Grundwasser weniger mit Pflanzenschutzmitteln belastet

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Der Bericht mahnt eine Minderungsstrategie für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an
Quelle: oticki / Thinkstock

Nach einer aktuellen Auswertung der Daten von mehr als 14.000 Messstellen für den Zeitraum 2013 bis 2016 ist die Belastung des Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln und deren relevanten Abbauprodukten deutlich zurückgegangen. Das liegt aber vor allem daran, dass Wirkstoffe nicht mehr zugelassen sind. Die Belastung mit noch zugelassenen Stoffen ist dagegen gleichbleibend hoch.

Es ist deshalb nötig, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln insgesamt weiter zu verringern. Hinzu kommen deutlich erhöhte Funde der sogenannten nicht relevanten Abbauprodukte („Metaboliten“), die mittlerweile an mehr als der Hälfte der Messstellen nachweisbar sind.

Die Auswertung der Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser (⁠LAWA⁠) wurde unter Mitarbeit des Umweltbundesamtes erarbeitet und kommt zu folgenden Ergebnissen: Wurden 1990 bis 1995 noch an 9,7 Prozent der untersuchten Messstellen PSM-Konzentrationen oberhalb des Grenzwertes der Grundwasserverordnung von 0,1 Mikrogramm je Liter (µg/l) festgestellt, waren dies im aktuellen Zeitraum noch 3,8 Prozent. Diese Verbesserung ist hauptsächlich auf den Rückgang des seit langem nicht mehr zugelassenen Wirkstoffs Atrazin und dessen Hauptabbauprodukt Desethylatrazin zurückzuführen. Dennoch werden beide Stoffe nach wie vor mit Abstand am häufigsten im Grundwasser nachgewiesen.

Der Bericht mahnt eine Minderungsstrategie für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an, um die Grundwasserqualität in bereits belasteten Gebieten zu verbessern und einer Verschlechterung in unbelasteten Regionen vorzubeugen. Aus Sicht des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) muss insbesondere neuen Einträgen von Wirkstoffen und Metaboliten begegnet werden, um in Zukunft vor allem Belastungen mit zugelassenen Wirkstoffe und deren Metaboliten zu reduzieren.

Relevante Metaboliten haben weiterhin toxische bzw. pestizide Wirkungen, die vergleichbar mit der des Wirkstoffs ist. Außerdem besitzen sie toxikologische Eigenschaften, die bei entsprechender ⁠Exposition⁠ zum Risiko für Menschen, Tiere und Pflanzen werden können. Nicht relevante Metaboliten haben keine toxische bzw. pestizide Wirkung mehr und sind deshalb relativ unbedenklich. Für diese Stoffe gibt es keinen verbindlichen Grenzwert im Grundwasser. Allerdings sind auch diese Stoffe aus Vorsorgegründen im Grund- und Trinkwasser unerwünscht. Aktuell wurden bei 57,5 Prozent der untersuchten Messstellen nicht relevante Metaboliten nachgewiesen, im Vergleich zu 44,6 Prozent im Zeitraum 2009 bis 2012. Gemessen an dem jeweiligen Gesundheitlichen Orientierungswert (GOW) in Höhe von 3 bzw. 1 µg/l wurden die beiden nicht relevanten Metaboliten Desphenychloridazon (Metabolit von Chloridazon) und N,N-Dimethylsulfamid (Metabolit von Tolylfluanid) am häufigsten im Grundwasser gefunden. Zudem wurden Überschreitungen des GOW für 14 Metaboliten von sechs weiteren Wirkstoffen festgestellt.

Ist Glyphosat auch im Grundwasser Thema?

Die Zahl der Grundwasseruntersuchungen auf Glyphosat hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Vergleich zu 2009 bis 2012, in dem rund 3.000 Grundwassermessstellen in 13 Bundesländern auf Glyphosat untersucht wurden, sind es im aktuellen Berichtszeitraum 4.206 Messstellen in 14 Bundesländern. Im Zeitraum 2009 bis 2012 wurden an sieben Messstellen Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Trotz eines etwa 30 Prozent höheren Messstellenanteils im aktuellen Berichtszeitraum ist die Zahl der Funde mit Grenzwertüberschreitungen mit sechs annähernd identisch zum Vorgängerzeitraum. Glyphosat liegt auf Rang 20 der in Deutschland am häufigsten gefundenen Pflanzenschutzmittel im Grundwasser.

Hintergrund zum Bericht

Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (⁠LAWA⁠) ist der Zusammenschluss der für die Wasserwirtschaft und das Wasserrecht zuständigen Ministerien der Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland. Die LAWA wertet alle vier Jahre unter Mitarbeit des UBA die Daten von rund 14.000 Messstellen bundesweit aus. Der nächste Bericht umfasst den Zeitraum 2017 bis 2021.

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