Unberechenbare Risiken: solares Geoengineering keine Lösung für Klimakrise

Umweltbundesamt veröffentlicht Broschüre zu Solar Radiation Modification

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Solares Geoengineering ist aus Sicht des UBA hoch riskant und keine Lösung der Klimakrise.
Quelle: almir1968 / Thinkstock

Technische Eingriffe zur Abmilderung der Klimakrise werden zunehmend international diskutiert. Ein oft genannter Eingriff ist die sogenannte Solar Radiation Modification (SRM), also die technische Beeinflussung der Sonneneinstrahlung. Hierfür gibt es mehrere Ansätze, die aus Sicht des Umweltbundesamtes (UBA) alle hochriskant sind und keine praktikable Lösung der Klimakrise darstellen. Seine Erkenntnisse hat das UBA nun in einer Broschüre veröffentlicht.

„Die technische Veränderung der Sonneneinstrahlung ist keine Lösung im Kampf gegen den menschgemachten ⁠Klimawandel⁠. Das ⁠Klima⁠ mit technischen Großvorhaben ‚reparieren‘ zu wollen, ist mit unwägbaren Risiken verbunden und würde unseren Frieden, unsere Sicherheit und die Stabilität von Gesellschaften gefährden“, sagt ⁠UBA⁠-Präsident Dirk Messner. „Solar Radiation Modification ist auch keine Notfalloption, keine Übergangstechnologie und erst recht kein Freibrief, bei der Vermeidung von Treibhausgasemissionen nachzulassen.“

Verschiedene SRM-Ansätze

Unter SRM werden mehrere großskalige technologische Ansätze zur Abmilderung der menschgemachten Klimaerwärmung zusammengefasst. SRM basiert auf der Idee, die auf der Erde eintreffende Sonnenstrahlung zu verringern oder die Reflexion der Sonneneinstrahlung (Albedo) zu erhöhen. Die fünf meistdiskutierten SRM-Ansätze sind:

  • Aerosole⁠ in der Stratosphäre: Ausbringen winziger Partikeln in etwa 20 Kilometer Höhe, damit diese einen Teil der Sonnenstrahlen reflektieren, bevor sie die Erde erreichen.
  • Aufhellen von Wolken über dem Meer: "Bleichen" von Wolken über den Ozeanen, zum Beispiel durch Salzpartikel aus Meerwasser, sodass sie mehr Sonnenstrahlen reflektieren.
  • Installationen im Weltraum: Erzeugen eines Halbschattens im Weltraum durch ein riesiges Sonnensegel, damit weniger Sonnenlicht auf die Erde auftrifft.
  • Ausdünnung von Zirruswolken: Zirruswolken (in fünf bis 13 Kilometer Höhe) mit Hilfe von Chemikalien ausdünnen, damit sie mehr Infrarotstrahlung ins Weltall entweichen lassen.
  • Aufhellen der Erdoberfläche: Erhöhung der Rückstrahlfähigkeit der Erdoberfläche (auch Oberflächenalbedo genannt) durch den Einsatz reflektierender Materialien und weißer Farbe, etwa auf Acker- und Eisflächen, Wüsten oder in Städten.

Unkalkulierbare Risiken durch SRM

SRM würde einen umfangreichen und schwer kalkulierbaren Eingriff in das ⁠Klimasystem⁠ der Erde bedeuten. Es könnte globale Niederschlagsmuster (z.B. in Monsunregionen) verändern, was die Wasser- und Nahrungssicherheit bedrohen würde. Es würde keinen weltweit gleichmäßigen Kühlungseffekt erzielen, sondern hätte die fortgesetzte Erwärmung in einigen Regionen und gleichzeitig eine übermäßige Abkühlung andernorts zur Folge. SRM würde die Ökosysteme an Land und in den Meeren bedrohen, würde Bemühungen zu mehr ⁠Klimaschutz⁠ und CO2-Reduktion gefährden und könnte zu weitreichenden geopolitischen Spannungen führen.

Das UBA warnt daher vor den unvorhersehbaren Folgen einer solchen technischen Beeinflussung des Klimas. Dazu sagt UBA-Präsident Dirk Messner: „Wirksamer Klimaschutz, der auf die Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen setzt, ist schon heute technisch und sozial verträglich möglich sowie gesellschaftlich gewollt. SRM ist kein Klimaschutz!“

Weitere Informationen:

Die 64-seitige UBA-Fachbroschüre „Solar Radiation Modification (SRM): Wirkweise, Risiken und Governance eines Eingriffs in das globale Klimasystem durch solares Geoengineering“ fasst die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den einzelnen Verfahren, die Risiken und die Ansätze für eine internationale Regulierung von SRM zusammen. Sie erklärt die theoretischen Grundlagen hinter der Idee des SRM, stellt die Forschungsaktivitäten und die damit verbundenen Schwierigkeiten dar und geht auch auf Narrative und Rechtfertigungen für SRM ein.

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