Blattläuse: Unbeliebte Gartenbesucher

Blattläuse an Rosenknospezum Vergrößern anklicken
Blattlaus an Rosenknospe

Unter den zahlreichen Blattlausarten ist die Große Rosenblattlaus eine der bekanntesten.

Quelle: Vera Kuttelvaserova / Fotolia.com

FAQ

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Inhaltsverzeichnis

 

So verderben Sie Blattläusen den Appetit

  • Gestalten Sie Ihren Garten naturnah, um Fressfeinde der Blattläuse anzulocken.
  • Siedeln Sie im Gewächshaus gezielt Nützlinge an.
  • Wählen Sie Pflanzensorten, die bei Blattläusen unbeliebt sind.
  • Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig, um einer Massenvermehrung frühzeitig vorbeugen zu können.
  • Entfernen Sie Blattläuse per Hand oder Wasserstrahl.
 

Gewusst wie

Blattläuse (Aphidina) zählen neben Nacktschnecken wohl zu den bekanntesten unerwünschten Gartenbesuchern. Sie stechen die Pflanzen an, auf denen sie sich angesiedelt haben und saugen den zuckerhaltigen Pflanzensaft. Nebenher vermehren sie sich in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Verschlechtern sich die Bedingungen auf einer Pflanze entstehen in der nächsten Generation geflügelte Blattläuse, die nach neuen Futtergründen suchen. Allein im Mitteleuropa sind rund 850 Blattlausarten bekannt – und in manchen Jahren kann man sich des Gefühls nicht erwehren, sie alle im eigenen Garten versammelt zu sehen.

Grundsätzlich sind Blattläuse wichtige Glieder der Nahrungskette: Vielen Vogelarten dienen sie ebenso als Beute wie zahlreichen Nützlingen, zum Beispiel Spinnen, Florfliegenlarven, Schlupfwespenlarven, Raubwanzen, Schwebfliegenlarven, dem Marienkäfer und seinen Larven sowie zahlreichen anderen Käferarten. Ein Garten ganz ohne Blattläuse wäre insofern ein schlechtes Zeichen – und umgekehrt müssen ein paar Blattläuse im Garten nicht zwangsläufig bekämpft werden. Selbst wenn sich zu Beginn der Gartensaison insbesondere an Obst- und Ziergehölzen scheinbar über Nacht erste Kolonien ansiedeln, haben die zahlreichen Fressfeinde die Blattläuse nach wenigen Wochen meist gut in den Griff bekommen – umso schneller, je abwechslungsreicher ein Garten gestaltet ist und je mehr Versteck- und Nistmöglichkeiten die Nützlinge dort finden. Insbesondere an ausgewachsenen Ziergehölzen ist ein Blattlausbefall in der Regel ohnehin nur ein optisches Problem – noch dazu meist ein vorübergehendes – das toleriert werden kann.

Dennoch können Blattläuse zum Problem werden. Wenn sie über einen längeren Zeitraum in großer Zahl an einer Pflanze saugen, schwächen sie diese und Blätter, Blüten, Triebe und Früchte können verkrüppeln. Die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse – der sogenannte Honigtau – sind außerdem ein idealer Nährboden für Rußtaupilze. Diese Pilze bilden einen tatsächlich wie schwarzer Ruß aussehenden Belag, wodurch die Photosyntheseleistung der Pflanze sinkt. Eine wichtige Rolle spielen Blattläuse nicht zuletzt als Überträger von Viruskrankheiten, beispielsweise von Tabakmosaikviren in Tomaten-, Gurken- und Paprikakulturen oder des Scharka-Virus an Steinobst: Hat eine Blattlaus an einer infizierten Pflanze gesaugt und wechselt dann auf eine gesunde Pflanze, kann sie das Virus beim Anstechen und Saugen übertragen.

