Beerenobst umweltfreundlich und ohne Chemie behandeln

Ein Mensch erntet eine Heidelbeere vom Strauch.zum Vergrößern anklicken
Tipp für lang anhaltende Erntefreuden: Pflanzen Sie resistente oder wenig anfällige Beerensorten.
Quelle: Bjørnar Kibsgaard / Pixabay

Inhaltsverzeichnis

 

Wie Sie Beerensträucher richtig pflanzen und pflegen

  • Wählen Sie Sorten aus, die gegen Pilzkrankheiten resistent sind.
  • Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig, um früh genug Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
  • Schneiden Sie befallene Pflanzenteile ab.
  • Verzichten Sie auf chemische ⁠Pflanzenschutzmittel⁠.
 

Gewusst wie

Hobby-Gärtner*innen, die Beerenfrüchte, aber auch Steinobst oder Kernobst anbauen, verzichten in den meisten Fällen ganz bewusst auf ⁠Pflanzenschutzmittel⁠. Sie wissen, dass sich Schädlingsbefall auch ohne viel Aufwand vermeiden lässt und gegen Krankheiten vorbeugende Maßnahmen helfen.

Vorbeugen gegen Pilzkrankheiten:

  • Pflanzen Sie resistente oder wenig anfällige Sorten.
  • Gießen Sie nicht über die gesamte Pflanze, sondern nur am ⁠Pflanzenfuß⁠.
  • Düngen Sie nur mäßig, denn überdüngte Pflanzen sind anfälliger für Schaderreger.
  • Verwenden Sie ⁠Pflanzenstärkungsmittel⁠, um das Gewebe der Pflanzen zu festigen und sie dadurch widerstandsfähiger machen.

Achten Sie auf den Standort:

  • Geben Sie den Beeren einen sonnigen und luftigen Platz, damit Feuchtigkeit schnell abtrocknen kann.
  • Pflanzen Sie nicht zu eng und entfernen Sie zu dicht stehende oder ins Kronen- oder Strauchinnere hineinwachsende Äste. Das sorgt für eine gute Durchlüftung der Pflanzen.

Damit Pilzkrankheiten sich nicht ausbreiten:

  • Desinfizieren Sie Schnittwerkzeuge mit 70-prozentigem Alkohol, wenn sie Kontakt mit kranken Pflanzen hatten.
  • Entfernen und entsorgen Sie befallene Pflanzenteile rasch. Das gilt notfalls auch für komplette Pflanzen.
  • Entsorgen Sie Pflanzen, die mit Pilzen, Viren oder Bakterien infiziert sind, über den Haus- oder Biomüll. Im Kompost kann es passieren, dass die erforderlichen Temperaturen, um die Erreger abzutöten, nicht erreicht werden.
  • Wurden Pflanzen befallen, die in Gefäßen wuchsen, sollten Sie die Erde über den Hausmüll entsorgen und die Gefäße ebenfalls gründlich reinigen und gegebenenfalls desinfizieren.
Schale mit gemischten Beerenfrüchten
Mit Hilfe resistenter Sorten und regelmäßiger Kontrolle gelangen Sie zum Ernteerfolg.
Quelle: ehaurylik / Fotolia.com
 

Unterschiede zwischen den Pilzkrankheiten

Die meisten Pilzkrankheiten können mehr als nur eine Kultur befallen. Hier sind einige weit verbreitete Erreger im Überblick.

Grauschimmel: Vor allem Erdbeeren, aber auch Himbeeren und Brombeeren, Rosen und einige Gemüsearten werden vom Grauschimmel (Botrytis cinerea) befallen. An Knospen und unreifen Früchten zeigen sich braune Stellen, reife Früchte faulen. Etwas später überdeckt ein grauer Schimmelrasen die befallenen Stellen.

