Deutschland muss mehr Fläche sparen

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Deutschland muss mehr Fläche sparen
Quelle: Antje Schiller / UBA

1999 empfahl die Enquete Kommission „Nachhaltiges Deutschland“ den täglichen Flächenverbrauch auf 30 ha im Jahr 2020 zu begrenzen. Flächenverbrauch  bedeutet die Inanspruchnahme oder Überbauung von Böden durch Siedlung und Verkehr. Zu diesem Ziel bekennt sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag. Doch die seit 2008 von über 100 ha je Tag abnehmende Tendenz sinkt nicht deutlich genug, um das Ziel zu erreichen. 2014 lag der tägliche Flächenverbrauch bei 70 ha je Tag. Das 30-ha-Ziel rückt in die Ferne. 

* Die Flächenerhebung beruht auf der Auswertung der Liegenschaftskataster der Länder. Aufgrund von Umstellungsarbeiten in den Katastern (Umschlüsselung der Nutzungsarten im Zuge der Digitalisierung) ist die Darstellung der Flächenzunahme ab 2004 verzerrt.
** Ziele 2030: "unter 30 Hektar pro Tag" in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, Neuauflage 2016"; "20 Hektar pro Tag" im Integrierten Umweltprogramm 2030.
*** Ab 2016 entfällt aufgrund der Umstellung von automatisierten Liegenschaftsbuch (ALB) auf das automatisierte Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS) die Unterscheidung zwischen "Gebäude- und Freifläche" sowie "Betriebsfläche ohne Abbauland". Dadurch ist derzeit der Zeitvergleich beeinträchtigt und die Berechnung von Veränderungen wird erschwert. Die nach der Umstellung ermittelte Siedlungs- und Verkehrsfläche enthält weitgehend dieselben Nutzungsarten wie zuvor. Weitere Informationen unter www.bmu.de/WS2220#c10929.

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Werte aus Statistisches Bundesamt 2023, Erläuterungen zum Indikator "Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche"

Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche
Quelle: Statistisches Bundesamt Figure as PDF

Die Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU) hatte schon 2010 mit der Veröffentlichung „Flächenverbrauch einschränken – jetzt handeln“ und Vorstellung dieser auf einem parlamentarischen Abend mehr Anstrengungen und neue Methoden in der Umsetzung der Flächensparzeile gefordert. Das Projekt „Flächenhandel“ wurde daraufhin im Koalitionsvertrag verankert. Der jetzige Abend lief unter dem Thema: „Die KBU fragt nach!“

Wie diese praktikable Lösung aussehen kann, hat das Institut der Wirtschaft Köln mit sieben Partnern und 87 Kommunen im „Planspiel Flächenhandel“ ausprobiert. Es funktioniert! Die Idee dabei ist: Fläche handeln. Jede Kommune bekommt in Abhängigkeit von der Zahl der Einwohnenden Zertifikate zugeteilt und kann diese handeln. Wer keine neuen Flächen ausweist, sondern nach innen verdichtet, verkauft seine Zertifikate an die Kommunen mit zusätzlichem Flächenbedarf.  

Tübingen macht es vor: Der innovativ und zukunftsfähige Konzepte denkende Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer weist in seiner wachsenden Kommune keine Neubauflächen außerhalb der Stadtgrenzen mehr aus. Stattdessen entwickelt Tübingen auf Brachflächen neue Quartiere und ersetzt energetisch katastrophale Mietshäuser durch Neubauten. Durch die kurzen Wege – auch ins Grüne – und den abnehmenden motorisierten Verkehr steigt die Lebensqualität der Einwohnenden. So sieht die Stadt der Zukunft aus.

Bis 2020 bleiben nur noch vier Jahre. Und auch dann muss es weitergehen, denn eines der weltweiten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) lautet „neutrale Landnutzung“. Übersetzt heißt das Null Hektar zusätzliche Versiegelung täglich. Zu diesem Ziel, dass bis 2030 zu erreichen ist, hat sich Deutschland im September 2015 beim ⁠UNO⁠ Nachhaltigkeitsgipfel der Staats- und Regierungschefs bekannt. Es bleibt also noch viel zu tun.

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Schlagworte:
 Fläche Deutschland  Kommission Bodenschutz  Parlamentarischer Arbend