 

Starke Pflanzen machen Blattläusen das Leben schwer

Sonnenhungrige Pflanzen kümmern im Schatten, schattenliebende Pflanzen schwächeln in der Sonne – und haben Blattläusen und anderen Schadinsekten wenig entgegenzusetzen. Achten Sie also schon bei der Gartenanlage darauf, die Pflanzen passend zu den Lichtverhältnissen auszusuchen. Das gleiche gilt für die Ansprüche der Pflanzen an die ⁠Bodenfeuchte⁠ und die Nährstoffversorgung: Rosen beispielsweise sind am vitalsten und damit auch am widerstandsfähigsten, wenn sie in mäßig feuchtem, nährstoffreichem Boden wachsen – Lavendel hingegen mag es eher trocken und nährstoffarm. Insbesondere ein Zuviel an Dünger macht viele Pflanzen zum gefundenen Fressen für Blattläuse und andere Schadinsekten, denn überdüngte Pflanzen bilden nur ein weiches Gewebe aus und sind damit leicht angreifbar.

Neben dem passenden Standort und einer bedarfsgerechten Düngung können Sie noch eine weitere Maßnahme ergreifen, um Ihre Pflanzen gezielt zu stärken: Sie können ⁠Pflanzenstärkungsmittel⁠ einsetzen. Regelmäßig gespritzt regen sie die Pflanzen dazu an, ein besonders festes Gewebe zu bilden und/oder Abwehrstoffe zu bilden, dank derer sich Pflanzensaftsauger und andere Schadinsekten lieber umorientieren. Empfehlenswert sind zudem Pflanzenextrakte, denen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eine abschreckende Wirkung nachgesagt wird, beispielsweise aus Knoblauch (50 Gramm zerquetschte Zehen je Liter kochendes Wasser, Ziehzeit 30 Minuten), Brennnessel (100 Gramm frisches Kraut je Liter kaltes Wasser, Ziehzeit 12-24 Stunden) oder Rainfarn (30 Gramm frisches Kraut je Liter kaltes Wasser, Ziehzeit 12-24 Stunden). Sie werden nach der Ziehzeit durch ein Sieb abgeseiht und auf die zu behandelnden Pflanzen gespritzt.

 

Blattläuse mögen keinen Wind

Viele Obst- und Gemüsearten gedeihen an einem warmen, sonnigen Standort am besten. Doch auch, wenn sie nicht gerade im ständigen Zug stehen sollten: Im Zweifelsfall ist ein Platz mit etwas Luftbewegung meist besser geeignet als eine besonders geschützte Lage. Denn wo der Wind durch die Reihen streichen kann, haben es fliegende Schadinsekten wie zum Beispiel die geflügelten Individuen der Blattläuse oder die verschiedenen Gemüsefliegen schwerer von A nach B zu gelangen. Zusätzliches Plus: Nach einem Regenschauer oder dem Gießen trocknen feuchte Pflanzenteile schneller ab, und das beugt Pilzkrankheiten vor.

Eine geflügelte Blattlaus auf einer Rosenknospe
Macrosiphum rosae auf einer Rosenblüte
Quelle: Karl432 | www.wikimedia.org | English: Macrosiphum rosae alate i.e. winged form on a rose bud | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0
 

Resistente Pflanzensorten werden nicht von Blattläusen befallen

Bei einigen Obst- und Gemüsearten können Sie gezielt resistente beziehungsweise tolerante – also immer noch ziemlich widerstandsfähige – Sorten anbauen und sich dadurch potenziellen Blattlausärger sparen.

Rote Salate werden zum Beispiel generell weniger von der Salatblattlaus und anderen Blattläusen befallen als andere Salate, da sie von grünen Blättern eher angezogen werden als von dunklen Farben. Blattlausresistente beziehungsweise tolerante Salatsorten sind:

  • Bataviasalat: 'Leny'
  • Eissalat/Eisbergsalat: 'Barcelona', 'Bennie', 'Fortunas', 'Minas'
  • Kopfsalat: 'Caddo', 'Casanova', 'Dynamite', 'Estelle', 'Fiorella', 'Irina', 'Jiska', 'Mafalda', 'Osaka'
  • Kraussalat: 'Bentley', 'Sirmai', 'Smile'
  • Lollo Bionda:  'Barman', 'Lorenzo', 'Onyx'
  • Lollo Rossa: 'Solsun', 'Solmar'

Hinweis: In einigen Regionen sind die Blattlausresistenzen in den vergangenen Jahren zusammengebrochen, die Pflanzensaftsauger haben also ihre Abneigung gegenüber den betroffenen Sorten verloren. Im Zweifelsfall lohnt es sich, verschiedene Sorten auszuprobieren.

