A topography of e-waste. Fotografien von Kai Löffelbein

Mann auf der Mülldeponie von Agbogbloshie in Ghanazum Vergrößern anklicken
A topography of e-waste

Kai Löffelbein reist seit Jahren um die Welt, um für seine fotografischen Langzeitprojekte die sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der Digitalisierung und Globalisierung zu dokumentieren.

Quelle: Kai Löffelbein

Ausstellung: 3. Juli – 26. August 2019

Dichte Rauchschwaden steigen gen Himmel, ein Junge schwingt eine Bildröhre wie eine Trophäe über dem Kopf, Arbeiter kauern vor einem Berg von Elektronikschrott, trostlose und zerstörte Landschaften, Böden durchtränkt mit giftigen Chemikalien. Der Fotograf Kai Löffelbein reist seit Jahren um die Welt, um für seine fotografischen Langzeitprojekte die sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der Digitalisierung und Globalisierung zu fotografieren. Sein besonderes Interesse gilt dabei globalen Produktions- und Wertschöpfungsketten und der Frage, welche Position der Mensch innerhalb dieser einnimmt.

In seiner Serie „A topography of e-waste“ zeichnet er die undurchsichtigen Wege westlichen Elektroschrotts nach: auf der Mülldeponie von Agbogbloshie in Ghana, in der Müllhauptstadt Guiyu in China und in den Hinterhofhalden von Neu-Delhi in Indien. Seine Fotografien zeigen eindrücklich, wie ausgediente Altgeräte aus Europa und anderswo in Entwicklungs- und Schwellenländern von Kindern, Jugendlichen und Frauen zerlegt und verbrannt werden, um an verwertbare Metalle zu kommen. Sie verdienen damit etwas Geld, doch zahlen dafür oftmals mit ihrer Gesundheit.

In einem weiteren Projekt „Death Metals – Mining for the first world“ dokumentiert Kai Löffelbein, wie Zinn in Indonesien abgebaut wird und welche Folgen dieser zum Teil – illegaler – Abbau für Mensch und Umwelt hat. Rund ein Drittel des weltweit abgebauten Zinnerzes, das als Lötzinn für Smartphones, Tablets etc. verwendet wird, kommt aus Indonesien. „In meinen Bildern möchte ich zeigen, was Globalisierung konkret für die Menschen des Südens bedeutet – kurzum: Was hat mein neues Smartphone mit dem Leben eines Fischers in Indonesien zu tun“, beschreibt Löffelbein seine Arbeit, die über das Dokumentarische hinausgeht. Der preisgekrönte US-Fotograf James Nachtwey lobte die Bilder seines jungen Kollegen als vorzüglich komponiert und im klassischen Sinne schön, zugleich jedoch analytisch und politisch. Sie würden die Augen öffnen und begeistern, so Nachtwey. Das Umweltbundesamt in Dessau zeigt eine Auswahl großformatiger Fotografien aus beiden Serien.

Eröffnung der Ausstellung: Mittwoch, 3. Juli 2019, 18 Uhr

Begrüßung: Dr. Bettina Rechenberg, Fachbereichsleiterin für Nachhaltige Produktion, Produkte, Kreislaufwirtschaft, Umweltbundesamt

Podiumsdiskussion mit:
Nicole Dicke, Umweltbundesamt
Dr. Otmar Deubzer, United Nations University
Michael Funcke-Bartz, Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Kai Löffelbein, Fotograf

Moderation: Fotini Mavromati, Umweltbundesamt

Die Schattenseiten der Digitalisierung: Alte Fernseher, Stereoanlagen und Kühlschränke, ausgediente Handys, veraltete Computer und vieles mehr. Keine andere Art von Hausmüll legt so rasant zu wie Elektroschrott. Rund 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen 2016 weltweit angefallen. Für das Jahr 2018 werden rund 50 Millionen Tonnen prognostiziert. Nicht einmal die Hälfte davon kommt auf den Wertstoffhof und wird recycelt. Der Rest verschwindet im normalen Müll, in Schubladen, auf Hinterhöfen – oder auf Deponien in Afrika und Asien. Die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer haben keine Recycling-Infrastruktur. Die Sammlung und Verwertung von Elektroschrott erfolgt in diesen Ländern überwiegend im informellen Sektor durch Arbeiterinnen und Arbeiter, für die etwa Kupfer und Gold aus Elektroschrott eine wichtige Einkommensquelle darstellen. Die Rückgewinnung von Edelmetallen geschieht allerdings häufig mit primitivsten Techniken und mit erheblichen Gefährdungen für Menschen und Umwelt.

Kai Löffelbein, 1981 in Siegen geboren, studierte Politikwissenschaften und Dokumentarfotographie. Seit 2009 arbeitet er international als freier Fotograf. Zentrale Themen seines Schaffens sind Globalisierung und soziale Gerechtigkeit. Seine Bilder sind in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten und erhielten renommierte Preise – unter anderem den Henri Nannen Preis, den Magnum Foundation Fund, den UNICEF Photo oft the Year Award. Der Steidl Verlag brachte 2017 einen Fotoband mit Arbeiten von Kai Löffelbein heraus.

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag bis Sonntag: 9 bis 16 Uhr
Eintritt frei

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Schlagworte:
 Kunst und Umwelt