. Im Rahmen der Klimaanpassung war es ein weiteres Projektziel, eine Entscheidungsgrundlage für die mögliche Festlegung von Klimabeiwerten zu liefern.
Laufzeit
Untersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Niedersachsen
- Nordwestdeutsches Tiefland
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Für die Projektphase wurden im Analysezeitraum von 1951 bis 2015 Daten für ausgewählte Klima-Kenngrößen von 175 Niederschlagsstationen und 20 Klimastationen analysiert. Für die beobachteten klimatischen Verhältnisse erfolgte eine Regionalisierung. Dafür wurden verschiedene Interpolationsverfahren verglichen und im Anschluss das jeweils am besten geeignete Verfahren ausgewählt. Außerdem wurden Trends bei den Abflussverhältnissen für ausgewählte Kenngrößen analysiert und regionalisiert.
Für die Klimamodellierung wurden 14 Klimamodellketten verwendet. Die für das Projekt ausgewählten Klimaprojektionen basieren auf den Emissionsszenarien SRES A1B und RCP8.5.
- Flusshochwasser
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Trockenheit
1950-2015
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Die Ergebnisse des Projekts lassen für die verwendeten Klimaszenarien den Schluss zu, dass Scheitelabflüsse von Hochwasserereignissen in Niedersachsen in der fernen Zukunft deutlich steigen werden. Diese Klimafolgen werden sich auf verschiedene Bereiche der wasserwirtschaftlichen Planung auswirken, wie z.B.:
- Ausweisung von Überschwemmungs- und Hochwasserrisikogebieten
- Bemessung von Hochwasserschutzanlagen
- Steuerung von Speicherbauchwerken
- Technische Hochwasserschutzmaßnahmen mit flexiblen Gestaltungsoptionen
- Hochwasserrisikomanagement
- Hochwasservorsorge
- Hochwasservorhersage (kurze Vorwarnzeit bei verstärkten Sommerhochwassern)
- Hochwasserretentionsraumentwicklung
- Generalentwässerungsplanung
Es wird darauf hingewiesen, dass sich die gezeigten Klimaveränderungen in Niedersachsen auch auf andere (wasserwirtschaftliche) Handlungsfelder auswirken werden. Dazu zählen die Niedrigwasserführung, die Grundwasserverhältnisse sowie die Gewässergüte.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Auf Grundlage der Projektergebnisse wird die Entwicklung bzw. Einführung von Klimabeiwerten, entweder als feste Werte oder als Wertebereiche, bei Planungs- und Bemessungsfragen empfohlen. Es wird zunächst ein niedersachsenweiter Klimabeiwert von 1,15 empfohlen. Dieser Wert basiert auf den gemittelten Änderungssignalen beider Klimamodell-Ensembles (SRES-A1B und RCP8.5) für die ferne Zukunft (2071-2100). Eine regelmäßige Überprüfung und Fortschreibung der Klimabeiwerte unter Verwendung zukünftig weiterentwickelter Methoden und Erkenntnisse ist angeraten.
Empfohlen wird, Klimabeiwerte - insbesondere bei kostenträchtigen Maßnahmen – wegen der noch bestehenden Modellunsicherheiten mit der gebotenen Umsicht anzuwenden. Die in den süddeutschen Bundesländern empfohlene Vorgehensweise des „no regret“ sollte auch in Niedersachsen berücksichtigt werden.
- Gegenwart
- 2021–2050 (nahe Zukunft)
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Wer war oder ist beteiligt?
Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft der Leibniz Universität Hannover (WAWI LUH)
Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig (LWI TUBS)