Lärmwirkungsstudie NORAH: Einschätzung des UBA

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Fluglärm wird als belästigender empfunden als die anderen Lärmarten

Quelle: kathijung / Fotolia.com

Die NORAH-Studie (Noise Related Annoyance, Cognition, and Health) zeigt, dass Flug-, Schienenverkehrs-, und Straßenverkehrslärm bei dauerhafter Exposition negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, psychisch wie physisch. Gleichzeitig besteht aber weiterhin hoher Forschungsbedarf.

Die NORAH-Studie ist eine umfangreiche Untersuchung über die Auswirkungen des Lärms auf die Gesundheit und Lebensqualität. Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und unterschiedlichen Parametern, wie Lebensqualität und Belästigung, Schlaf, Krankheitsrisiken, Blutdruck und der kognitiven Entwicklung von Kindern. Das Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) hat eine fachliche Einschätzung der Studie vorgenommen.

Belästigung

Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Fluglärm bei vergleichbarem Dauerschallpegel als belästigender empfunden als die anderen Lärmarten. Gleichzeitig ist die Belästigung bei gleicher Dauerschallbelastung in den letzten zehn Jahren kontinuierlich angestiegen. Im Einklang mit weiteren Studien, die einen ähnlichen Trend feststellen, weist dies darauf hin, dass die Belästigungskurven die bisher den politischen Diskurs beeinflussen, dringender Überarbeitung bedürfen.

Gesundheit und Psyche

Die Relevanz der Psyche wurde in der Studie sowohl im Hinblick auf die Wahrnehmung der Lärmbelästigung als auch hinsichtlich der Auswirkungen des Lärms auf die Gesundheit herausgestellt. So ist der Risikoanstieg für das Krankheitsbild der unipolaren Depression bei allen drei Verkehrslärmarten am stärksten ausgeprägt. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher psychische Faktoren in zukünftigen Lärmwirkungsstudien stärker zu berücksichtigen.

Herausforderung Blutdruckuntersuchungen

Die Ergebnisse der Blutdruckstudie unterstreichen vor allem die Herausforderung und die Relevanz einer kritischen Auseinandersetzung mit der Methodologie von Blutdruckstudien in der Lärmwirkungsforschung. Zum einen sind die Methoden und Designs bisheriger Studien sehr unterschiedlich und ein Vergleich der Ergebnisse somit nur eingeschränkt möglich. Zum anderen ist der Wirkungspfad des Zusammenhangs zwischen Geräuschemission und Blutdruck (wie auch weiterführend zwischen Lärm und kardiovaskulären Erkrankungen) bisher noch unzureichend erforscht. Hier besteht weiterhin dringender Forschungsbedarf.

Nachtflugverbot

Die Ergebnisse hinsichtlich nächtlicher Schlafstörungen verdeutlichen die Wichtigkeit der bestehenden UBA-Empfehlung, den regulären Flugbetrieb an allen Flughäfen in der Zeit von 22:00 bis 06:00 Uhr ruhen zu lassen. Die Ergebnisse zu den Wirkungen nächtlicher Einzelereignisse mit hohen Maximalschalldruckpegeln unterstreichen darüber hinaus die Relevanz eines Diskurses über die sachgerechte Erweiterung der bestehenden Lärmschutzmaßnahmen. Zum Beispiel durch ein Maximalpegel-Kriterium zur Ausweisung des Nachtschutzgebiets. Daher wird das Umweltbundesamt auch im Rahmen der derzeitigen Evaluation des Gesetzes zum Schutz gegen Fluglärm prüfen, ob ein Maximalpegel-Häufigkeits-Kriterium weiterentwickelt werden sollte.

Im Einzelnen besteht die NORAH-Studie aus fünf Modulen, die unterschiedliche Parameter - Lebensqualität und Belästigung, Schlaf, Krankheitsrisiken, Blutdruck, kognitive Entwicklung von Kindern - im Zusammenhang mit Verkehrslärm untersuchen. Die umfangreiche Untersuchung zu den Auswirkungen des Lärms auf die Gesundheit und Lebensqualität in der Region Frankfurt am Main wurde vom Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) im Zuge der Eröffnung der vierten Landebahn (Nord-West) im Oktober 2011 und weiteren Veränderungen am Frankfurter Flughafen in Auftrag gegeben.

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 Fluglärm  NORAH  Lärmbelästigung