Gemeinde Nohfelden: Grundschule mit DGNB-Zertifizierung

2019 beschloss die Gemeinde Nohfelden die Grundschule am Standort Sötern zu sanieren und durch einen Erweiterungsbau zu vergrößern. Der Neubau wurde nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gestaltet, die Anforderungen an Energieeffizienz, Ressourcenschonung und soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Aufgrund steigender Schüler*innenzahlen, höherer Nachfrage nach Plätzen in der Nachmittagsbetreuung und zusätzlichem Bedarf an Funktions- und Förderräumen entschied sich die Gemeinde Nohfelden 2019 für den Bau eines Erweiterungsgebäudes und die Sanierung der erhalten gebliebenen Teile des Bestandsgebäudes. Das mit dem Projektmanagement beauftragte Büro und die Gemeindeverwaltung waren sich einig, dass die Planung für den Neubau nach den Kriterien der DGNB gestaltet werden soll.

Von den interessierten Architekturbüros wurden fünf Büros zur Vorstellung eingeladen. Die Auswahl erfolgte auf der Basis der Einhaltung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien. Auch der Vergabe der Bauleistungen lagen Kriterien zugrunde, welche sowohl die Energieeffizienz der Gebäude sowie die Ressourcenschonung bei den eingesetzten Baumaterialien umfassten. Folgende Maßnahmen wurden beim Neubau umgesetzt:

Energietechnik:
Geothermie stellt die Hauptenergiequelle dar. 80 % der erzeugten Wärme wird durch Sole/Wasser-Wärmepumpen erzeugt. Lediglich der Strombedarf der Pumpen wird elektrisch gedeckt. Große Fenster lassen viel Tageslicht in die Räume, wodurch diese sich in der kalten Jahreszeit natürlich erwärmen. Jalousien schützen im Sommer vor Hitzewellen. Deckenheizungen kühlen durch Heizungswasser der Geothermie zusätzlich passiv die Räume. Außerdem wird eine 47 kW starke Photovoltaikanlage auf dem Dach für die Erzeugung von Strom genutzt. Das Bestandsgebäude und der Anbau wurden als Effizienzgebäude 55 saniert bzw. erweitert, d. h. das Gebäude benötigt nur 55 % des Energiebedarfs eines virtuellen Referenzgebäudes nach dem Gebäudeenergiegesetz.

Ressourcenschonung und Baustoffe:
Die tragende Konstruktion sowie die Innen- und Außenverkleidung des Gebäudes sind aus Holz gefertigt – ein nachhaltiger Baustoff mit emissionsarmen Lebenszyklus und guter Isolierungsfunktion. Entsprechend der DNGB-Kriterien sind alle eingesetzten Rohstoffe robust, langlebig und schadstoffarm. Das verwendete Holz stammte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung aus Österreich. Durch die kurzen Transportwege wurden zusätzliche Treibhausgasemissionen eingespart.

Die Zertifizierung für das gesamte Gebäude (Alt+ Neubau) erfolgt nach dem Gold Standard. In die Bewertung fließen der Gesamtlebenszyklus des Projektes in Bezug auf Ressourcenverbrauch, Umweltauswirkungen, Kosten der Bewirtschaftung und Instandhaltung und soziokulturelle Kriterien mit ein. Die Einweihung des Erweiterungsneubaus fand am 24.05.2025 statt.

Effekte und Einsparungen

Bemerkungen

Ca. 15 t CO2, Einsparung bei der Wärmeversorgung verglichen mit einer konventionellen Heizung (Gas). Der Strom für Wärmepumpe und raumlufttechnische Anlage kann bilanziell über die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes gedeckt werden.

Bemerkungen: Die energieeffiziente Bauweise führt langfristig zu deutlich niedrigeren Unterhaltungskosten für den innovativen Erweiterungsbau als bei einem konventionellen Schulgebäude. Hier liegen jedoch noch keine belastbaren Daten vor.
Insgesamt konnten 2,44 Mio. Euro der Investitionskosten über Fördergelder (z. B. auf Bundesebene) eingeworben werden, die bei einem konventionellen Bau nur zum Teil zur Verfügung gestanden hätten.

Die CO2-Bilanz zeigt die klimarelevanten Wirkungen: Durch die innovative Energietechnik kann der Erweiterungsbau bilanziell energieautark beheizt und gekühlt werden. Bezüglich der Wärmeversorgung des Gebäudes können insgesamt 9,47 t/a CO2-Emissionen durch den Betrieb der Wärmepumpe gegenüber einer Gasheizung eingespart werden. Theoretisch produziert das Gebäude also mehr Strom als es für den Betrieb der Pumpen und der RLT Anlage benötigt. Der Jahresenergiebedarf (Wärme) kann komplett durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Somit können verglichen mit einer konventionellen Heizung (Gas) 15,24 t/a CO2-Emissionen eingespart werden.

Die Angaben sind aktuell rein bilanziell ermittelt. Über den tatsächlichen Energiebedarf des Gebäudes kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden, da die Einstellung des Heizsystems einige Zeit in Anspruch genommen hat und die Verbrauchsdaten noch nicht repräsentativ sind. Außerdem muss noch der Strombedarf durch die Beleuchtung und durch die technische Ausstattung des Gebäudes (Telefon, Computer etc.) dazu gerechnet werden.

Sonstige Wirkungen: Die Gemeinde Nohfelden wirkt durch ihren innovativen Erweiterungsbau am Grundschulstandort Sötern als Multiplikatorin überregional und zeigt die Möglichkeiten von klima- und ressourcenschonendem Bauen inklusive einem besonders förderlichem Lern- und Arbeitsklima auf. In Zeitungen und Fernsehen wurde über das Projekt berichtet (z. B. ARD) und die Grundschule bietet Führungen für interessierte Gäste zum Beispiel aus anderen Kommunen an. Damit trägt die Gemeinde zur Verbreitung von klima- und ressourcenschonendem Bauen bei.

Verwendete Arbeitshilfen

  • DGNB-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen

Unterlagen

Folgende Informationen werden interessierten (insbesondere öffentlichen) Auftraggebern für gleichartige Ausschreibungen auf Anfrage zur Verfügung gestellt:

  • Beschlüsse / Dienstanweisungen zum umweltfreundlichen Beschaffungswesen
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 Nachhaltiges Bauen