BalticClimate - Herausforderungen und Chancen für die lokale und regionale Entwicklung durch den Klimawandel im Ostseeraum

Hintergrund und Ziele

Der ⁠Klimawandel⁠ ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Wenn sich das ⁠Klima⁠ ändert, wird sich auch das gewohnte Umfeld ändern. Gemeinden, Städte und Regionen, Bürger aber auch Unternehmer müssen sich darauf einstellen. Die internationale und nationale Klimapolitik gibt dafür den großen Rahmen vor. Aber die Akteure auf der regionalen und lokalen Ebene müssen diese Politiken umsetzen und auf ihre Standorte anpassen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass sich aus dem Klimawandel nicht nur Risiken ergeben, sondern auch Chancen für die zukünftige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit, wenn die Anpassung an die Folgen des Klimawandels gelingt.

Das Projekt BalticClimate mit dem deutschen Titel "Herausforderungen und Chancen für die lokale und regionale Entwicklung durch den Klimawandel im Ostseeraum" hat sich intensiv mit Strategien zu ⁠Klimaschutz⁠ und Klimaanpassung auseinandergesetzt.

Wesentliches Projektergebnis ist das "BalticClimate Toolkit" (siehe: www.toolkit.balticclimate.org). Die darin enthaltenen Informationen richten sich in erster Linie an Politiker, Planungspraktiker der Raumplanung und Unternehmer. Sie sollen bei der Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen unterstützt werden, die als Antwort auf den Klimawandel geeignet sind. Dabei wird das Thema so aufbereitet, dass nicht nur Fachleute davon profitieren, sondern auch ganz normale Bürger. Darüber hinaus garantiert die Übersetzung in 12 Sprachen der Ostseeanrainerstaaten weite Verbreitungsmöglichkeiten.

Die Herausforderungen und Chancen des Klimawandels wurden in 7 Pilotregionen untersucht. Vertiefende Analysen konzentrierten sich auf ausgewählte Fallstudien zu den Bereichen Verkehr/Mobilität, Energie, Wohnen/Bauen und Landwirtschaft.

Hauptziel des Projektes war es,

– Gemeinden, Regionen und lokale Akteure im Ostseeraum zu befähigen, mit der Thematik Klimawandel in einer integrierten, kooperativen und nachhaltigen Weise sowohl im Tagesgeschäft als auch in langfristigen Strategien umzugehen;

– das Phänomen Klimawandel nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance für die lokale und regionale nachhaltige Entwicklung wahrzunehmen und proaktiv aufzugreifen;

– Gemeinden und Regionen wettbewerbsfähiger für zukünftige Herausforderungen zu machen und damit die gemeinsame Identität im Ostseeraum aufrechtzuerhalten und weiter zu stärken.

Der Fokus lag dabei insbesondere auf ländlichen Räumen sowie kleineren und mittleren Städten in allen Staaten des Ostseeraumes. Vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und zum Umgang damit sollten auf der Umsetzungsebene Berücksichtigung finden. Gleichzeitig erwarben Wissenschaftler Erkenntnisse darüber, welche Art von Informationen konkret von den Anwendern benötigt werden.

Die drei Arbeitspakete "Klimawandel-Material und Analysen", "Integrierte Lösungen und Kapitalisierung" sowie "Instrumente" zielten von vornherein darauf ab, die erarbeiteten Ergebnisse und Instrumente für Gebietskörperschaften und weitere Akteure einfach und selbstständig anwendbar sowie übertragbar zu gestalten. Neben Übersetzungen der wesentlichen Outputs in alle Sprachen des Programmraumes wird dieses auch durch zahlreiche Testläufe der Instrumente bei konkreten Anwendern erzielt. Im Rahmen des Arbeitspaketes "Öffentlichkeitsarbeit" wurde u. a. ein umfangreiches Anwendungspaket allen Gemeinden, Städten und Regionen im Ostseeraum direkt bereitgestellt, um die Effekte des Projektes vielfach zu multiplizieren.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
  • Estland
  • Finnland
  • Lettland
  • Litauen
  • Polen
  • Russland
  • Schweden
Bundesland
  • Mecklenburg-Vorpommern
Naturräumliche Zuordnung
  • Nordostdeutsches Tiefland

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Für die Analyse wurden zwei Szenarien zur Entwicklung von Treibhausgasemissionen verwendet:

  • SRES A2 (beschreibt ein hohes Bevölkerungswachstum und einen intensiven Energieverbrauch) und
  • SRES B2 (beschreibt ein geringeres Bevölkerungswachstum und einen niedrigeren Energieverbrauch)

Es wurde das regionale ⁠Klimamodell⁠ RCA3 des Rossby Centre in Schweden verwendet.

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
Weitere Parameter 

Schneedecke, Wind

Weitere Zeitangaben 

1961-2100

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Es werden die Folgen von Temperaturanstieg, Änderung des jahreszeitlichen Niederschlags (Winter Zunahme, Sommer Abnahme) und der Häufigkeit von Extremereignissen wie starke Regenfälle, Hitzewellen, Schneestürme, Dürren, Waldbrände usw. betrachtet.

