Integriertes Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Region Dresden (REGKLAM) - Grundlagen, Ziele, Maßnahmen

Grundlage für regionale Anpassungsstrategie
Region Dresden
CLM, REMO, WETTREG, WEREX IV
Temperatur, Niederschlag
"Die bereits beobachtete Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlagsereignissen führt einerseits zur Zunahme von Hochwasserereignissen v. a. an kleineren Fließgewässern im Siedlungsbereich (Überflutung mit Gewässerbezug). Andererseits treten vermehrt Überstauereignisse in den Kanalnetzen auf (Überflutung ohne Gewässerbezug). Beides kann Menschen gefährden und Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachen." (S.17)
"Der zu erwartende Rückgang der Niederschläge im Sommerhalbjahr sowie die zu erwartende Zunahme der potenziellen Verdunstung lässt eine Destabilisierung des städtischen Bodenwasserhaushaltes und teilweise niedrigere Grundwasserstände im Siedlungsbereich annehmen." (S.17)
"Andererseits bewirkt der Temperaturanstieg eine Abnahme der Bodenhumusgehalte. Dadurch verringert sich langfristig die natürliche Bodenfruchtbarkeit und es kommt zur Freisetzung von Treibhausgasen. Auf den vorrangig im Norden der Modellegion vorkommenden sandigen Böden ist damit zu rechnen, dass es zu Ertragseinbußen in Trockenjahren kommt, insbesondere bei Feldfrüchten, die viel Wasser benötigen (beispielsweise Mais, Kartoffeln, Rüben und Gräser)." (S.19)
"Ökosysteme und Populationen in der Modellregion sind allerdings bereits gegenwärtig in vielfältiger Weise beeinträchtigt, z. B. durch Stoffeinträge oder Entwässerungsmaßnahmen. Die heutige Land-Klimaanpassungsprogramm für die Region Dresden schaft ist strukturell „verarmt“, wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere wurden in der Vergangenheit zerstört und erhalten gebliebene natürliche bzw. naturnahe Lebensräume sind in vielfältiger Art und Weise fragmentiert, etwa durch eine zunehmend großflächig und gleichförmig betriebene intensive Landwirtschaft sowie durch sich ausdehnende Siedlungsflächen und Infrastrukturanlagen. Dadurch ergeben sich für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten Einschränkungen in Bezug auf ggf. klimawandelbedingt erforderliche Ausweichbewegungen." (S.20f.)
"Die erwarteten direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels und bestehende Beeinträchtigungen können sich wechselseitig verstärken. Das gilt z. B. für solche Ökosysteme, die bereits heute in ihrem Wasserhaushalt gestört sind und zusätzlich durch eine voraussichtlich klimawandelbedingt sinkende klimatische Wasserbilanz im Sommerhalbjahr betroffen sein werden. Das gilt weiterhin z. B. für bereits heute fragmentierte und in ihrer Vitalität eingeschränkte Populationen, für die sich künftig die Herausforderung des Erreichens neuer Standorte ergibt." (S.21)
"Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen auf die Unternehmen in der Modellregion Dresden. Die zunehmende Anzahl heißer Tage sowie ansteigende Maximaltemperaturen wirken sich direkt auf die Produktionsbedingungen aus. Beispielsweise sind die Klimatisierung von Produktionsräumen oder die Kühlung von Kühl- und Tiefkühllagern betroffen. Werden die ausgelegten Grenztemperaturen von technischen Anlagen überschritten, kann dies zu Qualitätsminderungen der hergestellten Produkte oder zu Produktionsausfällen führen. Zunehmende Wärme- und Hitzetage haben Einfluss auf die Behaglichkeit und damit auf die physische Belastbarkeit der Mitarbeiterinnen. Indirekt beeinträchtigen die erhöhte Anzahl der Tropennächte die nächtlichen Regenerationsphasen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Zudem verringert sich die Versorgungssicherheit mit Wasser und Energie durch Extremwetterereignisse wie Hochwasser oder Trockenheit. Aber auch der Abbau und die Zulieferung von Energie- und Rohstoffen werden durch extreme Wetterverhältnisse schwieriger, woraus Produktionseinschnitte folgen können. Zusätzlich ergibt sich im Zuge des Klimawandels vermutlich ein struktureller Wandel der Nachfrage nach Konsumgütern. Dies ermöglicht neue Märkte, kann aber auch bestehende Marktchancen reduzieren. " (S.20)
"Im Wein- und Gartenbau können eine längere Vegetationsperiode und höhere Temperaturen Änderungen der Anbauwürdigkeit wirtschaftlich interessanter Anbauarten bzw. -sorten bewirken. Lange, warme Herbstperioden sowie eine erhöhte Sonneneinstrahlung können Erträge und Qualitäten insbesondere im Obst- und Weinbau erhöhen. Eine verfrüht einsetzende Vegetationsperiode dagegen verstärkt die Spätfrostgefahr insbesondere für früh blühende Obstarten." (S.19)
"Im Ackerbau verbessern sich die Ertragschancen insbesondere in den bisher eher kühlen Anbaugebieten der Modellregion. So könnte die erwartete Klimaerwärmung im Erzgebirge zu Ertragssteigerungen vor allem bei Winterfrüchten und bei Fruchtarten mit hohem Wärmeanspruch führen, vorausgesetzt, es steht genügend Wasser zur Verfügung." (S.19)
