Hintergrund und Ziele
Das Projekt bilanziert die Ergebnisse des Forschungsfeldes "Urbane Strategien zum Klimawandel – Kommunale Strategien und Potenziale" (StadtKlimaExWoSt) und weiterer Forschungsvorhaben zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in Kommunen. In zehn Fallstudienstädten wurden Erfolgsfaktoren der kommunalen Anpassungsprozesse und beispielhafte Projektansätze identifiziert. Im Austausch mit kommunalen Vertretern ermittelte das Projektteam die Unterstützungsbedarfe im Planungsalltag und überführte sie in eine Arbeitshilfe für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen im Stadtumbau.
Mit diesem Forschungsprojekt hat das BBSR ein Projekt angestoßen, das zum einen bisherige Forschungsergebnisse zur Klimaanpassung im Stadtumbau betrachtet. Zum anderen wurde die Frage beleuchtet, wie diese Erkenntnisse aufbereitet werden müssen, um tatsächlich in der kommunalen Planungspraxis anzukommen. Als ein Ergebnis dieses Diskussionsprozesses ist eine Arbeitshilfe entstanden.
Die Arbeitshilfe „Klimaresilienter Stadtumbau“
- liefert gute Argumente, warum sich Kommunen mit dem Thema Klimaanpassung auseinandersetzen sollten,
- zeigt Handlungsansätze auf, wie das Thema im Stadtumbau berücksichtigt werden kann,
- stellt in kompakter Form gute Beispiele aus der Praxis vor,
- gibt Hinweise zur Klimaanpassung im Rahmen der Städtebauförderung und
- stellt weiterführende Informationsangebote vor, um die Recherche zu erleichtern.
2017 ist ein gleichnamiges Folgeprojekt entstanden.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Bremen
- Hessen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Sachsen
Es wurden zehn Fallstudienstädten ausgewählt, welche bereits in unterschiedlicher Intensität an der Schnittstelle von Klimaanpassung und Stadtumbau aktiv waren. Im Austausch mit den kommunalen Vertretern wurden Erfolgsfaktoren der kommunalen Anpassungsprozesse und beispielhafte Projektansätze identifiziert.
- Bottrop
- Bremen
- Dortmund
- Hagen
- Karlsruhe
- Leipzig
- Ludwigsburg
- Regensburg
- Speyer
- Wiesbaden
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
- Flusshochwasser
- Hitzewellen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Urbane Räume reagieren besonders sensibel auf extreme Wetterereignisse wie Hitze, Starkregen, Sturm oder Hochwasser. Gerade in verdichteten Quartieren mit hohem Versiegelungsgrad und älterem Gebäude- und Infrastrukturbestand können die Folgen gravierend sein.
Die Klimaanpassung im Bestand stellt eine besondere Herausforderung für die Städte dar, da Veränderungen nur kleinteilig erfolgen und die Eigentums- und Bewohnerverhältnisse oft heterogen sind. Maßnahmen der Stadterneuerung, insbesondere Sanierungs- und Stadtumbaumaßnahmen, erscheinen geeignet, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in die Stadtentwicklung zu integrieren.
Die Anpassung der Städte und Gemeinden an den Klimawandel ist wichtiges politisches Ziel der Bundesregierung, das im Rahmen der Politik einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Stadtentwicklung verfolgt wird.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Auf Grundlage der Ergebnisse des StadtKlimaExWoSt Projektes und weiterer Forschungsvorhaben erarbeitete das Projektteam umsetzungsnahe und konkrete Anpassungsansätze mit individuellen Schwerpunkten, die in fast allen Kommunen in politische Beschlussfassungen mündeten.
Bereits während der Projektbearbeitung wurden die enormen Herausforderungen deutlich, die sich bei der Umsetzung von Einzelprojekten ergeben. Diese reichten von Fragen der rechtlichen Zulässigkeit bei der Steuerung im Rahmen der Bauleitplanung und Problemen mit technischen Regelwerken bis zu Schwierigkeiten bei der Durchsetzung gegenüber anderen Fachbehörden, Politik oder Öffentlichkeit.
