Deutlich weniger Strom aus Braun- und Steinkohle kann dazu beitragen, das deutsche Klimaschutzziel im Jahr 2020 von 750 Millionen Tonnen Treibhausgasausstoß noch zu erreichen. Gleichzeitig müssen auch die Erneuerbaren Energien stärker ausgebaut werden. Das zeigt ein neues Thesenpapier des Umweltbundesamtes (UBA).
Das Umweltbundesamt schlägt kurzfristig vor allem zwei Maßnahmen vor: Zum einen sollen Braun- und Steinkohlekraftwerke, die älter als 20 Jahre sind, nur noch ein Strombudget von maximal 4.000 Volllaststunden pro Anlage pro Jahr produzieren dürfen. Zum anderen sollten die ältesten und ineffizientesten Braunkohlekraftwerke stillgelegt werden, und zwar Kapazitäten in Höhe von mindestens 5 GW. Diese Stilllegungen sollten zusätzlich zu den ohnehin geplanten Stilllegungen von 4 GW erfolgen. Beide Maßnahmen sind die kostengünstigsten und am schnellsten umsetzbaren, um bis 2020 noch eine nennenswerte Reduktion des Treibhausgasausstoßes in der Energiewirtschaft zu erzielen.
Die vom UBA hier vorgeschlagene Stilllegung von mindestens 5 GW Braunkohlekraftwerkskapazität muss zusätzlich zu den ohnehin geplanten Stilllegungen erfolgen, sodass die installierte Leistung der Kohlekraftwerke in 2020 insgesamt maximal nur noch 35 GW beträgt (da mit dem Kraftwerk Datteln noch 1 GW zusätzliche Kapazität ans Netz gehen wird).
Nach Berechnungen des UBA kann die Energiewirtschaft bereits mit der Begrenzung der Stromproduktion ihre Treibhausgasemissionen um mehr als die geforderten 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990 senken. Zusammen mit der Stilllegung von weiteren 5 GW Braunkohlekraftwerken und den ohnehin geplanten Stilllegungen sowie einem etwas stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien können bereits bis 2020 etwa 50 bis 65 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen eingespart werden. Damit könnten die Lücke, die zu unserem 40-Prozent-Ziel noch fehlt, zu einem Großteil geschlossen werden.
Auch für das Ziel im Jahr 2030 ist eine schnelle Reduktion der Kohleverstromung wichtig. Denn bis 2030 soll der gesamte Ausstoß Deutschlands nur noch 543 bis 562 Millionen Tonnen CO2-Äquivaliente betragen. Das geht nur, wenn die Energiewirtschaft einen großen Teil der Reduktion trägt. Nach dem Klimaschutzplan dürfen die Kraftwerke 2030 nur noch 175 bis 183 Millionen Tonnen CO2-Äquivaliente pro Jahr ausstoßen (minus 61 bis 62 Prozent ggü. 1990). Zum Vergleich: 2015 waren es noch 347 Mio. Tonnen in der Energiewirtschaft. Daher sollte nach dem Atomausstieg 2022 eine weitere sukzessive Stilllegung von älteren bzw. ineffizienten Braun- und Steinkohlekraftwerke erfolgen und so die verbleibende Gesamtleistung auf maximal 19 GW reduziert werden.
Das Papier des UBA macht klar: Die Versorgungssicherheit in Deutschland bleibt durch die vorgeschlagenen Maßnahmen bestehen. Gleichzeitig muss jedoch die Energie aus Wind und Sonne deutlich schneller ausgebaut werden als bisher geplant. Die aktuellen Ausbauziele des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reichen bei weitem nicht aus, um mit einem beschleunigten Kohleausstieg Schritt zu halten. Hierfür müssen die Ausbaupfade für Windenergie an Land und Photovoltaik kurzfristig auf mindestens 4 GW/a (Brutto), und auf 1 GW/a bei der Windenergie auf See angehoben werden. Nur damit können den Akteuren Planungssicherheit und zukunftsfähige Perspektiven ermöglicht werden, denn ab Mitte der nächsten Dekade werden weitere Anhebungen notwendig.