VE-I-4: Witterungsbedingte Verkehrsunfälle

Das Bild zeigt in Großaufnahme eine mit Wasser bedeckte Fahrbahn. Ein Auto fährt gerade beinahe auf ein anderes auf. zum Vergrößern anklicken
Starkregen verstärkt die Aquaplaninggefahr und steigert das Unfallrisiko
Quelle: chokchaipoo / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

VE-I-4: Witterungsbedingte Verkehrsunfälle

Stark winterliche Straßenverhältnisse sowohl in Januar und Februar als auch im Dezember waren im Jahr 2010 die Ursache für eine außergewöhnlich hohe Zahl von Unfällen, die durch Schnee und Eisglätte verursacht wurden. Glätte bei Regen nimmt als mitverursachender Faktor von Unfällen signifikant ab. Für die weiteren Zeitreihen zeichnen sich bislang keine signifikanten Trends ab.

Die Grafik beschreibt den Anteil wetter- beziehungsweise witterungsbedingter Verkehrsunfälle mit Personenschaden in Prozent von 1998 bis 2017. In einer Säulengrafik sind die Unfälle von Juni bis August abgebildet.
VE-I-4: Witterungsbedingte Verkehrsunfälle

Die Grafik beschreibt den Anteil wetter- beziehungsweise witterungsbedingter Verkehrsunfälle mit Personenschaden in Prozent von 1998 bis 2017. In einer Säulengrafik sind die Unfälle von Juni bis August abgebildet. Die Werte bewegen sich im Bereich von 30 Prozent. Es gibt keinen Trend. Zusätzlich ist mit zwei Linien die Mitverursachung durch Schnee- und Eisglätte sowie durch Glätte bei Regen abgebildet. Für die Mitverursachung durch Schnee- und Eisglätte gibt es keinen, für die Mitverursachung durch Glätte bei Regen gibt es einen fallenden Trend.

Quelle: StBA (Straßenverkehrsunfallstatistik)
 

Sicher unterwegs bei Schnee und Eis, Regen und Hitze

Die Verkehrssicherheit und das Unfallgeschehen auf Deutschlands Straßen hängen von zahlreichen Einflussfaktoren ab. Dazu zählen neben der vorhandenen Infrastruktur, der Dichte und der Struktur des Verkehrs und dem Verhalten der Verkehrsteilnehmenden auch ⁠Wetter⁠ und ⁠Witterung⁠. Regen und Schnee sowie Eis und Hagel beeinflussen die Straßenverhältnisse und sorgen für widrige Fahrbahnbedingungen wie etwa Aquaplaning oder Glätte, auch auf Geh- und Radwegen. Niederschlag und Nebel trüben die Sichtverhältnisse. Die Unfallgefahr ist daher in den Herbst- und Wintermonaten in der Regel höher als im Frühjahr und Sommer. Es kommt insgesamt zu mehr Unfällen. Da die Verkehrsteilnehmenden ihre Geschwindigkeit aber den schlechten Bedingungen anpassen, sind Unfälle mit Personenschaden dabei im Verhältnis seltener als in den warmen Monaten. Dazu trägt auch die durch das schlechte Wetter beeinflusste Verkehrsmittelwahl bei: Die Menschen nutzen bevorzugt den Pkw oder öffentliche Verkehrsmittel, sodass sich weniger ungeschützte und besonders verletzliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr bewegen.

In der warmen Jahreszeit sind gegenläufige Verhaltensmuster zu beobachten. Die Menschen nutzen die angenehmen Temperaturen und die längeren Tage. Sie sind mehr im öffentlichen Raum unterwegs und erledigen mehr Wege zu Fuß oder mit dem motorisierten oder nicht-motorisierten Zweirad. Das Verkehrsgeschehen wird insgesamt komplexer und der Anteil schwächerer Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist höher. Zudem fahren motorisierte Verkehrsteilnehmende bei guter und trockener Witterung schneller als bei rutschiger oder nasser Fahrbahn und provozieren damit auch folgenschwerere Unfälle. Obwohl also in den Sommermonaten die Unfallzahlen im Jahresvergleich eher durchschnittlich sind, ist der Anteil von Unfällen mit Personenschäden, bei denen Personen verletzt oder getötet werden, in diesem Zeitraum besonders hoch.