  • Schneiden Sie befallene Pflanzenteile umgehend ab, statt sie zu pflücken, damit keine Fruchtreste an den Pflanzen zurückbleiben.
  • Bauen Sie die Erdbeeren auf Erddämmen an, dadurch kann Wasser besser ablaufen und Sie verbessern die Durchlüftung der Reihen.
  • Legen Sie eine Strohschicht oder Mulchfolie rund um die Erdbeerpflanzen aus, entsteht weniger Spritzwasser und die Früchte trocknen besser ab.
  • Legen Sie das Stroh erst nach der Blütezeit aus, damit sich der Boden vorher gut erwärmen kann und entfernen Sie es nach der Ernte. Schnecken legen sonst ihre Eier in das Strohbett.
  • Wählen Sie Sorten mit Blütenständen, die über die Blätter hinausragen und dadurch rasch abtrocknen, beispielsweise „Elvira“ oder „Polka“.

Lederbeerenfäule: Die Lederbeerenfäule (Phytophthora cactorum) verleiht Erdbeeren eine bräunliche Farbe und eine lederartige Oberfläche. Die Konsistenz der Früchte ist gummiartig, der Geschmack bitter.

  • Pflanzen Sie robuste Erdbeersorten an, zum Beispiel „Fraroma“ oder „Honeoye“.
  • Bei schweren Böden empfiehlt es sich, vor den Pflanzen reichlich Sand und Kompost einzuarbeiten, damit die Erde durchlässiger wird und sich besser erwärmt.

Himbeerrutenkrankheit: Der Begriff Himbeerrutenkrankheit umfasst verschiedene Pilzkrankheiten mit ähnlichen Symptomen. Im Frühjahr treiben einzelne Ruten nicht richtig aus und zeigen rotbraune, blauviolette oder schwarze Flecken – oft vom Fuß der Pflanze beginnend oder aber im Bereich der Blätter. Rindenpartien können sich ablösen, die befallenen Ruten werden brüchig und sterben schließlich ab.

  • Verhindern Sie Verletzungen der Ruten.
  • Versorgen Sie die Pflanzen gleichmäßig mit Wasser und suchen Sie einen hellen Platz, der aber nicht in der prallen Sonne liegt. Die Ruten der Himbeeren können bei Trockenheit aufplatzen.
  • Schneiden Sie abgeerntete Ruten rasch ab und entsorgen Sie sie über den Kompost oder den Haus- oder Biomüll.
  • Achten Sie beim Kauf der Pflanzen auf gesunde Ruten ohne Flecken.
  • Bevorzugen Sie widerstandsfähige Sorten, zum Beispiel „Elida“ oder „Glen Ample“.

Amerikanischer Stachelbeermehltau: Der Amerikanische Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors-uvae) überzieht Stachelbeeren und Schwarze Johannisbeeren mit einem weißgrauen Belag. Der Pilzbefall schwächt die Pflanzen und sorgt dafür, dass die befallenen Früchte nicht ausreifen.

  • Pflanzen Sie resistente Sorten, zum Beispiel die beiden rotfrüchtigen Sorten „Rolanda“ und „Rokula“ oder die grünfrüchtige Sorte „Invicta“, die ebenfalls sehr robust ist.
  • Schneiden Sie Ihre Beeren regelmäßig und entfernen Sie Triebe, die ins Kroneninnere wachsen.
  • Halten Sie umstehende Pflanzen, Rasen und Wildkräuter niedrig, damit die Stachelbeeren gut abtrocknen.
  • Gießen Sie nie über die Blätter, sondern nur an den ⁠Pflanzenfuß⁠.
  • Kürzen Sie im Februar und März die Triebe von im Vorjahr befallenen Pflanzen um etwa ein Drittel, denn der Pilz überwintert insbesondere an den Triebspitzen.
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Die wichtigsten Schädlinge

Schädlinge können Pflanzen zum Beispiel schwächen, indem sie an den Blättern saugen. Sie können auch verhindern, dass sich die Früchte überhaupt erst bilden. Meistens aber kommen die Insekten in einer Anzahl vor, die zu tolerieren ist. Eine zu starke Bekämpfung der Tiere schadet auch den Nützlingen, denen sie als Nahrung dienen.

