Einstellung zur Mobilität entscheidet über Art der Fortbewegung

Fußgänger und Radfahrerin in einer Stadt.zum Vergrößern anklicken
Zufußgehen und Radfahren sind wichtige Säulen einer nachhaltigen Stadtmobilität.
Quelle: vbaleha / Fotolia.com

Eine positive Einstellung, fußläufige Erreichbarkeit, städtebauliche Dichte, das Umweltbewusstsein und der Zugang zum Internet im öffentlichen Raum motivieren Menschen am meisten, zu Fuß zu gehen oder Rad zu fahren. Mangelnde Sicherheit sowie eine hohe Pkw-Verfügbarkeit sind die größten Hemmnisse. Das zeigt eine repräsentative Erhebung in zwölf deutschen Städten im Auftrag des Umweltbundesamtes.

Zufußgehen und Radfahren sind aktive Mobilitätsformen und wichtige Säulen einer nachhaltigen Stadtmobilität. Das Umweltbundesamt hat deshalb im Forschungsprojekt „Aktive Mobilität: Mehr Lebensqualität in Ballungsräumen“ nach Motivationsfaktoren und Hemmnissen für das Zufußgehen und Radfahren suchen lassen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Häufigkeit, mit der sich Menschen zu Fuß fortbewegen, am stärksten mit einer positiven Wahrnehmung des Zufußgehens zusammenhängt. Je interessanter, angenehmer und flexibler wir das Zufußgehen einschätzen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir viele Wege zu Fuß zurücklegen. Beim Fahrradfahren wurde ein noch stärkerer Zusammenhang mit einer positiven Einstellung beobachtet.

Besonders für den Fußverkehr ist es förderlich, wenn die Zielorte für Aktivitäten nah gelegen sind und das eigene Wohnquartier eine hohe städtebauliche Dichte aufweist. Überraschend war, wie wichtig den Menschen der Internet- bzw. Mobilfunkzugang ist, um sich für das Zufußgehen zu entscheiden.

Interessanterweise gehen Personen, die der Sicherheit im Straßenraum eine hohe Relevanz zuschreiben, eher zu Fuß, während tendenziell Menschen eher mit dem Fahrrad fahren, denen die Sicherheit bei der Verkehrsmittelwahl weniger essentiell erscheint. Dies deutet darauf hin, dass das Fahrrad eher als unsicheres Verkehrsmittel empfunden wird.

Wird die Privatsphäre und der Komfort bei der Verkehrsmittelwahl als wichtig erachtet, sinkt die Wahrscheinlichkeit des Fahrradfahrens. Dagegen wirken sich eine hohe formale Bildung und ein starkes Umweltbewusstsein positiv auf die Häufigkeit des Radfahrens aus.

Je mehr Pkws einem Haushalt zur Verfügung stehen, desto unwahrscheinlicher ist die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Rad. In persönlichen Interviews kam auch eine wahrgenommene Unterlegenheit von Fahrrädern gegenüber Autos im Straßenverkehr zum Ausdruck.

Die Technische Universität Dresden führte eine repräsentative Online‐Erhebung in zwölf deutschen Städten der Größe ab 100.000 Einwohnern durch. Es wurde gefragt, was die Menschen dazu anregt, im Alltag öfter zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren oder was sie daran hindert. Von besonderem Interesse waren dabei die subjektiven, sozialpsychologischen Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel Einstellungen, Gewohnheiten, persönliche und soziale Normen. Subjektive Hemmnisse können in Einflussfaktoren wie Komfortanspruch, Sicherheitsgefühl, Flexibilität oder Privatsphäre liegen. Die Befragung fand im Herbst 2017 statt. Es konnten Antworten von 4.637 Personen erhoben werden. Zusätzlich führte das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) persönliche Interviews mit 80 Teilnehmenden der Online-Befragung Leipzig, Kiel, Köln und Aachen durch.

Handlungsoptionen für Bund, Länder und Kommunen

Ausgehend von diesen Befragungsergebnissen wurden Handlungsoptionen für Bund, Länder und Kommunen herausgearbeitet. Die Sensibilisierung für das Thema Zufußgehen, Imagekampagnen für die aktive Mobilität, die Förderung der „Stadt der kurzen Wege“ und eine flächendeckende mobile Internetverfügbarkeit gehören zu den wichtigsten Maßnahmen.

Zur Förderung der aktiven Mobilität sollten Push- und Pull-Maßnahmen eingeführt werden. Die Verbesserung der Sicherheit im Fuß- und Radverkehr stellt eine zentrale Pull-Maßnahme dar. Dazu sollte die Einführung von Tempo-30-Abschnitten an Hauptverkehrsstraßen erleichtert, schmale Gehwege verbreitert, mehr Querungshilfen angeboten und der Ausbau eines lückenlosen, sicheren und attraktiven Radwegenetzes vorangetrieben werden.

Eine parallele Förderung des ÖPNV – auch dies ist eine Pull-Maßnahme - ist ebenso notwendig, da besonders Zufußgehende öffentliche Verkehrsmittel nutzen, um auch entferntere Ziele komfortabel erreichen zu können.

Eine Minderung der Pkw-Nutzung und der Dominanz parkender Pkw im öffentlichen Straßenraum (Push-Maßnahme) lässt sich wirksam mit einer angemessenen Parkraumbewirtschaftung erreichen. Daneben kann aktive Mobilität zusätzlich durch ein Bonus-System für den Arbeits- und Ausbildungsweg als Pull-Maßnahme angeregt werden.

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