Das Unfallgeschehen im Jahr 2010 zeigt – einer Auswertung des Statistischen Bundesamts zufolge60 – beispielhaft, in welcher Weise Wetter und Witterung die Verkehrssicherheit beeinflussen können. In den Monaten Januar, Februar und Dezember herrschten jeweils stark winterliche Straßenverhältnisse. Schnee- und Eisglätte waren Mitverursacher von annähernd doppelt so vielen Unfällen mit Personenschaden wie in den anderen Jahren des betrachteten Zeitraums. Gleichwohl lag der relative Anteil der Unfälle mit Personenschaden in diesen Monaten auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Insgesamt hatten sich also viel mehr Unfälle ereignet, wegen einer grundsätzlich vorsichtigen Fahrweise blieb es aber in vielen Fällen bei Sachschäden. Demgegenüber war der Anteil der Unfälle mit Personenschaden in den Sommermonaten in den Jahren 2010 und 2013 überdurchschnittlich hoch. Für das Jahr 2010 kann eine „Teilschuld“ daran der Witterung zugeschrieben werden, denn der Juni und der Juli waren in diesem Jahr insgesamt sehr sonnig und die ersten Juliwochen zudem sehr heiß. Im Jahr 2013 haben sich im Vergleich der letzten zehn Jahre insgesamt wenige Unfälle mit Personenschaden ereignet. Der relativ heiße Juli 2013 war allerdings der unfallträchtigste Juli im betrachteten Zeitraum und ist der Grund für den hohen Anteil an Unfällen in den Sommermonaten in diesem Jahr.

In Anbetracht der Einflüsse, die Wetter und Witterung auf das Unfallgeschehen haben, wird diskutiert, dass der ⁠Klimawandel⁠ möglicherweise relevante Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit und das Unfallgeschehen hat. Für die winterlichen Gefahren wird dabei für die Zukunft allgemein von einer Abnahme ausgegangen, während es in Frühjahr, Sommer und Herbst u. a. infolge größerer Hitze und vermehrter ⁠Starkregen⁠ häufiger zu Unfällen kommen könnte. Regional sind in den vergangenen Jahren auch Staub- und Sandstürme als Unfallverursacher in Erscheinung getreten. Bei zunehmender sommerlicher Bodentrockenheit könnten diese künftig häufiger auftreten. Bislang zeichnen sich in den abgebildeten Zeitreihen bei den Verkehrsunfällen mit einer Mitverursachung durch Schnee- und Eisglätte sowie bei den Verkehrsunfällen in den Sommermonaten keine signifikanten Trends ab. Die Unfälle mit einer Mitverursachung durch Glätte bei Regen hingegen nehmen seit 1998 mit einem signifikanten Trend ab.

Es liegt in der Verantwortung der Verkehrsteilnehmenden, sich über bestehende Gefahren zu informieren, Warnhinweise zu beachten und sich in extremen Situationen richtig und angemessen zu verhalten. Sie sind aber grundsätzlich darauf angewiesen, dass Verkehrsinfrastrukturen auch unter extremen Bedingungen funktionieren und keine witterungsbedingten Schäden entstehen. Zu den Aufgaben von Bund und Ländern gehört es, die Verkehrsinfrastrukturen an die sich ändernden klimatischen Verhältnisse anzupassen. Um hierfür die notwendigen Grundlagen zu schaffen, wurde an der Bundesanstalt für Straßenwesen das Forschungsprogramm „Adaptation der Straßenverkehrsinfrastruktur an den Klimawandel (AdSVIS)61“ aufgelegt. In diesem Rahmen wurde beispielsweise das Projekt „RIVA – Risikoanalyse wichtiger Verkehrsachsen des Bundesfernstraßennetzes im Kontext des Klimawandels“ durchgeführt, das zum Ziel hatte, eine Methodik zu entwickeln, um Klimarisiken für das Bundesfernstraßennetz künftig einfacher ermitteln zu können. Weitere Forschungsprojekte beschäftigen sich unter anderem mit der Entwicklung geeigneter Indikatoren für das RIVA-Tool etwa zum Thema Hitze, mit der Kartierung potenzieller Überflutungsflächen oder mit der ⁠Resilienz⁠ der Straßeninfrastruktur.

60 - ⁠StBA⁠ –Statistisches Bundesamt (Hrsg.) 2011: Unfallentwicklung auf deutschen Straßen 2010. Begleitmaterial zur Pressekonferenz am 6. Juli 2011 in Berlin. Wiesbaden, 38 S.
61 - Laufzeit: Januar 2011 bis Dezember 2014

 

Schnittstellen

GE-I-1: Hitzebelastung + Bewusstsein in der Bevölkerung

VE-I-3: Starkregen und Straße

VE-I-5: Beeinträchtigung von Straßen durch außergewöhnliche Ereignisse

 

 

Ziele

Monitoring⁠ der gegenläufigen Auswirkungen im Winter möglicherweise abnehmender und im Sommer möglicherweise zunehmender Unfallgefahren (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.11)

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