REACH: Leitlinien zum Schutz des Rohwassers

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Wortwolke zu REACH und PMT-Stoffen
Quelle: Michael Neumann / UBA

Das Umweltbundesamt hat das Forschungsprojekt „Leitlinien für den vorsorglichen Schutz des Rohwassers zur Trinkwassergewinnung vor Kontaminationen durch Chemikalien im Rahmen der REACH-Verordnung“ (FKZ 371265416) an die FOBIG GmbH vergeben. Es baut auf den Erkenntnissen von zwei Sachverständigengutachten aus den Jahren 2010 und 2011 auf.

Als Ergebnis des Forschungsprojektes wurde ein Konzept für die Bewertung des Einflusses von Chemikalien auf die Qualität von Rohwasser entwickelt und Kriterien und Schwellenwerte für die Identifizierung von Chemikalien als „relevant“ bzw. „kritisch“ für das Rohwasser festgelegt. Grundlage für die Bewertung sind Informationen zu Stoffeigenschaften aus den Dossiers, die Unternehmen für eine Registrierung von Chemikalien nach ⁠REACH⁠ (Verordnung EG Nr. 1907/2006) bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA einreichen müssen. Mit Hilfe dieser Informationen wird geprüft, ob ein ⁠Stoff⁠ die im Forschungsvorhaben definierten Kriterien für ⁠Persistenz⁠ in der Umwelt, Mobilität im Wasserkreislauf und Toxizität gegenüber dem Menschen erfüllt. Sind Stoffe sowohl als Persistent in der Umwelt als auch als Mobil im Wasserkreislauf identifiziert, so werden sie als „Rohwasserrelevante Stoffe“ (PM-Stoffe) bezeichnet. Bestehen zusätzlich auch noch toxische Wirkungen auf den menschlichen Organismus, so sind diese Stoffe als „Rohwasserkritische Stoffe“ (PMT-Stoffe) zu bewerten.

PMT-Stoffe sind zwar ebenso persistent und toxisch wie ⁠PBT⁠-Stoffe, jedoch werden sie durch ihre Mobilität im Wasserkreisluaf gekennzeichnet und haben ein hohes Verbreitungspotential. Gelangen diese Chemikalien in den Wasserkreislauf, können sie die Ressourcen unserer Trinkwässer erreichen. Im Forschungsprojekt wurden ebenso Kriterien entwickelt für die Entscheidung, ob es hinreichend Anhaltspunkte gibt, dass der Stoff bei seiner Herstellung und Verwendung in relevanter Menge in die Umwelt und damit über den Wasserkreislauf ins Rohwasser gelangt. Ausgangslage und Vorgehen im Forschungsprojekt sind im Abschlussbericht dokumentiert.

Zur Unterstützung von Unternehmen und Behörden wurde zudem ein Leitfaden entwickelt, der die praktische Anwendung des PMT-Konzepts vorstellt. Dieser Leitfaden demonstriert dem Anwender Schritt für Schritt das Vorgehen bei der Prüfung der Kriterien Persistenz in der Umwelt, Mobilität im Wasserkreislauf und Toxizität gegenüber dem Menschen und ermöglicht es ihm zu entscheiden, ob ein Stoff als „rohwasserrelevant“ bzw. „rohwasserkritisch“ einzustufen ist oder nicht. Der Leitfaden definiert zudem Bedingungen, unter denen die Bewertung frühzeitig mit einem Ergebnis bzgl. der zu erwartenden Relevanz des Stoffes für die Qualität des Rohwassers beendet werden kann oder ob für die Bewertung noch weitere Informationen notwendig sind. Der Leitfaden soll den registrierenden Unternehmen eine Hilfestellung bei der frühzeitigen Identifizierung von PMT-Stoffen sein.