Baumarteneignung 2.0 und Vulnerabilitätskarten. Konzept und landesweite Hauptergebnisse.

Ziel der Studie

Zur Unterstützung der Waldbewirtschaftung im fortschreitenden Klimawandel wurden an der FVA neue Karten zur Baumarteneignung und zur Vulnerabilität der Wälder erstellt.
Die Baumarteneignungskarten 2.0 wurden als waldbauliche Entscheidungshilfe für die Baumartenwahl erstellt und dienen damit der langfristigen Waldentwicklungsplanung (> 10 Jahre).
Die Vulnerabilitätskarten sind zur Unterstützung der kurz- und mittelfristigen Waldbauplanung (1-10 Jahre) gedacht. Sie identifizieren die aktuell besonders gefährdeten Bereiche, in denen zielgerichtete Anpassungsmaßnahmen wie beispielsweise Verjüngungsplanung prioritär ansetzen sollten.

Erscheinungsjahr

Untersuchungsregion/-raum

Bundesland Baden-Württemberg
Untersuchungsraum Die Baumarteneignungskarten sind nur für standortskartierte öffentliche Waldflächen verfügbar, Vulnerabilitätskarten für alle Waldflächen, auf denen die vier Hauptbaumarten Fichte, Buche, Traubeneiche und Weißtanne aktuell vorkommen.
Räumliche Auflösung 

Die Baumarteneignungskarten wurden in einer Horizontalauflösung von 62,5 m erstellt. Die Vulnerabilitätskarten wurden in einer Horizontalauflösung von 250 m erstellt.

Verwendete Klimamodelle / Ensembles

Emissionsszenarien Baumarteneignungskarten: RCP 4.5 und RCP 8.5; Vulnerabilitätskarten: nur für die heute aktuellen klimatischen Verhältnisse erstellt
Weitere Parameter 

Konkurrenz, Pfleglichkeit, Stabilität und Leistung: Wasserhaushaltsmodell LWF-Brook 90, Sturmrisikomodell, Bonitäten, PHENIPS zur Buchdruckerrisikoabschätzung, Artverbreitungsmodelle

Zeitraum 

Baumeignungskarten: mittlere (2021-2050) und ferne Zukunft (2071-2100)
Vulnerabilitätskarten: Gegenwart

Klimawirkungen

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wald- und Forstwirtschaft

Baumartenzusammensetzung

- „Betrachtet man die landesweiten Baumarteneignungskarten unter dem RCP-Szenario 8.5 für die ferne Zukunft (2071-2100), sind bei Buche zwar die mittleren Eignungsstufen (gelbliche und fahlgrüne Farbtöne) prägend. Allerdings fallen bei näherer Betrachtung im Bereich Oberrheintal, Baar- Wutach, Schwäbisch-Fränkischer Wald und Teilen des Südwestdeutschen Alpenvorlands für die Buche ungeeignete (rote) Flächen auf. Für Eiche ungeeignete Flächen sind vor allem im Schwarzwald, dem Schwäbisch-Fränkischen Wald und an der Südostgrenze der Schwäbischen Alb lokalisiert.“ (S. 11)
- „Im Vergleich zu den Laubbaumarten fällt die Eignungsbeurteilung der Nadelbaumarten insgesamt noch deutlich schlechter aus: In der fernen Zukunft (RCP 8.5) erscheint nach dieser Betrachtung Tanne selbst im Schwarzwald, im Schwäbisch-Fränkischen Wald und in Teilen des südwestdeutschen Alpenvorlands nur noch in geringem Umfang als führende Baumart geeignet. Und bei Fichte werden selbst die mittleren Eignungsstufen so rar, dass die Baumart bei diesem Szenario landesweit als führende Baumart ausfällt und nur noch als Einzel- oder Zeitmischung sinnvoll planbar wäre.“ (S. 11)
- „In der Gesamtbilanzierung für die standortskartierte Waldfläche in Baden-Württemberg (Abb. 3) zeigen sich für alle Baumarten deutlich abnehmende Flächenanteile der günstigen Eignungsstufen „geeignet“ bis „möglich“. Betrachtet man die Eignung in Szenario 8.5 zum Ende des 20. Jahrhunderts, so ist die Planung von Buche als führende Baumart noch auf ca. 35 % der Fläche möglich. Bei Eiche und Tanne liegt dieser Wert unter 10 %.“ (S. 11f)
- „Die Vulnerabilitätskarte weist für die heutigen Bestände regionale Schwerpunkte mit besonders hoher Vulnerabilität im mittleren Schwarzwald, im nördlichen Oberrheingraben, im Odenwald sowie im Schwäbisch-Fränkischen Wald (in Wuchsgebiet 4) auf (Abb. 4). Zerstreut sind hohe Vulnerabilitäten auch auf der Schwäbischen Alb und im Südwestdeutschen Alpenvorland zu finden.“ (S. 12)
- „Ergebnis aller Szenarien ist allerdings, dass die baden-württembergischen Charakterbaumarten Buche und Tanne in bewirtschafteten Wäldern gegen Ende des 21. Jahrhunderts keine so dominierende Rolle wie bislang mehr einnehmen können.“ (S. 13f)

Methodischer Ansatz

Kurzbeschreibung des methodischen Ansatzes 

Kombination aus herkömmlicher Standortskartierung und modellbasierter Einschätzung der klimadynamischen Eignungskriterien
Nicht bei allen Kriterien konnten die einzelnen Faktoren mit Hilfe von Modellberechnungen beurteilt werden. Für einige Faktoren zur Beurteilung der künftigen Baumarteneignung wurde eine statische Einschätzung vorgenommen, beispielsweise bei den Konkurrenzverhältnissen.

Analysekonzeptansatz kein Ansatz genannt
Komponenten im Analysekonzept  Klimatischer Einfluss, Sensitivität, Räumliches Vorkommen, Klimawirkung, Vulnerabilität
Methodik zur Operationalisierung Quantitative Wirkmodelle (z.B. Abflussmodelle)

Wer war oder ist beteiligt?

Herausgeber Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)
Autor / Auftragnehmer Axel Albrecht, Hans-Gerd Michiels und Ulrich Kohnle
Kontakt 

Dr. Axel Albrecht
FVA, Abteilung Waldwachstum

Bibliographische Angaben 

Albrecht, A.; Michiels, H.-G.; Kohnle, U. (2019): Baumarteneignung 2.0 und Vulnerabilitätskarten. Konzept und landesweite Hauptergebnisse. FVA-einblick 23 (2), S. 9–14.

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Handlungsfelder:
 Wald- und Forstwirtschaft