Bei Himbeeren sind folgende Sorten resistent oder tolerant gegen die Große und/oder Kleine Himbeerblattlaus: 'Rumiloba' 'Rutrago', 'Malling Orion', 'Rucami', 'Rumla', 'Rusilva', 'Willamette'

Die ⁠Mirabelle⁠ 'Bellamira' wird ebenfalls kaum von Blattläusen befallen.

 

Eine geringe Zahl an Blattläusen lässt sich sehr gut mechanisch entfernen

Blattlausbekämpfung im Anfangsstadium ist wortwörtlich Handarbeit: Werden beispielsweise beim Gießen im Gewächshaus erste (auch geflügelte) Blattläuse entdeckt, können Sie diese mit den Fingern zerquetschen oder abstreifen. Auch das Abspritzen mit einem härteren Wasserstrahl hat sich bewährt, insbesondere bei Gehölzen und robusten Stauden. Vorsicht beim Einstellen des Wasserstrahls, steigern Sie die Intensität erst nach und nach, damit nicht versehentlich Pflanzen zerstört werden. Stärker befallene Triebspitzen können Sie auch einfach abschneiden.

 

Im Gewächshaus hilft ein gezielter Nützlingseinsatz gegen Blattläuse

In naturnah gestalteten Gärten mit einer großen Artenvielfalt an Pflanzen und vielen Versteckmöglichkeiten für Nützlinge stellt sich in der Regel rasch ein Gleichgewicht zwischen "Schädlingen" wie der Blattlaus und "Nützlingen" wie dem Marienkäfer ein, sodass die Pflanzen keinen übermäßigen Schaden nehmen. In die naturferne Umgebung eines Gewächshauses verirren sich hingegen meist nur wenige Nützlinge – obwohl sie hier mitunter das reinste Buffet vorfinden würden. Was Sie tun können: Inzwischen hat sich eine Reihe von Firmen auf die Vermehrung von Nützlingen spezialisiert, die ein schlagkräftiges Team gegen viele Schadinsekten bilden - und im Gegensatz zu vielen Pflanzenschutzmitteln auch versteckt sitzende Schädlinge bekämpfen. Gegen Blattläuse können Sie beispielsweise folgende Nützlinge einsetzen:

Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea) gehen schon ab 12 Grad Celsius auf Beutefang und vertragen auch trockene Luft recht gut. Praktischerweise vertilgen sie nahezu alle im Gewächshaus anzutreffenden Schädlinge, neben diversen Blattlaus- und Wolllausarten beispielsweise auch Thripse und Spinnmilben. Allerdings verlassen die erwachsenen Tiere meist das Gewächshaus, weshalb regelmäßig wieder neue Larven eingesetzt werden müssen. Das geschieht am einfachsten über Pappkärtchen, an denen die Florfliegeneier kleben, oder über handliche Pappwaben, in denen sofort einsatzbereite Larven sitzen. Die Kärtchen oder Waben werden an die mit Schädlingen befallenen Pflanzen gehängt, sodass die Larven bequem ihren "Arbeitsplatz" einnehmen können. Fünf Kärtchen mit je 120 Florfliegeneiern sind ausreichend für 20 Quadratmeter Gewächshausfläche und kosten etwa 10 Euro, zehn Kärtchen gibt es für rund 15 Euro.

Raubwanzen der Arten Macrolophus caliginosus und Macrolophus pygmaeus und ihre hungrigen Larven fühlen sich auf den behaarten Stängel- und Blattoberflächen von Tomaten und Auberginen am wohlsten. Praktischerweise machen sie neben Blattläusen auch Weißen Fliegen, Thripsen und Spinnmilben den Garaus.