Die Luftqualität könnte sich aufgrund des Klimawandels ändern. Der Wert des bodennahen Ozons kann in einigen Teilen Europas ansteigen, besonders in Deutschland. Für andere Länder im Ostseeraum werden weniger deutliche Veränderungen prognostiziert. Höhere Temperaturen können zu einem Anstieg der Sterblichkeitsrate führen. Die Studie über Schweden zeigt ein erhöhtes Risiko für Erdrutsche, Erosionen, Schluchtbildungen und Schlammfluss und in Deutschland können Sachschäden aufgrund von Unwetterereignissen zunehmen. Allgemein besteht eine erhöhte Waldbrandgefahr in der gesamten Ostseeregion und der durchschnittliche Ernteertrag wird in der südlichen Ostseeregion zurückgehen.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Das BalticClimate-Toolkit unterstützt Raumplaner bei der Identifikation der Rolle, die Planungsprozesse bei der Auseinandersetzung mit der Thematik ⁠Klimawandel⁠ spielen. Der Prozess beginnt mit der Erfassung der Grundlagen hinsichtlich der Daten, die zur Bewertung der lokalen Herausforderungen und Chancen des Klimawandels erforderlich sind. Anschließend erfolgt die Verwundbarkeitsanalyse der Region bzw. des ausgewählten Wirtschaftsbereichs.

Basierend auf umfangreichen Erfahrungen aus der Praxis setzt sich die Verwundbarkeitsanalyse aus zwei Themenblöcken zusammen: einem Block zu Gefährdungsgrad und Empfindlichkeit und einem Block zu Handlungsmaßnahmen. Durch die Bearbeitung der beiden Blöcke werden neue Kenntnisse dadurch gewonnen, dass sowohl die potentiellen Herausforderungen als auch die Chancen des Klimawandels bewertet und interpretiert werden.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Die Entwicklung von Maßnahmen und Strategien im Bereich Klimaanpassung berücksichtigte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in allen Pilotregionen räumliche, sozioökonomische, demographische, ökologische und kulturelle Faktoren.

Auf Grundlage der Aktivitäten, die unter wissenschaftlicher Anleitung in den Pilotregionen umgesetzt wurden, sind die Ergebnisse generalisiert und in das BalticClimate-Toolkit integriert worden. Dieses Toolkit wurde an eine Vielzahl von Personen und Institutionen im gesamten Ostseeraum weitergereicht. Diese sollen zur (kostenlosen) Anwendung ermutigt werden und so die Ergebnisse und Effekte des Projektes auf lokaler und regionaler Ebene vervielfachen.

Die Herausforderungen und Chancen des Klimawandels wurden innerhalb bestimmter Pilotregionen betrachtet und in Fallstudien für die vier Schwerpunkte Verkehr/Mobilität, Energie, Wohnen/Bauen und Landwirtschaft eingehender analysiert. Beispiele aus den Pilotregionen des Toolkits sind für folgende Themenfeldern recherchierbar:

  • Allgemeine Planungsebene
  • Auswirkungen des Klimawandels
  • Beteiligung von Öffentlichkeit und Akteuren
  • Das Problem erkennen
  • Detaillierte Planungsebene
  • Energieeffizienz
  • Erfassung der Grundlagen
  • Kompakte und vielfältige Stadtstruktur
  • Lebenswerte und gesunde Umwelt
  • Lokales ⁠Klima⁠ und Szenarien für das zukünftige Klima
  • Nachhaltiges Verkehrswesen
  • Regionale Planungsebene
  • Strategische Planung
  • SWOT-Analyse-Tool
  • Verwundbarkeitsanalyse
Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

European Regional Development Fund (ERDF), Europäisches Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument (ENPI) sowie durch Eigenmittel der Projektpartner

Projektleitung 

BalticClimate Geschäftsstelle: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL), Deutschland

Beteiligte/Partner 

Das Team von BalticClimate umfasste 23 Partnern in Estland, Finnland, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden sowie weiteren 16 assoziierten Organisationen, darunter auch Partner aus Russland.

Die fünf Arbeitspakete des Projektes wurden durch ein transnationales Team geleitet:

  • Environmental Projects Ltd. (State Ltd "Vides Projekti"), Lettland;
  • Centre for Climate Science and Policy Research (CSPR), Schweden;
  • Regional Council of Central Finland, Finnland ;
  • Stockholm Environment Institute Tallinn Centre (SEIT), Estland;


Weitere Projektpartner (P) und Assoziierte Organisationen (AO):

Estland:
P: Landkreis Harju, Landkreis Rapla, Harju Zetrum für öffentlichen Verkehr, Gemeinde Saku, Gemeinde Kehtna, Gemeinde Kohila;

Finnland:
P: Regionale Entwicklungsgesellschaft Jyväskylä - Jykes Ltd, Zentrum für Wirtschaftsentwicklung, Verkehr und Umwelt Zentralfinnland 
AO: Stadt Jyväskylä, Stadt Jämsä, Gemeinde Laukaa, Gemeinde Uurainen, Stadt Äänekoski, Gemeinde Muurame; 

Deutschland:
P: Regionaler Planungsverband Westmecklenburg
AO: Deutscher Städte- und Gemeindebund, Deutscher Städtetag, Amt für das Biosphärenreservat Schaalsee ;

Lettland:
P: Gemeinde Ligatne, Gemeinde Prgauja ;
AO: Lettische Vereinigung lokaler und regionaler Gebietskörperschaften ;

Litauen:
P: Landwirtschaftministerium der Republik Litauen, Litauisches Institut für Agrarökonomie 
AO: Gemeinde Region Panevezys

Polen:
P: West Pomeranian Business School 

Russland:
AO: Regionalverwaltung Pskov, Ausschuss für Fragen der lokalen Selbstverwaltung, Fachhochschule Pskov, Verawaltung des Bezirks Bezhanitzky 

Schweden:
P: Region Gävleborg, Landkreisverwaltung Gävleborg, Gemeinde Söderhamn, Gemeinde Gävle 
AO: Gemeinde Sandviken, Behörde für Bau und Umwelt; Schwedisches Geotechnologisches Institut

Ansprechpartner

ARL - Academy for Spatial Research and Planning
Hohenzollernstraße 11
D-30161 Hannover
Germany

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