Pestizidfreie Kommune

Wiese mit bunten Wildblumen
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Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln trägt wesentlich zum Verlust der biologischen Vielfalt bei - durch die unmittelbare Schädigung von Wildpflanzen und -tieren einerseits, durch die Schädigung der Nahrungsnetze und den Entzug der Nahrungsgrundlage von Wildtieren andererseits. Zudem beeinträchtigt ein übermäßiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Qualität der Umweltmedien, insbesondere von Boden und Wasser. All diese Beeinträchtigungen wirken sich auch auf die Lebensgrundlagen des Menschen aus. Es gilt, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und ihre Auswirkungen auf den Naturhaushalt soweit wie möglich zu reduzieren.

Auch Biozidprodukte fallen unter den Oberbegriff „Pestizide“. Dabei handelt es sich ebenfalls um potente Wirkstoffe mit ähnlichen ungewollten Wirkungen auf die Umwelt. Dazu gehören beispielsweise Desinfektionsmittel, Mittel gegen Grünbelag auf Fassaden und Produkte zur Bekämpfung von Nagetieren oder Insekten, die zum Schutz der menschlichen Gesundheit oder von Materialien ausgebracht werden. Auch sie können negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Ziel ist daher, den Biozideinsatz zu reduzieren und dort, wo es möglich ist, zu vermeiden.

Hauptsächlich werden Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft und im Gartenbau eingesetzt. Doch auch in Kommunen auf Grün- und Freiflächen finden sie Anwendung. Darüber hinaus verpachten viele Kommunen landwirtschaftliche Flächen. Dem öffentlichen Sektor kommt dabei eine besondere Vorbildfunktion zu. Ein kompletter Verzicht auf Pflanzenschutzmittel in Kommunen ist schon heute möglich, ohne die Unterhaltungspflichten einer Gemeinde zu vernachlässigen. Bisher haben sich rund 550 Städte und Gemeinden in Deutschland entschieden, Grünflächen pestizidfrei oder mindestens ohne Glyphosat zu bewirtschaften. Darunter sind Großstädte wie Hannover, Leipzig, Dresden und München, aber auch ganze Landkreise. Einige Städte, wie Saarbrücken, Celle, Bielefeld und Tübingen bewirtschaften ihre Grünflächen schon seit über 20 Jahren pestizidfrei und einige Städte, wie bspw. Bad Saulgau (Baden-Württemberg) dienen mit einem umfassenden ökologischen Konzept mit Nahrung und Rückzugsräumen für Singvögel, Schmetterlinge und andere Insekten als Vorreiter für nachhaltige Stadtentwicklung und Erhalt der biologischen Vielfalt.

Der Einsatz von Biozidprodukten in Kommunen zur Bekämpfung von Gesundheits- und Materialschädlingen dagegen ist zum Teil notwendig und in vielen kommunalen Bereichen gesetzlich vorgeschrieben. Ein kompletter Verzicht ist hier also nicht möglich. Das Ziel muss es jedoch auch hier sein, den Einsatz so weit wie möglich zu begrenzen und Alternativmethoden zu fördern.

Bereits seit 2015 führt das Umweltbundesamt zusammen mit dem BUND Fachtagungen rund um das Thema „pestizidfreie Kommune“ durch. Nach wie vor zeigt sich ein hoher Bedarf an Informationen zu Alternativen, erfolgreichen Konzepten (‚Vorbildkommunen‘), erfahrener Hürden in Umsetzbarkeit und den Umgang mit solchen Herausforderungen sowie der Bedarf an der Beantwortung ganz allgemeiner Fragen zur Akzeptanz und Anreizsetzung seitens der Kommunen bzw. Teilnehmenden.

Diesen Bedarf haben wir in einer weiteren Veranstaltung gerne aufgegriffen. Dazu luden das ⁠UBA⁠ sowie der BUND am 10. November 2022 zu der Online-Fachtagung „Insektenschutz in Kommunen – von der Planung in die Praxis (Teil 2)“ ein.

Mit dieser nationalen Fachtagung im Online-Format sollte unsere langjährige Austauschplattform erhalten und diesmal um den Schwerpunkt ‚Schottergärten in Kommunen‘ ausgebaut werden. Kommunen, die bereits auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie ⁠Herbizide⁠ beim Grün- und Freiflächenmanagement verzichten, konnten sich untereinander und mit interessierten Kommunen vernetzen. Mit der Veranstaltung sollten auch Kommunen angesprochen werden, die bisher nur wenig bis gar nicht in diese Richtung umgestellt haben, aber Ansätze und Möglichkeiten suchen.

Die Veranstaltung verfolgte zwei Hauptziele: zum einen sollten Kommunen über Handlungsmöglichkeiten bei Bau, Planung und Finanzierung informiert und unterstützt werden. Zum anderen sollten Optionen zur Erhöhung der ⁠Biodiversität⁠ über bspw. das Anlegen von Feldrainen und die Umgestaltung von Rosengärten aufgezeigt werden.

Die dargebotenen Vorträge und Diskussionsrunden boten hierfür umfangreiche Gelegenheiten.

Nähere Informationen zur Tagung finden Sie im Reiter „Archiv“ unter „2. Online-Fachtagung 2022“.

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