"Im Besonderen gilt dies für den Weinbau, welcher in der Modellregion häufig in Steillagen betriebenen wird. Durch die erwartete Temperaturzunahme ist mit der Einwanderung wärmeliebender Schädlingsarten zu rechnen. Die Verlängerung der Vegetationsperiode führt bei Schädlingen zu einer Vervielfachung von Generationen sowie zu stärkeren Populationen. Gleichzeitig sind einige Pflanzenschutzmittel bei Hitze und Trockenheit nur eingeschränkt wirksam. Diese Problembereiche sind grundsätzlich auch für den Ackerbau relevant." (S.19)
"Ein Anstieg der Häufigkeit von Sommertagen, heißen Tagen und Tropennächten wurde in der Vergangenheit beobachtet. Eine weitere Zunahme ist in Zukunft anzunehmen. In Kombination mit steigender Strahlung führt das zu einer Überwärmung in den Sommermonaten, insbesondere in den verdichteten Siedlungsgebieten der Region. Verstärkend kann eine erhöhte Feinstaubbelastung durch häufigere und längere Trockenperioden hinzukommen. In der Folge können die Aufenthaltsqualität im städtischen Raum und das Wohlbefinden der Bevölkerung beeinträchtigt werden und zu akuten gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere von Risikogruppen (Kinder, kranke und alte Menschen), führen." (S.17)
"Dies ist besonders in Hinblick auf die flächendeckend in der Modellregion zu erwartende Alterung der Bevölkerung und die projizierte Bevölkerungszunahme in der Stadt Dresden von Bedeutung. Vor allem in innerstädtischen Wohnquartieren mit einer hohen baulichen Dichte und einem geringen Grünflächenanteil sowie in bestimmten Gebäudetypen ist mit hitzebedingten Gesundheitsbelastungen der Bewohner zu rechnen. Dem daraus resultierenden erhöhten Kühlbedarf im Sommersteht im Gebäudebereich zukünftig ein sinkender Heizbedarf im Winter entgegen." (S.17)
"Allerdings kann sich die Prädisposition der Kiefernforste im Fall von Arealverschiebungen und veränderter Fluktuation forstlich relevanter Schädlinge erhöhen, bei einer durch ein geringes Potenzial zur natürlichen Verjüngung stark eingeschränkten Resilienz. Gleichzeitig ist auch das Potenzial zur Ausbreitung von standortgerechten Mischbaumarten in den Kiefernbeständen als überwiegend gering einzuschätzen. Die Standortregion Lösshügelland nimmt nur einen geringen Raum der Untersuchungsregion ein." (S.20)
"Auf Standorten, auf denen der Bodenwasserhaushalt oder die Exposition eine tendenziell negative klimatische Wasserbilanz ausgleichen, kann die erwartete Temperaturerhöhung eine steigende Produktivität der Fichtenforste bedingen. Ansonsten ist eher mit einer sinkenden Produktivität der Fichtenbestände bis zum Totalausfall zu rechnen." (S.19)
"Auch das Grundwasser stellt einen eigenen Lebensraum mit charakteristischer Biozönose dar. Für das Grundwasser ist davon auszugehen, dass sich in Bereichen mit niedrigen Flurabständen bei einer zukünftigen durchschnittlichen Erhöhung der Lufttemperatur der Erwärmungseffekt im Grundwasser zumindest lokal verstärkt und sich ggf. mit den anthropogen bedingten Wärmeeinträgen überlagert. Bekannt ist, dass mit steigender Temperatur die biologische Aktivität der Mikroorganismen zunimmt und sich somit deren Reinigungsleistung für kontaminierte Grundwasserleiter verbessert. Hinsichtlich der tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebewesen im Grundwasserleiter können bisher keine gesicherten Angaben gemacht werden. Aufgrund der Ergebnisse der bisher betrachteten Szenarien A1B (mittel) zur Grundwasserneubildung ist mit einer Zunahme der Amplitude des Grundwasserstands und damit mit einer dynamischeren Grundwasserspeicherinhaltsänderung zu rechnen." (S.18)
"Die bereits beobachtete Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlagsereignissen führt einerseits zur Zunahme von Hochwasserereignissen v. a. an kleineren Fließgewässern im Siedlungsbereich (Überflutung mit Gewässerbezug)." (S.17)
"Die bereits beobachtete Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlagsereignissen führt einerseits zur Zunahme von Hochwasserereignissen v. a. an kleineren Fließgewässern im Siedlungsbereich (Überflutung mit Gewässerbezug). Andererseits treten vermehrt Überstauereignisse in den Kanalnetzen auf (Überflutung ohne Gewässerbezug)." S.17)
Klimafolge/ Indikationsfeld: Aktuelle und zukünftige Veränderungen und Exreme von Temperaturen und Niederschlägen, Veränderungen Luftqualität, Globalstrahlung, Verdunstung . Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung. Siedlungsflächenentwicklung
Methodischer Ansatz: Analyse des Klimawandels für ausgewählte Klimakenngrößen; Handlungsbedarf in fünf strategischen Themenbereichen der Klimaanpassung; Erstellen von "Maßnahmenblättern"
Auftraggeber: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn
Auftragnehmer: Konsortium des Verbundvorhabens REGKLAM (REGKLAM-Konsortium, Hg.)
REGKLAM-KONSORTIUM 2013: Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Region Dresden: Grundlagen, Ziele und Maßnahmen. In: REGKLAM-Publikationsreihe, H. 7, Rhombos-Verlag: Berlin