New Urban Agenda – Werkzeugkasten für moderne Städte

dicht bebaute Stadt am Fuße eines Bergeszum Vergrößern anklicken
Mehr Wohnraum schaffen, aber grüne Lungen und Erholungsflächen erhalten – für Städte ein Spagat.

Quito, Hauptstadt von Ecuador

Quelle: nidafoto / Fotolia.com

Der globale Fahrplan für die nachhaltige Stadtentwicklung der kommenden zwanzig Jahre liegt vor: die New Urban Agenda. Sie ist das zentrale Ergebnis der UN-Konferenz „Habitat III“ zu Wohnen und nachhaltiger Stadtentwicklung, die am 20. Oktober 2016 in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito zu Ende ging.

Mit der New Urban Agenda haben die Staaten ein Dokument vorgelegt, das sich mit der Entwicklung, Funktion und nachhaltigen Ausgestaltung von Städten befasst – und das zum ersten Mal unter dem Eindruck einer bereits heute stark verstädterten Welt und mit der Perspektive weiter zunehmender Urbanisierung. Die New Urban Agenda ist für Stadtverwaltungen von großem Wert – auch wenn sie eine unverbindliche Vereinbarung ist – denn sie stellt klare Forderungen für eine moderne Stadt: kompakte Siedlungsentwicklung mit angemessenen Freiräumen, sparsamer Umgang mit Ressourcen, Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel und gesunde Lebensbedingungen für alle in Städten.

Sie wird damit zum Werkzeugkasten für Akteure der kommunalen Ebene und ist eine Richtschnur und politische Stärkung in ihrem Engagement für eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung. Dabei ist die New Urban Agenda auch ein wesentlicher Baustein für die Umsetzung der ⁠UN⁠-Nachhaltigkeitsziele „Sustainable Development Goals“ (SDGs) (insbesondere SDG 11 inclusive and resilient cities), sowie mit ihren Forderungen einer energiesparenden und erneuerbare Energien fördernden Stadtentwicklung auch zu den Beschlüssen der UN-Klimakonferenz COP 21 in Paris.

Die Städte sind die zentralen Akteure für die Umsetzung der New Urban Agenda, auch wenn die Unterzeichner die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind. Kommunale Akteure waren zahlreich und hochrangig auf der Konferenz vertreten und haben in ihren Beiträgen illustriert, dass Stadtentwicklung ein Prozess ist, der kontinuierlich mit sich wandelnden Rahmenbedingungen konfrontiert ist, für die orts- und situationsangepasste Lösungen gefunden werden müssen. Die New Urban Agenda kann dabei Richtschnur und Impulsgeber sein, aber es kann nicht ihr Anspruch sein, für die kommenden 20 Jahre alle bestehenden und kommenden Handlungsfelder der Stadtentwicklung gleichermaßen zu adressieren. Die Netzwerke der städtischen Akteure arbeiten kontinuierlich weiter daran, die Anforderungen der New Urban Agenda auszufüllen, zu konkretisieren, anzuwenden und sich über die Erfahrungen auszutauschen und zu lernen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der „Quito Implementation Plan“, der mit der ⁠Habitat⁠ III gestartet wurde und Selbstverpflichtungen der unterschiedlichsten Akteure zur Umsetzung der New Urban Agenda enthält.

Der Beitrag des ⁠UBA

Das Umweltbundesamt hat mit zwei Veranstaltungen zur Habitat III beigetragen, die die zentrale Bedeutung der städtischen Ebene herausgestellt haben:

Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), der UN-Wirtschaftskommission für Europa (⁠UNECE⁠) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (⁠UNEP⁠) hat UBA ein Side-Event zu “Rapid urbanization and material usage: Resource efficiency through sustainable construction and urban planning” durchgeführt. Im Fokus stand die Frage, wie angesichts rasanter Urbanisierungsprozesse der enorme Ressourcenbedarf nachhaltig gedeckt werden kann. Die Podiumsdiskussion hat gezeigt, dass dem sparsamen und effizienten Umgang mit Material eine entscheidende Rolle zukommt – Urban Mining ist hierfür eine wichtige Strategie. Um dem schnellen Wachstum der Städte ressourceneffizient zu begegnen, zeigte das Side-Event weitere mögliche Maßnahmen auf: eine kompakte Stadtentwicklung, die Förderung von aktiver Mobilität, aber auch neue Finanzierungsmodelle zur Realisierung verbesserter Energieeffizienz.

Im deutschen Pavillon hat UBA zusammen mit ICLEI – einem weltweiten Netzwerk aus Städten und Regionen – und unter Mitwirkung des Deutschen Städtetags und des Umweltamts Dresden eine Veranstaltung zu „Impulses of the New Urban Agenda for urban environmental protection“ durchgeführt. Das Ergebnis: Auch für deutsche Kommunen bedeutet die New Urban Agenda eine politische Stärkung in ihrem Engagement für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Sie ist ein Werkzeugkasten, mit dem die Städte ihre Maßnahmen entwickeln können. Klar ist: Der Prozess ist mit Habitat III nicht abgeschlossen. Es braucht Mechanismen für ⁠Monitoring⁠, sowie einen kontinuierlichen Prozess, der die sich schnell wandelnden Rahmenbedingungen und Entwicklungstrends, die auf Stadtentwicklung einwirken, aufnehmen und auf diese reagieren kann.

Die Habitat III-Konferenz

Vom 17. bis 20.10.2016 trafen sich mehr als 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 167 Ländern und von unterschiedlichen staatlichen Ebenen sowie nicht-staatlichen Organisationen, um im Rahmen der dritten UN-Konferenz zu Wohnen und nachhaltiger Stadtentwicklung (Habitat III) über die Herausforderungen, Ziele und Lösungsansätze einer inklusiven, umweltverträglichen und ökonomisch ausgewogenen Stadtentwicklung zu diskutieren. Im Fokus der Konferenz stand die „New Urban Agenda“, eine freiwillige Vereinbarung zu Zielen und Entwicklungspfaden hin zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

Nach viermonatigen Verhandlungen zwischen den Staaten der Vereinten Nationen wurde die New Urban Agenda bereits im September finalisiert und vom Plenum auf der Habitat III-Konferenz verabschiedet. Neben Sitzungen des Plenums und verschiedenen High-Level- und ⁠Stakeholder⁠-Roundtables wurde Habitat III durch die Side- und Networking- Events der zahlreich vertretenen staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen geprägt, sowie durch eine öffentlich zugängliche Ausstellung mit Länderpavillons.