Durch die Änderungen der BauGB-Novellen 2011 und 2013 können die Belange des Klimaschutzes und der Klimaanpassung beim Stadtumbau in der städtebaulichen Sanierung prinzipiell berücksichtigt werden. Somit stehen den Kommunen hier Finanzierungsmöglichkeiten für die Umsetzung von Maßnahmen im Bestand zur Verfügung. Der Erfahrungsaustausch zeigte jedoch, dass diese Finanzierungsmöglichkeiten bislang nur in geringem Umfang genutzt werden.
Mögliche Gründe hierfür wurden im aktuellen Forschungsprojekt diskutiert: Zum einen scheint die Klimaanpassung noch nicht überall als Pflichtaufgabe im Bewusstsein von Politik und Verwaltung angekommen zu sein. Zum anderen haben die für die Städtebauförderung zuständigen Landesministerien die Klimaanpassung im Stadtumbau derzeit noch nicht so sehr im Fokus: Die wenigsten Richtlinien zur Städtebauförderung weisen bislang auf die Möglichkeiten hin, Klimaanpassungsmaßnahmen zu fördern.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt deuten darauf hin, dass es insbesondere weiterer Information und Motivation bedarf, damit Kommunen vorhandene Fördermöglichkeiten und Instrumente im Stadtumbau auch für die Anpassung an den Klimawandel nutzen. Unterstützungsbedarf besteht aus Sicht der Kommunen vor allem in folgenden Bereichen:
- Klimafolgenwertung
- Vergabe entsprechender externer Gutachten
- Interkommunaler Erfahrungsaustausch
- Wissensaneignung
- Maßnahmenfindung und -finanzierung
- Fachbereichsübergreifende Kommunikation
- Platzierung der Klimaanpassung in den verschiedenen Fachbereichen und Verwaltungsebenen
- Öffentlichkeitsarbeit
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Innerhalb des Programms Soziale Stadt können Grün- und Freiraumstrukturen zur Klimaanpassung beitragen. Maßnahmen können auch kleinteilig erfolgen.
Die Programme Stadtumbau Ost und West (seit 2017 gemeinsames Stadtumbauprogramm) gehen mit Funktionsverlusten im Städtebau um, indem Potenziale für eine Neuorientierung sowohl in Innenstadtlagen und Wohngebieten als auch für Brach- und Konversionsflächen genutzt werden. Maßnahmen können in den Bereichen Gebäude, Frei- und Grünflächen sowie Infrastruktur umgesetzt werden. Beispielhafte Maßnahmen sind durch die Reaktivierung von Brachen als Grünflächen oder die Schaffung von Retentionsflächen und Ableitungstrassen möglich.
Das Bund-Länder-Programm Städtebaulicher Denkmalschutz zielt darauf ab, bau- und kulturhistorische Stadtkerne und -bereiche mit denkmalwerter Bausubstanz zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln und sollte die Klimaanpassung berücksichtigen.
Das Städtebauförderungsprogramm Kleinere Städte und Gemeinden - überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke unterstützt kleinere Städte und Gemeinden bei der Bewältigung des demografischen Wandels, insbesondere bei der Daseinsvorsorge, Innenentwicklung, der Infrastrukturanpassung und der überörtlichen Kooperation.
Das Bund-Länder-Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren fokussiert auf die Stärkung zentraler Versorgungsbereiche und zielt darauf ab, sozialen oder städtebaulichen Missständen und Funktionsverlusten entgegenzuwirken.
Darüber hinaus können Informationsangebote wahrgenommen werden (z.B. auf Internetportalen wie klimastadtraum.de, anpassung.net, umweltbundesamt.de, klimascout.de, klivoportal.de). Publikationen wie beispielsweise zur Überflutungs- und Hitzevorsorge durch die Stadtentwicklung (BBSR-Sonderveröffentlichung) oder zur Städtebaulichen Nachverdichtung im Klimawandel (ExWoSt-Informationen 46/1) werden empfohlen. Darüber hinaus werden Werkzeuge und Leitfäden präsentiert (Stadtklimalotse, Klimalotse, INKAS, etc.).
Wer war oder ist beteiligt?
Das Projekt ist dem Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) zuzuordnen und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut.
Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung
- BPW baumgart + partner
- plan + risk consult