Sie begrüßte, dass im Entwurf des Verpackungsgesetzes das Ziel enthalten sei, den Anteil an Mehrweggetränkeverpackungen weiter zu stärken, kritisierte aber, dass es bislang nicht gelungen ist, den Einzelhandel zu einem flächendeckenden Angebot an Mehrwegflaschen zu bewegen. „Derzeit werden nur 26,9 % der Erfrischungsgetränke und 40,6 % des Wassers als Mehrweg angeboten. Eine Mehrwegflasche vermeidet aber bis zu 40 Einwegflaschen oder Dosen. Mehrweg ist und bleibt daher der beste Weg, um Abfall zu vermeiden“, sagte Krautzberger.
Neben der Notwendigkeit, Mehrweg optional immer kaufen zu können, riet sie auch dazu, die Kosten des Verpackungsmülls sehr viel stärker in die Lizenzentgelte der Dualen Systeme einzupreisen: „Die Lizenzentgelte müssen die tatsächlichen Kosten widerspiegeln, die eine Verpackung in der Entsorgung verursacht. Ihre Höhe sollte künftig nicht nur von dem Material, sondern auch von der Recyclingfähigkeit der Verpackung abhängen. Die Recyclingfähigkeit sowie den Anteil von Rezyklaten in den Verpackungen sollten wir bei der Bemessung der Lizenzentgelte in Ansatz bringen“, sagte Krautzberger. Kunststoffschalen aus hellem Polypropylen (PP) lassen sich beispielsweise sehr gut recyceln, solche aus mehrschichtigem Polyethylenterephtalat (PET) mit Barriereschichten dagegen kaum. Auch wasserunlösliche Klebstoffe oder falsche Druckfarben können das Recycling negativ beeinträchtigen. Diese Faktoren sollten künftig bei den Lizenzentgelten berücksichtigt werden.
Laut Angaben des UBA ist zwischen 1996 und 2014 die Menge an Verpackungsabfällen generell um über 30 Prozent gestiegen. Bei privaten Haushalten sind es vor allem Verpackungen für Getränke, Nahrungsmittel und Haustierfutter, die den Großteil des Verpackungsmülls ausmachen. Die Produkte binden zwar nur 12 % der Konsumausgaben, führen aber zu fast 68 % des Verpackungsmülls in privaten Haushalten.
Schuld am höheren Aufkommen sind zum einen zu aufwändig gestaltete Verpackungen oder solche mit besonderen Funktionen: Etwa Sprühflaschen bei Glas- oder Badreinigern, die automatisch unnötigen Müll in Form des aufwändigen Sprühaufsatzes produzieren. Besser seien langlebige Flaschen mit einem stabilen Aufsatz, die der Hersteller mit kostengünstigen und umweltfreundlichen Nachfüllverpackungen anbiete. So ließen sich Kunden auch stärker an ein Produkt binden.
Ein wichtiger Grund für mehr Verpackungsmüll sind allerdings auch demografische Faktoren. Vor allem in Großstädten leben immer mehr Menschen als Singles, vom Studenten bis zur Seniorin. Sie wählen beim Einkauf oft eher kleinere Verpackungseinheiten und vorportionierte Produkte. So entsteht pro Kopf mehr Abfall. Ebenfalls in Mode: Immer mehr Menschen gehen öfter auswärts essen oder lassen sich diese Gerichte nach Hause liefern. Allein für Pizza zum Mitnehmen stiegen die Verpackungsabfälle beispielsweise von 2000 bis 2012 um 170 % und für Coffee-To-Go sogar um ein Vielfaches.
Neben Verpackungsabfällen entstehen beim Außer-Haus-Verzehr auch große Mengen an Lebensmittelabfällen. Etwa ein Drittel aller für den Außer-Haus-Verzehr hergestellten Speisen landen in Deutschland im Abfall. Viele dieser Nahrungsmittel, die in Restaurants, in Cafés, beim Imbiss oder beim Catering auf Tagungen, Messen oder bei privaten Anlässen im Abfall landen, wären noch genießbar gewesen. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Gastronomie hat das Umweltbundesamt einen „Leitfaden zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen beim Catering“ erstellt.