Psychosoziale Auswirkungen des Klimawandels.

Ziel der Studie

Der Beitrag gibt einen literaturbasierten Überblick über die potenziellen psychosozialen Auswirkungen des Klimawandels. Darauf aufbauend werden protektive Strategien beschrieben.

Erscheinungsjahr

Untersuchungsregion/-raum

Die Klimastudie analysiert Klimawirkungen, trifft jedoch keine raumbezogenen Aussagen für Deutschland insgesamt oder für Teilräume innerhalb Deutschlands.

Klimawirkungen

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Menschliche Gesundheit

- „Naturkatastrophen können als direkte Reaktion auf das Erlebte zunächst Ängste hervorrufen, in schweren Fällen zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen, aber auch chronische Ängste und Depressionen bedingen.“ (S. 31)
- „Wie andere traumatische Ereignisse, können also auch traumatische Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels zu psychologischem Distress führen und psychische Störungen begründen.“ (S. 32)
- „Auch eine erhöhte Suizidalität wird als Folge von Naturkatastrophen diskutiert (Berry et al. 2010; Hanigan et al. 2012). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt fest: „Experiences of natural disaster […] can increase the risk of suicide because of the destructive impacts they have on social well-being, health, housing, employment and financial security” (WHO 2014). In bisherigen Studien zeigt sich jedoch ein uneinheitliches Bild (Kõlves et al. 2013).“ (S. 32)
- „Weiterhin kann der Klimawandel indirekt das Risiko für Aggression steigern. Zum einen betrifft dies die Entwicklung von antisozialem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen, zum anderen Intergruppenkonflikte aufgrund von veränderten Überlebensbedingungen (Anderson, DeLisi 2011). So wurde nach Überschwemmungen von einem signifikanten Anstieg stark aggressiven Verhaltens bei betroffenen Kindern berichtet (Durkin et al. 1993).“ (S. 33)
- „Die Dislokalisation und der Verlust des vertrauten Zuhauses können für die Menschen großen psychischen Distress bedeuten. Lamond et al. (2015) fanden bei Untersuchungen nach einer Überschwemmung heraus, dass bei denen, die länger als sechs Monate umgesiedelt wurden, eine Verschlechterung der Psyche fast sechsmal wahrscheinlicher war als bei denjenigen, die nicht umgesiedelt wurden (Lamond et al. 2015).
Die klimawandelinduzierte Migration stellt damit für die Migranten eine psychische Belastung dar. Aber auch die gesellschaftlichen Folgen der Relo-kalisierung und Migration können psychosoziale Auswirkungen haben.“ (S. 33)
- „Der Verlust des vertrauten Ortes in seinem gewohnten Zustand und die Machtlosigkeit demge¬genüber kann dann zur Solastalgie führen – einer Art Heimweh, obwohl man noch ‚Daheim‘ ist (Al¬brecht 2005). Der Klimawandel ist eine ebensolche Umweltveränderung, die zu einer globalen Ursache für psychologischen Distress werden kann.“ (S. 34)
- „Zu den potenziellen psychosozialen Auswirkungen von Extremwetterereignissen, steigenden Temperaturen, Relokalisierung und weiteren Beeinträchtigungen durch den fortschreitenden Klimawandel zählen Distress, Angst, Depression, PTBS, Hoffnungslosigkeit, Solastalgie, ein Anstieg der Aggression beziehungsweise der Kriminalität sowie Belastungen sozialer Beziehungen, wobei Kinder, Frauen und benachteiligte Bevölkerungsgruppen besonders vulnerabel sind (vgl. Clayton et al. 2014).“ (S. 35)

Hitze- und kälteabhängige Erkrankungen oder Mortalitäten

- „So sind beispielsweise Patienten, die an Schizophrenie erkrankt sind und mit Antipsychotika behandelt werden, aufgrund verminderter Thermoregulation anfällig für einen Hitzschlag (Hermesh et al. 2000; Lee et al. 2015). Während einer Hitzewelle steigen zudem in Krankenhäusern die Aufnahmezahlen für psychische Störungen (Nitschke et al. 2007) und warmer Wind ist mit einem erhöhten Auftreten von Panikattacken assoziiert (Bulbena et al. 2005).“ (S. 32)
- „Unter extrem hohen Temperaturen sinkt sowohl physisch als auch kognitiv die Leistungsfähigkeit und Fehler, unsichere Verhaltensweisen und Unfälle nehmen zu (Hancock, Vasmatzidis 2003; Kjellstrom et al. 2009; Racinais et al. 2008; Ramsey et al. 1983). Die verminderte Arbeitsleistung kann sich wiederum in einem geringeren Einkommen niederschlagen, was seinerseits neue (existenzielle) Probleme mit sich bringt sowie psychische Beeinträchtigungen begründen kann (Berry et al. 2010) und somit ein Beispiel für eine indirekte Auswirkung der Erwärmung der Atmosphäre auf die Psyche darstellt.“ (S. 33)
- „Steigende Temperaturen und längere Hitzeperioden begünstigen außerdem eine Zunahme an aggressivem Verhalten (Anderson, DeLisi 2011; Talaei et al. 2014). Das allgemeine Aggressionsmodell erklärt den Effekt unter anderem damit, dass Hitze unangenehm ist und man bei aversiver Reizung (also z. B. starkes Hitzeempfinden) eher dazu neigt anderen Personen Schaden zuzufügen (Anderson, DeLisi 2011; DeWall et al. 2011; Fritsche et al. 2012).“ (S. 33)

Methodischer Ansatz

Kurzbeschreibung des methodischen Ansatzes 

Auswertung von Fachliteratur zu den potenziellen psychosozialen Auswirkungen des Klimawandels

Analysekonzeptansatz kein Ansatz genannt
Komponenten im Analysekonzept  Klimatischer Einfluss, Sensitivität, Klimawirkung, Anpassungskapazität
Methodik zur Operationalisierung Qualitative Informationen (z.B. Experteninterviews)

Wer war oder ist beteiligt?

Herausgeber Umweltbundesamt
Autor / Auftragnehmer Maxie Bunz
Kontakt 

Maxie Bunz, Umweltbundesamt

Bibliographische Angaben 

Bunz, Maxie (2016): Psychosoziale Auswirkungen des Klimawandels. Psychosocial effects of climate change. In: UMID: Umwelt und Mensch - Informationsdienst (02/2016), S. 30–37. Online verfügbar unter https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/360/publikationen/umid_02_2016_psychosoziale_auswirkungen_klimawandel.pdf

Teilen:
Artikel:
Drucken
Handlungsfelder:
 Menschliche Gesundheit und Pflege