BS-I-1: Einsatzstunden bei wetter-/witterungsbedingten Schadenereignissen

Das Bild zeigt einen mit Wasser überfluteten Straßenzug bei Nacht. Zwei Einsatzkräfte waten durch das Wasser, einer davon befindet sich direkt an einem Einsatzfahrzeug. zum Vergrößern anklicken
Große Schadensereignisse verlangen auch gut trainierten Rettungskräften einiges ab.
Quelle: Sebastian / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

BS-I-1: Einsatzstunden bei wetter- und witterungsbedingten Schadenereignissen

In Jahren mit Orkanen, heftigen ⁠Starkregen⁠ oder extremen Hochwasserereignissen kommt es zu deutlich erhöhten Einsatzbelastungen für die Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerks. Die Zeitreihe ist stark von einzelnen extremen Ereignissen geprägt. Ein signifikanter Trend zeichnet sich bislang nicht ab.

In der Grafik sind zwei Zeitreihen für die Jahre 1999 bis 2017 dargestellt. Ein Säulen-Diagramm zeigt die geleisteten Einsatzstunden gesamt in tausend Stunden.
BS-I-1: Einsatzstunden bei wetter- und witterungsbedingten Schadenereignissen

In der Grafik sind zwei Zeitreihen für die Jahre 1999 bis 2017 dargestellt. Ein Säulen-Diagramm zeigt die geleisteten Einsatzstunden gesamt in tausend Stunden. Die Werte für die einzelnen Jahre schwanken stark. Höhere Werte gab es in 2002 mit rund 390.000 Stunden, 2006 mit rund 370.000, 2007 mit rund 200.000, 2010 mit rund 410.000 und 2013 mit rund 1,5 Millionen Stunden. In den meisten anderen Jahren liegen die Werte deutlich unter 100.000. Es gibt keinen Trend. Eine Linie stellt zusätzlich die durchschnittlichen Einsatzstunden je THW-Einsatzkraft dar. Auch diese Zahlen schwanken. In Jahren, in denen auch die gesamten Einsatzstunden gering sind, liegen die Werte zwischen 5 und 10 Stunden. Im Jahr 2002 waren es etwa 21, in 2006 etwa 15, in 2010 und 2011 etwa 12 und in 2013 etwa 41 Stunden pro Einsatzkraft.

Quelle: Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (Helferstatistik)
 

Einsatz bis ans Ende der Kräfte?

Deutschland erlebte seit dem Jahr 2000 eine Reihe von extremen Hochwasserereignissen, die jeweils Ausmaße einer Jahrhundertflut annahmen. Zuletzt standen im Frühsommer 2016 ganze Landstriche im Süden und Osten Deutschlands unter Wasser. Orte wurden aus über die Ufer tretenden Flüssen auch mit Schlamm und Treibgut überschwemmt, Keller überflutet, Häuser stark geschädigt oder gar zerstört. Deutliche Spuren hinterließen auch Orkane wie Xavier und Herwart im Oktober 2017.

Insbesondere diese extremen Ereignisse, deren Häufigkeit und Intensität den Projektionsergebnissen zufolge unter den sich ändernden Klimabedingungen zunehmen können, sind mit teilweise massiven Einsatzbelastungen für die Einsatzkräfte verbunden. Schließlich gehört es zu deren wesentlichen Aufgaben, technische Hilfe zu leisten, wenn aus extremen ⁠Wetter⁠- und Witterungsereignissen Notlagen bis hin zu Katastrophen entstehen. Die Einsatzkräfte sichern z. B. Deiche mit Sandsäcken oder montieren mobile Hochwasserschutzwände, um Überflutungen zu verhindern, sie evakuieren Anwohner und verhindern, dass Industrieanlagen oder Klärwerke überschwemmt werden. Nach heftigen Stürmen oder Orkanen entfernen sie Windbruch von Straßen und Schienen und machen diese wieder befahrbar. Auch nach einem vergleichsweise kurz und kleinräumig auftretenden Starkregenereignis sind die Einsatzkräfte oft über Stunden mit dem Auspumpen der überfluteten Keller und Wohnräume beschäftigt.

