Mobilitätslabor 2025 – Erste Erfahrungen aus der Beteiligung

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Das Umweltbundesamt hat das nexus Institut beauftragt, in Niesky (Sachsen) und Gotha (Thüringen) gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu untersuchen, wie Mobilität in Klein- und Mittelstädten nachhaltig und zukunftsorientiert gestaltet werden kann. In einer Bürgerbeteiligung wird erarbeitet, was es für eine attraktive Mobilität braucht, die sich nach den Bedarfen der Menschen vor Ort richtet.

Hintergrund und Ziele des Mobilitätslabors 2025

Die Möglichkeiten von A nach B zu kommen sind gerade in Klein- und Mittelstädten für viele nicht zufriedenstellend. Der Großteil der Menschen ist auf das Auto angewiesen, andere Verkehrsmöglichkeiten sind oft beschränkt. Dies bedeutet zum einen viel Autoverkehr und damit verbundene hohe CO2-Emissionen, zum anderen bedeutet es weniger Wahlmöglichkeiten für die eigene Mobilität. Zudem wirkt sich die Art, wie wir uns fortbewegen, also welche Verkehrsmittel wir nutzen, auch auf das Stadtbild aus. Brauchen wir den öffentlichen Raum für Straßen und Autos oder könnten wir ihn auch für andere Zwecke und Aktivitäten nutzen?

Im Rahmen des Mobilitätslabors 2025 erforschen wir gemeinsam mit den Bürger*innen vor Ort, welche Rahmenbedingungen wichtig sind, damit unterschiedliche Verkehrsmittel, wie zum Beispiel Bus und Bahn, Carsharing-Angebote, Lastenräder oder E-Räder, eine attraktive Alternative zum Auto darstellen. Dazu werden in der Mittelstadt Gotha in Thüringen und der Kleinstadt Niesky in Sachsen jeweils zwei Dialogforen mit 30 Teilnehmenden, sowie eine Praxisphase mit je 15 Teilnehmenden durchgeführt.

Prozessverlauf

Dialogveranstaltung I

Im März 2025 fand die erste Dialogveranstaltung mit je 30 Teilnehmenden in Niesky (Sachsen) und Gotha (Thüringen) statt. Die Teilnehmenden wurden per Zufallsverfahren ausgewählt. Die Gruppe ist hinsichtlich Alter, Haushaltssituation, beruflicher Einbindung, Betreuungspflichten und Mobilitätsgewohnheiten divers zusammengesetzt. Beinahe alle verfügen über ein eigenes Auto oder regelmäßigen Zugang dazu.

Die Dialogveranstaltung diente der Auseinandersetzung mit dem eigenen Mobilitätsverhalten. Mit Hilfe von Stadtplanarbeit, Ortsbegehungen und Diskussionen entlang konkreter Situationen im Stadtraum wurden individuelle Mobilitätsroutinen mit räumlichen Bedingungen in Beziehung gesetzt. Besonders die Arbeit mit Karten erwies sich als hilfreich für die strukturierte Auseinandersetzung mit dem lokalen Raumbezug. Insgesamt waren die Bürger*innen sehr in die Diskussionen eingebracht und haben lösungsorientiert miteinander diskutiert. Im Anschluss an die Veranstaltung fand eine individuelle Mobilitätsberatung statt. Auf Grundlage der reflektierten Alltagswege wurden den Teilnehmenden geeignete Verkehrsmittel für die folgende Praxisphase vorgeschlagen und kostenlos zur Verfügung gestellt. Hierzu zählten E-Bikes, E-Lastenräder, Carsharingfahrzeuge oder ÖPNV-Tickets.

Praxisphase - aktuell

Die anschließende Praxisphase läuft seit Frühjahr 2025. In beiden Städten testen jeweils 15 Teilnehmende für sechs Monate alternative Verkehrsmittel und versuchten ihre privaten Pkw so oft wie möglich stehen zu lassen. Ziel ist es, den Einsatz von E-Bike, E-Lastenrad, Carsharing und ÖPNV unter realen Alltagsbedingungen zu beobachten. Die Nutzung erfolgt im privaten Alltag, etwa für Arbeitswege, Einkäufe oder Freizeitaktivitäten. Alle Teilnehmenden dokumentieren ihre Erfahrungen in Mobilitätstagebüchern.

Ein Zwischentreffen diente dem Erfahrungsaustausch sowie dem ⁠Monitoring⁠ der laufenden Testphase. Dabei wurden erste Einschätzungen zur Nutzbarkeit, Erreichbarkeit und Alltagstauglichkeit der Verkehrsmittel erfasst. Die Praxisphase ist derzeit im vollen Gang. Die Zufallsauswahl hat sich als geeigneter Zugang erwiesen, um unterschiedliche Mobilitätsbedarfe und Nutzungsvoraussetzungen einzubeziehen. Trotz teils unterschiedlicher Voraussetzungen – etwa hinsichtlich Fahrzeugverfügbarkeit, familiärer Verpflichtungen, Entfernung zu alltäglichen Zielen oder Anbindung an den öffentlichen Verkehr – nutzen die Teilnehmenden im Rahmen der Praxisphase über mehrere Monate hinweg alternative Mobilitätsangebote. Ihre Erfahrungen zeigen, dass die Alternativen bereits jetzt Potenzial haben, es aber noch viele Verbesserungspotenzial gibt.

Nächste Schritte

Die Erfahrungen und Erkenntnisse der Praxisphase werden unter anderem im Ergebnisworkshop der Praxisphase mit den Teilnehmenden sowie der zweiten Dialogveranstaltung im November 20205 diskutiert werden. Die dokumentierten Erfahrungen werden ausgewertet und weitere Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert.

Dokumentation und Präsentation

Am Ende des Projekts steht eine große Abschlusstagung, bei der die Ergebnisse des Projekts präsentiert und diskutiert werden. Teilnehmende sowie Fachleute teilen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in verschiedenen Formaten, wie Podiumsdiskussionen und Workshops. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem Abschlussbericht und in verschiedenen Publikationen zusammengefasst, um Impulse für zukünftige Infrastrukturplanungen und nachhaltige Mobilitätslösungen in Klein- und Mittelstädten zu geben.

Projektergebnisse

Die Projektergebnisse werden zudem durch verschiedene öffentlichkeitswirksame Formate, wie Scrollytelling und ein Kurzfilm, für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ziel ist es, das Bewusstsein für Möglichkeiten für eine nachhaltigere Mobilität zu schärfen und langfristig Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu fördern. Die Erkenntnisse sollen nicht nur die teilnehmenden Städte, sondern auch andere Kommunen dazu anregen, ähnliche Projekte umzusetzen und Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität in der eigenen Stadt voranzutreiben.

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Schlagworte:
 Bürgerbeteiligung  Mobilitätsverhalten; Verkehrswende; Mobilitätslabor