Während der vergangenen Dekade wurden immer mehr Arzneimittelwirkstoffe in der Umwelt nachgewiesen. Das damit verbundene Risikopotenzial für die aquatischen Lebensgemeinschaften ist besorgniserregend. Durch modernere Nachweisverfahren können Arzneimittelrückstände in Gewässern quantifiziert werden. Darüber hinaus reichern sich manche Wirkstoffe aufgrund ihrer Eigenschaften aber auch in Schwebstoffen im Wasser und in Fischen an. Im Gegensatz zu Wasser ermöglichen diese Probenarten die Erfassung von zeitlichen Belastungen und werden dafür in der Umweltprobenbank des Bundes archiviert.
Eine systematische Beobachtung von Belastungen durch Arzneimittelrückstände mangels der passenden Analyseverfahren war bisher nicht möglich. Zum Nachweis in diesen Matrizes wurden neue Messmethoden im Auftrag des Umweltbundesamtes im Rahmen des Forschungsvorhabens „Methodenentwicklung für den Nachweis von Arzneimitteln in Umweltproben“ (FKZ 3715 67 413) entwickelt. Zur Erfassung von Zeitreihen wurden erstmalig Proben aus der Umweltprobenbank eingesetzt. Die neuen Methoden erwiesen sich als geeignet, um die Arzneimittelrückstände in den Schwebstoffen und Organismen verlässlich zu bestimmen und die Zeittrends zu verfolgen.
In Schwebstoffen zeigen sich Verkaufstrends von Arzneimitteln
In den Schwebstoffproben der Umweltprobenbank zeigten sich bei über 50 Prozent der Arzneistoffe statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen den ermittelten Arzneimittelkonzentrationen und ihren jährlichen Verbrauchsmengen. Schwebstoffe können somit Verkaufstrends von Arzneimitteln abbilden. Im Umkehrschluss können auf Grundlage von Marktdaten zukünftige Gewässerbelastungen vorausgesagt werden.
Arzneistoffe reichern sich in Fischen an
Fische aus deutschen Flüssen (u.a. Brassenfilets der Umweltprobenbank) waren mit sieben Wirkstoffen und zehn Abbauprodukten, die im Menschen oder der Umwelt gebildet werden, belastet. Dazu gehörten unter anderem Schmerzmittel, ein Blutverdünner und ein Herzmedikament. Die Fischproben aus Gewässern unterschiedlicher Herkunft (u.a. Schönungsteich, Teltowkanal) zeigten einen klaren Zusammenhang zwischen dem Abwasseranteil und den Arzneimittelrückständen. Es konnte nur ein schwacher Zusammenhang zwischen Arzneimittelrückstandskonzentrationen in Fischen und Verbrauchszahlen ermittelt werden.
Mit den neu entwickelten und erprobten Methoden sowie Monitoringempfehlungen liegen zusätzliche Instrumente vor, um die Unbedenklichkeit von Arzneistoffen auch nach der Zulassung aus Umweltsicht zu überwachen.