Schlupfwespen (Aphidius colemani, A. ervi) nutzen Blattläuse als lebende Speisekammer für ihren Nachwuchs: Die Weibchen legen ihre Eier in die Blattläuse, in deren Inneren die nach ein bis zwei Tagen schlüpfenden Larven fressen und sich verpuppen. Nach rund 15 Tagen schlüpfen die erwachsenen Schlupfwespen. Jedes einzelne Weibchen kann wiederum bis zu 200 Blattläuse anstechen. Schlupfwespen sind bereits ab 15 Grad Celsius aktiv. Im Handel werden in der Regel Röhrchen mit einer Mischung aus erwachsenen Schlupfwespen und Schlupfwespenpuppen angeboten, die in die Gemüse- oder Obstpflanzen gehängt werden. Bei Gehölzen kann es empfehlenswert sein, die Stämme zusätzlich mit Leimringen zu versehen, um Ameisen fernzuhalten. Ameisen schätzen die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse und würden sie daher gegen die Schlupfwespen verteidigen. Eine Packung mit 500 Puppen sowie mitunter einigen bereits geschlüpften Tieren ist für rund 20 Euro zu bekommen und ausreichend für eine Fläche von 250 Quadratmetern.

Marienkäfer und ihre Larven sind bekannte Blattlausfresser. Eine Larve vertilgt während ihrer ein- bis zweimonatigen Entwicklungszeit bis zu 400 Blattläuse, ein ausgewachsener Käfer im Lauf seines meist einjährigen Lebens bis zu 5.000 Blattläuse. Zur gezielten Blattlausbekämpfung wird gerne der Zweipunkt-Marienkäfer eingesetzt (Adalia bipunctata; 30 Larven kosten rund 10 Euro und reichen für etwa 10 Quadratmeter, 60 Larven sind für 15 Euro zu haben) aber auch der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata; 150 Eier reichen für zehn Quadratmeter und kosten etwa 12 Euro). Gegen Wollläuse können Sie mithilfe des Australischen Marienkäfers (Cryptolaemus montrouzieri) vorgehen (25 Larven reichen für etwa 25 Quadratmeter und sind ab 12 Euro erhältlich). Die Käfer und ihre Larven werden meist in Tütchen geliefert und über den Pflanzen ausgeklopft beziehungsweise in den Pflanzen aufgehängt. Sind sie für den Einsatz im Freiland bestimmt, sollten sie an einem trockenen und windstillen Tag freigesetzt werden.

Die Larven der räuberischen Gallmückenart Aphidoletes aphidimzya sind – möglichst sofort bei Befallsbeginn eingesetzt – ebenfalls effektive Blattlausvertilger und vermehren sich fleißig, solange sie ausreichend Beute finden. Sie können im Freiland und im Gewächshaus eingesetzt werden, benötigen allerdings eine hohe Luftfeuchte und sind nur aktiv, wenn sie mehr als 14 Stunden Licht pro Tag erhalten. Aufgrund dessen ist der Einsatz im Gewächshaus oft erfolgversprechender – hier herrscht meist ohnehin eine höhere Luftfeuchte und es kann gegebenenfalls Zusatzlicht gegeben werden. Der Packungsinhalt, bestehend aus Puppen und mitunter bereits geschlüpften Tieren, wird an mehreren schattigen, vor Gießwasser geschützten Stellen auf die leicht feuchte Erde geschüttet. 200 Puppen reichen für zehn Quadratmeter und kosten etwa 10 Euro.

