Ziel der Studie
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels sowie von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen auf das Energie- und Verkehrssystem in Baden-Württemberg
Erscheinungsjahr
Untersuchungsregion/-raum
Verwendete Klimamodelle / Ensembles
COSMO-CLM
Temperatur, Niederschlag, klimatische Wasserbilanz
1970-2000, 2020-2050, 2070-2100
Klimawirkungen
- Energiewirtschaft
- Energiebedarf
- Energieinfrastruktur
- Energieumwandlung
- Energieversorgung
„Ein häufig genannter Punkt in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels auf das Energieangebot in Baden-Württemberg ist der Kühlwassermangel, der zu Beeinträchtigungen von thermischen Kraftwerken führen kann.“(S. 16)
„Neben der Kühlwasserverfügbarkeit stellt die ausreichende Versorgung mit Brennstoffen bei thermischen Kraftwerken eine Herausforderung dar. Die Ursache dafür kann in den Bereichen der Roh- beziehungsweise Brennstoffgewinnung und im Transport- und Logistiksektor in sowie auch außerhalb Baden-Württembergs liegen. Eine Verknappung der geförderten Brennstoffe kann bei Gas oder Öl vor allem durch erschwerte Zugänge infolge von Extremwetterereignissen entstehen. […] Dem entgegengesetzte Effekte sind jedoch ebenfalls möglich. So können höhere Temperaturen die Zugänglichkeit von Rohstoffvorkommen erleichtern und wärmere Winter mit geringeren Schnee- und Eismengen können heute bestehende Transporteinschränkungen verringern.
Die Biomasseverwertung kann aufgrund sich ändernder Erträge durch Temperaturschwankungen und unterschiedlich hohen Niederschlagsmengen, aber auch durch sturm- und hagelbedingte Ernteausfälle beeinflusst werden.“ (S. 18)
„Der Betrieb von Wasserkraftwerken wird durch Hoch- und Niedrigwasser beeinflusst. Auch das Abschmelzen der Gletscher hat hierauf Auswirkungen. Da diese eine sinkende Wasserspeicherkapazität aufzeigen werden, kommt es im Frühjahr und Sommer zu sinkenden Wassermengen, die für die Wasserkraft genutzt werden können. Andererseits entsteht die Möglichkeit, Gletscherwasserkraftwerke zu bauen.“ (S. 19)
„Die Stromerzeugung aus Windkraft wird durch sich verändernde Windgeschwindigkeiten beeinflusst. Durch diese vom Klimawandel herbeigeführten Veränderungen kann es zu unterschiedlichen Auswirkungen kommen. Zum einen können höhere Stromerträge erzielt werden. Zum anderen könnten sich aufgrund von höheren durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten Abschaltungen häufen, die Beschädigungen der Anlagen vermeiden sollen.“ (S. 20)
„In der Solarenergie ergibt sich unter den Rahmenbedingungen des Klimawandels ein neues Strahlungsangebot. […] Die Tendenzen bis 2100 zeigen eine abnehmende Bewölkung im Sommer und eine zunehmende im Winter an. Bei steigender Lufttemperatur sind bei Solaranlagen Wirkungsgradverschlechterungen zu erwarten.“ (S. 21)
„Durch sogenannte Extremwetterereignisse wie Blitzeinschlag, Eisregen und Stürme, die aufgrund des Klimawandels zunehmen, kann möglicherweise die Sicherheit der Stromnetze nicht durchgängig uneingeschränkt gewährleistet werden.“ (S. 24)
„Auch die Energienachfrage wir sich aufgrund der Folgen des Klimawandels verändern. So wird durch höhere Temperaturen im Winter weniger geheizt, während im Sommer der Kühlungsbedarf steigt. Damit einher sinkt die Nachfrage nach Brennstoffen, wohingegen sich die Stromnachfrage im Sommer sowohl bei Privathaushalten, als auch in der Industrie erhöht.“ (S. 25)
- Verkehr
- Verkehrsablauf
- Verkehrsinfrastruktur
„Ursachen für Verkehrseinschränkungen sind unter anderem Stürme und Starkregen. Aber auch Sturmfluten und Gewitter können zu Beeinträchtigungen beim Bahn- und Schiffsverkehr führen. Auf der einen Seite sind durch einen zu niedrigen oder hohen Wasserpegel Schiffstransporte nur eingeschränkt bis gar nicht durchführbar. Auf der anderen Seite führt jedoch die Abnahme der Eis- und Frosttage zu einer Verringerung der Einschränkungen.“ (S. 18)
- Wald- und Forstwirtschaft
- Güter und Dienstleistungen des Waldes
„Die Biomasseproduktion in Deutschland kann im Bereich des Holzbezuges aus der Forstwirtschaft höhere Erträge erzielen, da bis zum Jahr 2050 ein stetiger Holzzuwachs bei den hauptsächlich vorliegenden Baumarten Fichte, Kiefer, Eiche und Buche zu verzeichnen ist. […] Dabei ist in Hinblick auf die Veränderungen in Baden-Württemberg bei den meisten untersuchten Baumbeständen ein Zuwachs der Holzbestände in den Wäldern von mindestens zehn Prozent zu verzeichnen.“ (S. 21)
Methodischer Ansatz
Um das Ziel des Teilvorhabens, die „Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels sowie von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen auf das Energie- und Verkehrssystem in Baden-Württemberg“ zu erreichen, werden Szenarien erstellt, die die zukünftige Entwicklung von Aktivitäten der Energiebereitstellung und -verbrauch in den Bereichen Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Gebäudestruktur, Straßen-, Schienen- und Luftverkehr sowie andere mobile Quellen, Industrie und Energieversorgung in Abhängigkeit von Datensätzen für Meteorologie, Klima, Wasser und Pflanzenwachstum modellieren. Durch einen modellgestützten Szenarienvergleich wird in einer integrierten Sicht aufgezeigt, welche Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in Baden-Württemberg hinsichtlich des Energiesystems getroffen werden sollten, um die Auswirkungen des Klimawandels möglichst kosteneffizient bewältigen zu können.
Wer war oder ist beteiligt?
Kai Höpker, Daniel Schulz-Engler, LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, KLIMOPASS
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hg.); Blesl, Markus; Fahl, Ulrich; Wiemeth, Michael (Bearb.) 2016: Energie- und gesamtwirtschaftliche Effekte des Klimawandels in Baden-Württemberg. Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels sowie von Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen auf das Energie- und Verkehrssystem. In: Reihe KLIMOPASS-Berichte. Karlsruhe