Warum die Maßnahmenplanung und -umsetzung nicht an Fahrt aufnimmt haben fast zweihundert Teilnehmende des Hydromorphologie-IV-Workshops online diskutiert. Ziel des vom Umweltbundesamt und der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) gemeinsam durchgeführten Workshops war es, Probleme bei administrativen und praktischen Umsetzungsprozessen zu reflektieren und deren Ursachen zu benennen. Die Teilnehmenden stellten gemeinsam heraus, dass nur Gewässer mit vielfältigen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen die anspruchsvollen Ziele des Gewässer- und Naturschutzes erfüllen können. Neben dem Erhalt der Biodiversität leisten solch naturnahe Gewässer als Lebensadern in unseren zersiedelten und versiegelten Kulturlandschaften einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Zudem wirken naturnahe Flüsse und Bäche als gesundheitsförderliche Erholungsräume in unseren Städten. Damit Fließgewässer all diese Ökosystemleistungen bereitstellen können, sind wichtige Investitionen notwendig: Allein für die Umsetzung von hydromorphologischen Renaturierungsmaßnahmen werden in den kommenden sechs Jahren acht Milliarden Euro investiert. Weitere 15 Milliarden werden folgen. Dies unterstreicht, dass sich der Gewässerschutz in unserer Industrie-, Agrar- und Dienstleistungsgesellschaft als ein kontinuierlicher und ambitionierter Prozess weiter etabliert. Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie endet daher nicht im Jahr 2027. Die tiefgreifenden Beeinträchtigungen unserer Gewässer und Landschaften in den vergangenen Jahrhunderten lassen sich nicht in wenigen Jahren oder Jahrzehnten kompensieren.
Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Gewässerentwicklung ist die Flächenverfügbarkeit. Flüsse und Bäche benötigen wieder mehr Raum zur Entfaltung. Nur wenn Gewässer und Auen gemeinsam betrachtet werden, können beispielsweise die Folgen von häufigeren und verstärkten Dürre- und Starkniederschlagereignisse ausgeglichen werden. Die Teilnehmenden stimmten darin überein, dass die Gewässerschutzziele nur zu erreichen sein werden, wenn der Gewässerschutz auch in anderen Politik- und Rechtsbereichen besser verankert wird. Eine wichtige Schnittstelle zwischen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft ist beispielsweise die Gemeinsame Agrarpolitik. Die Teilnehmenden waren darin einig, dass der Gewässerschutz weiterhin einer breiten, Interessen- und Institutionen- übergreifenden Unterstützung bedarf.
Die Vorträge zur Veranstaltung können Sie hier einsehen. Demnächst wird ein ausführlicher Ergebnisbericht zur Veranstaltung erstellt werden.