Vielerorts signalisieren die im Bevölkerungsschutz tätigen Organisationen bereits heute, dass die Zahl der wetterbedingten Einsätze zu technischen Hilfeleistungen ansteigt. Detaillierte quantitative und vergleichbare Daten über die Anzahl, Dauer und Ursachen von Einsätzen liegen für das ⁠THW⁠ vor. Signifikante Trends zu einer dauerhaft erhöhten Belastung der Einsatzkräfte sind bislang zwar nicht zu verzeichnen, die Zahlen für die vergangenen Jahre zeigen jedoch, wie einzelne Extremereignisse – und insbesondere die Jahrhunderthochwasser in den verschiedenen Flussgebieten – das Einsatzgeschehen prägen.

Die Hochwasserereignisse in den Einzugsgebieten von Donau und Elbe im Jahr 2013 ragen hinsichtlich der Einsatzbelastung besonders heraus: Insgesamt fielen in diesem Jahr 1,5 Millionen Einsatzstunden an. Grund für die hohe Belastung waren eine verstärkte, z. T. auch vorsorgende Anforderung des THW, der konstant hohe Bedarf an Einsatzkräften während der gesamten Dauer des Einsatzes von Ende Mai bis Mitte Juli sowie die flächenhafte Ausdehnung: Es waren insgesamt neun Bundesländer betroffen. Auch die hohen Einsatzzahlen in den Jahren 2002, 2006 und 2010 wurden maßgeblich durch Hochwasserereignisse ausgelöst. Für das Jahr 2007 gingen die überdurchschnittlichen Einsatzzahlen zu großen Teilen auf das Konto des Orkantiefs Kyrill im Januar.

Im Mai und Juni 2016 hielten die Folgen von ⁠Starkregen⁠ die Einsatzkräfte bundesweit in Atem. Von Ende Mai bis Anfang Juli waren rund 10.000 THW-Einsatzkräfte, davon 7.700 Ehrenamtliche des THW mit Booten, Hochleistungspumpen, großen Notstromaggregaten zur Energieeinspeisung sowie Beleuchtungsgerät Tag und Nacht im Einsatz. In Simbach am Inn kam es zum größten Trinkwassereinsatz des THW in Deutschland: Das THW versorgte die Bevölkerung 14 Tage lang mit insgesamt 5,6 Millionen Liter Wasser. Ein weiterer Schwerpunkt war die Wiederherstellung von Straßenbrücken und Versorgungsinfrastrukturen, die durch reißende Bäche und Flüsse zerstört waren.

Insbesondere mehrere Wochen dauernde Einsätze mit einem stetig hohen Bedarf an Einsatzkräften sind eine große Herausforderung für das überwiegend ehrenamtlich aufgebaute THW. Für einige Helferinnen und Helfer ist eine Freistellung von ihrem Arbeitsplatz für mehrere Wochen aufgrund der Arbeitsmarktsituation problematisch. Die Folge ist ein hoher Durchlauf an Einsatzkräften, der eine verstärkte Koordination erfordert und organisatorische Probleme mit sich bringt.

Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Einsatzzahlen des THW nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die anderen im Bevölkerungsschutz tätigen Organisationen erlauben, da das THW nur auf Anforderung eingesetzt wird. Außerdem sind die Zahlen auch von der Art der auftretenden Ereignisse abhängig, denn für bestimmte Einsatzfälle ist vor allem das THW mit seiner spezifischen Materialausstattung gerüstet. Für Jahre mit ausgeprägten Extremereignissen muss aber davon ausgegangen werden, dass auch bei anderen Organisationen – neben dem THW sind dies die Feuerwehren, das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, der Malteser Hilfsdienst und die Johanniter Unfallhilfe – deutliche wetter- und
witterungsbedingte Einsatzbelastungen und mit der ehrenamtlichen Struktur verbundene Schwierigkeiten auftreten.

Derzeit werden Möglichkeiten geprüft, um auch die Erfahrungen anderer Hilfsorganisationen für das ⁠DAS⁠-⁠Monitoring⁠ im Bevölkerungsschutz nutzbar zu machen.

 

Schnittstellen

BS-R-4: Aktive Katastrophenschutzhelfer

BAU-I-5: Schadenaufwand in der Sachversicherung

WW-I-3: Hochwasser

 

Ziele

Anpassung des bestehenden effektiven Krisenmanagements und der Notfallvorsorge an aktuelle Erfordernisse und künftige Entwicklungen wie den ⁠Klimawandel⁠ (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.14)