Lenkung der Gäste durch Informationen und gezielte Angebote

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Wegweiser
Quelle: bierwirm / Adobe Stock

Inhaltsverzeichnis

 

Lenkung von Besucherinnen- und Besucherströmen durch Informationen und gezielte Angebote

Durch den ⁠Klimawandel⁠ verändern sich die Rahmenbedingungen für den Tourismus, was sich auch auf die touristische Nachfrage auswirken kann. Dafür sind neben dem Klimawandel jedoch eine Vielzahl an weiteren Faktoren ausschlaggebend. Vorhersagen zu zukünftigen Entwicklungen sind daher mit Unsicherheiten behaftet. Dennoch kann das Zusammenspiel verschiedener Faktoren im Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen zu einer Veränderung von Reisegewohnheiten und einer Verlagerung von Reiseströmen führen. Dadurch können schützenswerte Gebiete zunehmend beeinträchtigt werden. Im Winter beispielsweise gewinnen neben dem klassischen, pistenbasierten Skitourismus das Schneeschuhwandern und das Skitourengehen an Bedeutung. Beide Sportarten sind nicht direkt an eine bestimmte Infrastruktur gebunden, weshalb es in allen hierfür genutzten Gebieten zu einer Beeinträchtigung von Wildtieren und Schäden an den Pflanzen unterhalb der Schneedecke kommen kann. 
Die Kanalisierung und Lenkung von Besucherinnen und Besuchern ist eine notwendige Maßnahme, um auf einen veränderten Nutzungsdruck zu reagieren und Attraktivitätsverluste zu vermeiden. Des Weiteren kann eine Gefährdung der Sicherheit der Gäste (z. B. Lawinen, Steinschlag, Küstenabbruch, ...) Lenkungsmaßnahmen erforderlich machen. Dies hat insbesondere vor dem Hintergrund fehlender Lokalkenntnisse der Reisenden eine große Bedeutung. Das Besucherinnen- und Besuchermanagement verfolgt das Ziel, eine hohe Sicherheit und Zufriedenheit der Gäste sicherzustellen und kann dazu beitragen, Konflikte mit anderen Nutzergruppen, wie z. B. der lokalen Bevölkerung, zu vermeiden. Dies kann durch die Gestaltung der touristischen Infrastruktur selbst erfolgen:

  • Sichtbare Hinweise auf eine unzureichende Lenkung sind vorhandene Trampelpfade oder Doppelwege, z. B. entstanden durch Wegabschneider (= Personen, die den Weg verlassen, um eine Abkürzung zu nehmen). Gegenmaßnahmen sind eindeutige Beschilderungen, gut ausgebaute Wege oder Hindernisse (Pflanzen, große Steine/Felsen, Zäune oder andere Barrieren)  und die Lückenschließung von Wander- und Radwegen oder die Anlage von Rundwegen.
  • Darüber hinaus können Elemente zur Attraktivitätssteigerung des Weges miteinbezogen werden (z. B. Hängebrücken, Stege, Rastplätze, Aussichts- oder Beobachtungsplattformen, Spielplätze, ...).
  • Für die Lenkung sollten nach Möglichkeit natürliche Hindernisse (Büsche, Hecken, Wassergräben, Bachläufe, …) genutzt werden. Hintergrund ist, dass dadurch die wahrgenommene Fremdbestimmung bei den Touristinnen und Touristen geringer ist als bei Verboten, Zäunen oder offensichtlichen Barrieren.
  • Bei der Wegeführung muss darauf geachtet werden, dass diese einen möglichst abwechslungsreichen Verlauf haben, an natürliche Geländestrukturen angepasst sind sowie vorhandene touristisch relevante Angebote (z. B. Parkplätze, Gaststätten, ...) berücksichtigen. Einflussfaktoren auf die Attraktivität einer Landschaft sind dabei vor allem Relief, Wasserflächen und Naturnähe, was in der Wegeplanung berücksichtigt werden sollte.
  • Außerdem muss eingeplant werden, dass mit einer größeren Nutzungsfrequenz auch ein erhöhter Aufwand für die Instandhaltung einhergeht.
  • Eine Markierung von Wegen kann im Winter z. B. über Hinweisschilder oder Schneestangen erfolgen. Dabei muss insbesondere darauf geachtet werden, dass diese bei unterschiedlichen Schneehöhen gut sichtbar sind.
  • Vorhandene Spuren im Schnee können einen starken besucherlenkenden Effekt entfalten, daher kann die lokale Bevölkerung hier eine Vorbildfunktion einnehmen. Voraussetzung hierfür ist, die Akzeptanz der Einheimischen für die (neue) Wegführung zu gewinnen.
  • Grundlage für ein funktionierendes Besucherlenkungskonzept sind möglichst genaue Kenntnisse über die Zielgruppe und deren Verhalten (weshalb diese möglichst direkt in die Planungen miteinbezogen werden sollten).