Schwebfliegen (Episyrphus balteatus) werden aufgrund ihres gelb-schwarzen Streifenmusters oft mit Wespen verwechselt, sind aber deutlich kleiner und an ihrer zackigen Flugweise mit dem scheinbaren Stillstand in der Luft erkennbar. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Blütennektar und betätigen sich dabei als Bestäuber. Die Larven hingegen verleiben sich innerhalb von ein bis zwei Wochen je bis zu 1.000 Blattläuse und andere potenzielle Schädlinge wie Blutläuse und Spinnmilben ein und sind daher bei Gartenfans sehr beliebt. Sie gehören im Frühling zu den ersten aktiven Blattlausvertilgern, da sie die Futtersuche bereits ab 15 Grad Celsius aufnehmen. Für die gezielte Ansiedelung im Kleingewächshaus sind die zuvor beschriebenen Nützlinge besser geeignet als Schwebfliegen. Die Schwebfliegen finden aber mitunter von selbst ihren Weg ins Gewächshaus, wenn dieses zum Lüften offensteht, und gehören im Freiland zu den effektivsten Blattlausvertilgern – ein guter Grund, um auf chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten, denn darauf reagieren die faszinierenden Tiere überaus empfindlich.

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Chemische Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse sind nur selten sinnvoll

Auf chemische Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse verzichten viele Gartenfans ganz bewusst. Zum einen, da sich etwaige Schäden oft in einem gut tolerierbaren Rahmen bewegen und insbesondere bei Zierpflanzen meist lediglich ein optisches "Problem" darstellen. Zum anderen, da sie Obst und Gemüse oft gerade deshalb selbst anbauen, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten. Nicht zuletzt erkennen immer mehr Menschen, dass die überwältigende Mehrheit der chemischen Pflanzenschutzmittel auch Nützlinge trifft und auf diese Weise verhindert, dass sich ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Gegenspielern einstellen kann. Genaugenommen ist sogar das Gegenteil der Fall, denn da auch Nützlinge getötet werden, gerät das Gleichgewicht immer stärker aus der Balance, sodass sich die Schädlingszahl nach dem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel langfristig oft sogar erhöht.

Eine erfolgreiche chemische Bekämpfung von Blattläusen ist für Freizeitgärtner zudem weniger einfach, als es auf den ersten Blick erscheint: Die Spritzungen müssen zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, es sind häufig mehrere Spritzungen innerhalb weniger Wochen notwendig und es müssen meist sämtliche Pflanzenteile benetzt werden, was sich insbesondere bei hohen Gehölzen schwierig gestaltet. Darüber hinaus siedeln sich Blattläuse ganz bewusst an Stellen an, wo sie sich gut verstecken können, beispielsweise an den Triebspitzen, an den Blattunterseiten und, im Fall von Wurzelläusen, an den Wurzeln. Viele Arten speisen beim Saugen sogar Substanzen in die Blätter ein, die diese dazu bringen sich zu kräuseln – sie basteln sich also aktiv ein noch besseres Versteck. Im Gegensatz zu vielen Pflanzenschutzmitteln erreichen Nützlinge auch solche versteckt sitzende Blattläuse.

Zudem besteht bei chemischen Pflanzenschutzmitteln stets das Risiko von Fehlanwendungen. Die vertretbaren Auswirkungen für Umwelt und Gesundheit, die den zugelassenen Mitteln im Rahmen des gesetzlichen Zulassungsverfahrens bescheinigt wurden, werden nämlich nur dann eingehalten, wenn die Produkte ordnungsgemäß gehandhabt werden. Wenn ein Mittel jedoch zum Beispiel häufiger, in höherer Konzentration, zu einem anderen Zeitpunkt oder an anderen Pflanzen angewendet wird als im Beipackzettel vorgeschrieben, können unvertretbare Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden. In diesen Fällen können beispielsweise deutlich mehr Nützlinge durch die ausgebrachten Mittel geschädigt oder getötet werden. Beim Sprühen gegen Schädlinge besteht generell die Gefahr, dass der Sprühnebel auf benachbarte blühende Pflanzen verweht wird und dadurch Bienen oder andere Bestäuber unbeabsichtigt in Mitleidenschaft gezogen werden. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, ⁠Verdunstung⁠, Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern kann sogar eines der wichtigsten Güter überhaupt betroffen sein: das Grundwasser. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt.

