Urban Mining: Güter und Bauwerke als Rohstofflager nutzen

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Moderne Detektionsverfahren wie Röntgenfluoreszenzanalysen sind ein Schlüssel zum Urban Mining.
Quelle: Adobe Stock / Funtay

Das anthropogene Lager in Deutschland ist eine Schatzkammer für die Deckung der Rohstoffbedarfe. Durch Urban Mining – der Gewinnung von Sekundärrohstoffen aus Gebäuden, Infrastrukturen, Fahrzeugen und anderen langlebigen Gütern – soll diese Schatzkammer zukünftig systematischer genutzt werden. Dafür braucht es eine verlässliche Wissensbasis der Mengenströme und Anreize für neue Technologien.

Ein großer Teil der jährlich in Deutschland eingesetzten Rohstoffe und Materialien verbleibt über längere Zeiträume im anthropogenen Lager. Und dieses wächst absehbar weiter an. Damit steigen zukünftig auch die Mengen an Materialien, welche für ein Recycling in Frage kommen. Um diese Materialien möglichst umfassend als Sekundärrohstoffe zu erfassen, zu verwerten und hochwertig wieder einsetzen zu können, sind Weichenstellungen erforderlich.

Hier setzt das Projekt KartAL III „Etablierung eines Stoffstrommanagements unter Integration von Verwertungsketten zur qualitativen und quantitativen Steigerung des Recyclings von Metallen und mineralischen Baustoffen“ an. Die Materialgruppen „Mineralische Bau- und Abbruchabfälle“ sowie „Basis- und Sondermetalle“ wurden im Auftrag des Umweltbundesamtes im Hinblick auf das Recycling dahingehend untersucht, welche Qualitäten erreicht werden müssen, um als adäquate Substitute für Primärmaterialen in der Güterproduktion dienen zu können.

Recycling mineralischer Baustoffe

Für die untersuchten mineralischen Baustoffe wird aufgezeigt, dass weniger die tatsächliche erzielbare Qualität und Gütesicherung, sondern das noch immer schlechte Image der Recyclingbaustoffe die Akzeptanz schwächt und zu schwachen Absatzmärkten führt. Außerdem steht die Produktion von hochwertigen Recyclingbaustoffen in Konkurrenz zu aufbereitungsarmen und kostengünstigen Entsorgungsoptionen. Um so wichtiger ist es, die Informationsflüsse und Zusammenarbeit aller im Bauwesen beteiligten Akteure vom Abbruch bis zu Neubauvorhaben zu verbessern um die Nachfrage zu stärken und hochwertige Stoffkreisläufe zu realisieren.

Recycling von Metallen

Für die untersuchten Metalle ist das Recycling schon weitaus besser etabliert, aber auch hierbei werden deutliche Optimierungspotenziale aufgezeigt. Dazu zählt die Notwendigkeit einer besseren Detektion von Metallschrotten mit Hilfe moderner spektroskopischer Verfahren in automatisierten Sortierprozessen. Vor allem Aluminium-, Messing- und Zink-Schrotte sind sehr inhomogen und müssen besser vorsortiert werden, um Legierungsbestandteile nicht zu verlieren. Gleichzeitig steigen die Qualitätsansprüche der potenziellen Abnehmer. Da die Einführung derartiger innovativer Verfahren mit beträchtlichen Investitionen verbunden ist, werden zur Unterstützung steuerliche Vergünstigungen oder Abschreibungsmöglichkeiten empfohlen.

Mengenströme und Materialbestände für mineralische Baustoffe und ausgewählte Metalle

Bereitgestellt wird auch eine vertiefte Wissensbasis der tatsächlichen Mengenströme und Materialbestände der betrachteten Materialien einschließlich ihrer erwarteten Dynamik in den kommenden Jahrzehnten. Es wurden außerdem sensitive Wertschöpfungsstufen identifiziert, bei denen derzeitige Umfeldfaktoren ein hochwertiges Recycling hemmen.

Für alle untersuchten Materialien wurden Factsheets erarbeitet, die verdichtet Informationen zu dem jeweiligen Material, seinen Anwendungen und Mengenströmen, dem rechtlichen Rahmen zur Verwertung, der Recyclingsituation sowie den Recyclingperspektiven liefern. Weiterhin wurden die Kernergebnisse und Empfehlungen für beide Materialgruppen in gestalteten Leitfäden aufbereitet, die ebenfalls zum Download bereitstehen.

 

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 Urban Mining  Recycling  Metalle Baustoffe  anthropogenes Lager  Stoffstrommanagement