Ergänzend zu den obigen Maßnahmen spielt die Sensibilisierung der Gäste durch eine gezielte Informationsbereitstellung eine wichtige Rolle. Folgende Maßnahmen können zu einer Stärkung der Eigenverantwortung beitragen:

  • Vermittlung von Informationen über schützenswerte Arten, über vorhandene Rad- und Wanderwegeinfrastrukturen oder relevante touristische Einrichtungen, empfohlene Routen für Schneeschuhwanderungen bzw. Skitouren sowie Verhaltensleitlinien
  • Wege der Informationsbereitstellung: digitale Technologien (z. B. GPS-basierte Angebote, virtuelle Erlebnispfade, ...), Internetauftritt, Schaffung eines Besucherinformationszentrums
  • Angebot von geführten Touren oder Vorträgen
  • Zielgruppenspezifische Kommunikation (z. B. spezielle Angebote für Kinder)
 

Hauptverantwortliche Institution (Maßnahmenträger):

Landkreis oder Gemeinde, Destinationsmanagementorganisation

 

Zu beteiligende Akteure:

Naturschutzverbände, Naturschutzbehörde, Grundbesitzerinnen und -besitzer, Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Natur- oder Wanderführung, Wandervereine, touristische Vereine, Landschaftsplanungsbüros, ...

 

Klimawandelfolgen:

Temperaturanstieg und saisonale Verschiebung der Niederschlagsmuster (→ Verlängerung der Sommersaison und klimatische Begünstigung von Frühling und Herbst)
Abnahme des Schneeniederschlags, Veränderung der Schneequalität, Verkürzung der Schneedeckendauer (→ Verkürzung der Wintersaison und klimatische Benachteiligung klassischer wintertouristischer Aktivitäten)
Zunahme temporärer Extremwetterereignisse

 

Verwendete Steuerungsinstrumente:

Genehmigungsverfahren (bei Neuerschließungen), Besucherlenkungskonzept, Kommunikationskonzept, Beteiligungsverfahren, Geländebegehung

 

Hindernisse und Lösungen:

Insbesondere bei der Neuanlage von Wegen bzw. der Schaffung neuer Angebote ist mit einer Verschiebung von Besucherströmen und einer erhöhten Frequentierung zu rechnen. Daher können hier Konflikte mit anderen vorhandenen Nutzungsansprüchen entstehen, wie zum Beispiel der Jagd oder der Land- und Forstwirtschaft. Anders als bei der Aufwertung eines vorhandenen Weges sind hierfür außerdem naturschutzrechtliche Eingriffsgenehmigungen erforderlich. Daher ist eine frühzeitige Abstimmung mit Naturschutzverbänden und den zuständigen Behörden wichtig, um mögliche Konflikte mit Belangen des Naturschutzes zu identifizieren und die Planung entsprechend anpassen zu können. Andererseits kann auch eine Beteiligung relevanter Akteurinnen und Akteure dazu beitragen, dem Entstehen von Konflikten vorzubeugen und die notwendige Unterstützung für das Vorhaben zu gewinnen.

 

Kosten:

Über die Kosten können keine genauen Angaben gemacht werden, da diese je nach Ausgangssituation und geplantem Vorhaben eine große Spannweite aufweisen können.

 

Ökologische Aspekte:

Die Schaffung von Wegen und damit verbundener Angebote stellt einen unvermeidbaren Eingriff in die natürliche Umwelt dar. Auch die Nutzung der Infrastrukturen kann mit negativen ökologischen Auswirkungen verbunden sein, zum Beispiel durch Trittbelastung oder unangemessenes Verhalten der Nutzenden (Lärm, Müll, Pflücken von Pflanzen). Das tatsächliche Ausmaß der Beeinträchtigung hängt dabei entscheidend von der Empfindlichkeit des Lebensraumes ab.  Daher ist es sinnvoll, wenn möglich auf bereits vorhandenen Strukturen aufzubauen und diese aufzuwerten. Bei der Neuanlage von Elementen der Besucherlenkung ist außerdem darauf zu achten, dass diese den Ansprüchen des Naturschutzes als auch des Tourismus gleichermaßen gerecht werden können. Eine gute Lenkung der verschiedenen Nutzergruppen ist unverzichtbar, um eine negative Beeinträchtigung ökologisch wertvoller Gebiete zu vermeiden bzw. in allen Landschaftsräumen zumindest begrenzen zu können.

 

Sozio-ökonomische Aspekte:

Wenngleich direkte Auswirkungen auf Gästeankünfte und Umsatzhöhen schwer festzustellen sind, trägt die Lenkung insgesamt entscheidend zur Gesamtzufriedenheit der Touristinnen und Touristen bei. Außerdem kann durch Lenkungsmaßnahmen eine höhere Auslastung touristischer Infrastrukturen erreicht und vorhandene Entwicklungspotenziale somit besser ausgeschöpft werden, was sich in einer größeren Wertschöpfung niederschlagen kann.

 

Sonstiges:

  • Beschlussvorlage der Gemeinde Altenhof (Ostsee) zur „Besucherlenkung im Bereich Aschau“ 
  • Projektentwurf der Gemeinden Blenkendorf und Hohwacht für einen Naturerlebnispfad
 

Quellen:

Dieser Vorschlag für eine ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ ist ein Ergebnis des Forschungsvorhabens „Folgen des Klimawandels für den Tourismus in den deutschen Alpen und Mittelgebirgsregionen und Küstenregionen sowie auf den Badetourismus und flussbegleitende Tourismusformen (z. B. Radwander- und Wassertourismus) “ / Seite 155.

 

Zusätzliche Anregungen:

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 Temperaturanstieg  saisonale Verschiebung der Niederschlagsmuster