Haus mit Garten
Haus mit Ziergarten

In Deutschland gibt es etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten – da kommt einiges an Pestiziden zusammen. Je mehr Gartenfans auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten, desto besser für Umwelt, Haustiere, Nützlinge und die eigene Gesundheit.

Quelle: pia-pictures/fotolia.com
 

Notfallmaßnahmen bei starkem Befall mit Blattläusen

Fällt nach sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile dennoch die Entscheidung für eine chemische Bekämpfung, sollten Sie möglichst umweltverträgliche Wirkstoffe wählen. Sich vom Pflanzensaft ernährende Schädlinge, zu denen neben Blatt-, Schild- und Blutläusen beispielsweise auch Weiße Fliege, Thripse, Gallmücken, Gallmilben, Spinnmilben und Obstbaumspinnmilben  zählen, können Sie verhältnismäßig umweltschonend mit Produkten bekämpfen, die auf Rapsöl, Fettsäuren oder Kali-Seife basieren.

Achtung: Wählen Sie Produkte, in denen der jeweilige Wirkstoff als Monoformulierung vorliegt, denen also keine weiteren Wirkstoffe außer einem der genannten zugesetzt sind. Führen Sie die Behandlung abends oder an einem bedeckten Tag durch, da insbesondere bei ölhaltigen Produkten die Tröpfchen wie winzige Linsen wirken und Sonnenbrand an den Pflanzen verursachen können, und achten Sie darauf, auch die Blattunterseiten zu benetzen!

In Gemüsekulturen und bei Zierpflanzen (mit Ausnahme von Zierkoniferen) kann auch der Wirkstoff Azadirachtin gegen Blattläuse eingesetzt werden. Er wird aus den Samen des Neembaums (Melia azadirachta) gewonnen und ist vergleichsweise umweltschonend, schädigt allerdings leider auch Schwebfliegen und damit wertvolle Blattlausvertilger.

Umwelt-Checkliste für chemischen Pflanzenschutz im Hobbygarten mit einem bärtigen Mann mit Brille und Hut, der die Rosen schneidet im Hintergrund
Umwelt-Checkliste für chemischen Pflanzenschutz im Hobbygarten
Quelle: CC BY-ND 4.0 Umweltbundesamt 2016
 

Wichtige Blattlausarten an Obstgehölzen, Rosen und anderen Ziergehölzen

Oft treten an einer Pflanze mehrere unterschiedliche Blattlausarten auf. Zur Orientierung erhalten Sie in der folgenden Bildergalerie einen Überblick über wichtige Blattlausarten an Steinobst, Kernobst, Beerenobst, Rosen und anderen Ziergehölzen sowie einige artspezifische Empfehlungen. Für Hobbygärtner und Hobbygärtnerinnen ist es allerdings in der Regel weder möglich noch zwingend notwendig, die einzelnen Arten unterscheiden zu können, da die vorbeugenden Maßnahmen und die Strategien zur Befallsminderung im Hobbybereich im Großen und Ganzen übereinstimmen.

Vorweg ein grundsätzlicher Tipp für Obstfans: Obstgehölze werden häufig mit sehr feinmaschigen Netzen umhüllt, um sie vor Schaderregern wie zum Beispiel der Kirschessigfliege zu schützen. Da durch diese Netze auch blattlausvertilgende Nützlinge keinen Zugang zum Gehölz finden, können Sie vorher einige Marienkäfer einsammeln – oder sie im Nützlingsversand bestellen – und in den Baum setzen.

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Wichtige Blattlausarten im Gemüsebau

Oft treten an einer Pflanze mehrere unterschiedliche Blattlausarten auf. Zur Orientierung erhalten Sie in der folgenden Bildergalerie einen Überblick über wichtige Blattlausarten im Gemüsebau sowie einige artspezifische Tipps. Für Hobbygärtner und Hobbygärtnerinnen ist es allerdings in der Regel weder möglich noch zwingend notwendig, die einzelnen Arten unterscheiden zu können:  Die vorbeugenden Maßnahmen und die allgemeinen Strategien zur Befallsminderung treffen weitgehend auf alle Arten gleichermaßen zu.

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