Blütenstecher: Blütenstecher (Anthonomus rubi) sind auf Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren zu finden. Die schwarzen Rüsselkäfer sind zwei bis vier Millimeter groß. Sie legen ihre Eier in die Blütenknospen der Beerenfrüchte. Die weiblichen Käfer beißen nach der Eiablage den Knospenstiel an, so dass die Knospe umknickt, verwelkt und abfällt.

  • Achten Sie auf abgeknickte oder abgefallene Blütenknospen und sammeln Sie sie regelmäßig auf.
  • Entsorgen Sie die aufgesammelten Pflanzenteile über den Haus- oder Biomüll, damit sich die Käfer nicht weiter vermehren.

Himbeerkäfer: Die kleinen weißen Larven des Himbeerkäfers fressen sich in das Fruchtinnere. Die Himbeeren werden braun und hart oder zeigen Missbildungen.

  • Bauen Sie Herbst-Himbeeren an, beispielsweise die robuste Sorte „Autumn Bliss“. Sie wird nicht befallen.
  • Kappen Sie nach der Ernte alle Ruten fünf Zentimeter über dem Boden.
  • Breiten Sie ab Mitte April regelmäßig am Morgen ein Tuch unter den Himbeerruten aus und klopfen die Ruten ab. Die Käfer fallen herunter und können entsorgt werden, noch ehe sie ihre Eier in die Früchte legen.

Gallmilben: Ist ein Brombeerstrauch von Gallmilben befallen, reifen Früchte oder Teile davon nicht aus, sondern bleiben rot oder rotgrün. Reife, normal ausgefärbte Früchte sind dann hart und sauer.

  • Schneiden Sie die Früchte ab und entsorgen sie über den Haus- oder Biomüll.
  • Lassen Sie nach der Ernte keine Früchte hängen und schneiden Sie im Winter die Ruten zurück.
  • Geben Sie den Brombeeren einen hellen, aber nicht vollsonnigen Platz. Halten Sie den Boden feucht.
  • Wählen Sie frühe Sorten, zum Beispiel „Loch Tay“, oder robuste Sorten, wie etwa „Loch Ness“, bei der es auch der Grauschimmel schwer hat.

Johannisbeerglasflügler: Die Larven des Johannisbeerglasflüglers (Synanthedon tipuliformis) bohren sich in die Johannisbeertriebe und fressen das Mark. Befallene Triebe werden welk und sterben später ganz ab. Schwarze Johannisbeeren werden bevorzugt befallen.

  • Schneiden Sie die Triebe direkt über dem Boden ab. Ist das Mark schwarz verfärbt, sind sie tatsächlich von den Larven befallen.
  • Sind die Triebe befallen, sollten Sie sie komplett entfernen.
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Hintergrund

Umweltsituation: Weil sie ungespritzte Beerenfrüchte ernten möchten, verzichten viele Hobby-Gärtner*innen auf chemische ⁠Pflanzenschutzmittel⁠. Außerdem birgt der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln das Risiko von Fehlanwendungen. So kann es passieren, dass die ausgebrachten Mittel die Nützlinge stärker gefährden als die Schädlinge. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Plötzlich aufkommender Wind kann den Sprühnebel verwehen. Durch ⁠Verdunstung⁠, Abschwemmungen in Hanglagen oder durch Versickern kann sogar eines der wichtigsten Güter überhaupt betroffen sein: das Grundwasser.
Den Schädlingen der Beerenfrüchte ist mit chemischen Pflanzenschutzmitteln ohnehin nicht beizukommen. Ein Beispiel dafür ist der Johannisbeerglasflügler. Mittel, die nur bei direktem Kontakt wirken, müssten exakt zum richtigen Zeitpunkt ausgebracht werden, um die Weibchen bei der Eiablage zu töten. Selbst dann würden sie wahrscheinlich nicht exakt wie gewünscht wirken und vor allem andere Insekten treffen. Die geschlüpften Larven fressen ohnehin im Inneren der Triebe und sind dadurch gut geschützt.

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