Das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) ist eine globale Aufgabe, zu der viele Akteure aus Deutschland aufgrund ihrer technologischen Kompetenz einen wichtigen Beitrag leisten können. Bislang werden diese Potenziale jedoch nicht ausgeschöpft, denn deutsche Exporte von Umwelttechnologien sind stark auf andere OECD-Länder konzentriert.
Stärken in den Technologiefeldern Mobilität, Energieerzeugung und -effizienz sowie Recycling
Die Technologiefelder Mobilität, Energieerzeugung und -effizienz sowie (teilweise) das Recycling sind Bereiche, in denen Deutschland einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der SDGs in Schwellen- und Entwicklungsländern leisten kann. Das zeigt der Forschungsbericht „Umweltinnovationen made in Germany: Welchen Beitrag können sie zum Erreichen der SDG in Schwellen- und Entwicklungsländern leisten?“ im Auftrag des UBA. Der Bericht gleicht das deutsche Technologieprofil mit den technologischen Bedarfen von Schwellen- und Entwicklungsländern ab. Zu den Technologien, die von den Schwellen- und Entwicklungsländern als prioritär angesehen werden und in denen Deutschland über eine hohe Innovationsstärke verfügt, zählen beispielsweise umweltfreundliche Antriebe, Windkraft, Block-Heizkraftwerke (BHKW) oder Heizsysteme. Die Analyse zeigt auch, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern über ein sehr ausgeglichenes Technologieportfolio verfügt. Das kann für den Aufbau nachhaltiger Systemlösungen, bei denen verschiedene Technologien zu übergreifenden Systemlösungen kombiniert und aus einer Hand angeboten werden, ein Vorteil sein.
Frugale Innovationen als Lösung für Schwellen- und Entwicklungsländer
Sollen die Potenziale der Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern genutzt werden, geht es nicht zuletzt auch um die Entwicklung frugaler Innovationen – also erschwinglicher, robuster und funktionaler Innovationen. Dabei geht es nicht darum, lediglich einzelne Funktionen oder Merkmale des Produkts wegzulassen, die hohe Kosten verursachen. Im Gegenteil, in der Regel sind radikal neue Ansätze notwendig, um das Produkt auf die Bedingungen des Zielmarktes auszurichten. Für den Innovationsprozess ist es daher besonders wichtig, die Anforderungen und Bedingungen des Zielmarktes von Anfang an zu berücksichtigen.
Die Berücksichtigung des "frugal design"-Gedankens in den bestehenden Innovationsprozessen deutscher Unternehmen ist jedoch noch nicht stark ausgeprägt. Zudem haben mittelständische Unternehmen teilweise Schwierigkeiten, das Thema aufzugreifen, da sie häufig keine eigenen Kapazitäten für Forschung und Entwicklung haben und in Entwicklungsländern weniger präsent sind als Großunternehmen. Hier ist eine spezielle Förderung im Rahmen staatlicher Innovationsprogramme und in der Hochschulausbildung erforderlich.