RESCUE zeigt, dass in Deutschland bis 2050 die Treibhausgasemissionen um 95 bis 97 Prozent gegenüber 1990 gemindert und mit einer nachhaltigen land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung sogar Netto-Null-Emissionen erreichbar sind. Dabei wird der Primärrohstoffkonsum um 56 bis 70 Prozent reduziert. Allerdings kommt es bei einzelnen Rohstoffen zu einer deutlichen Mehrinanspruchnahme.
Die RESCUE-Studie zeigt, dass Treibhausgasneutralität in Deutschland bei gleichzeitiger Reduktion der Primärrohstoffinanspruchnahme durch ambitioniertes Handeln möglich ist. Die verschiedenen Green-Szenarien zeigen dafür verschiedene Wege auf.
Um sowohl einen angemessenen Beitrag Deutschlands zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C als auch einer global gerechten Rohstoffnutzung nahe zu kommen, sind große nationale Anstrengungen entsprechend dem GreenSupreme-Szenario nötig.
Die Strategien
Um dies erfolgreich zu gestalten, sind in ausgewogener Balance folgende drei grundsätzliche Strategien zum Klima- und Ressourcenschutz zu verfolgen:
Substitution: Ersetzen von treibhausgas- und ressourcenintensiven Techniken und Produkten durch treibhausgasneutrale bzw. treibhausgas- und ressourcenarme Alternativen.
Vermeidung: Reduzierter Verbrauch von Produkten und Umstieg auf Aktivitäten, die zu geringen Treibhausgasemissionen und niedriger Primärrohstoffinanspruchnahme und Ressourcenbeanspruchung führen durch:
Zunehmende Kreislaufführung von Materialien und damit Verringerung des Bedarfs an Primärrohstoffen
Senken: Die Entnahme von bereits emittiertem CO2 aus der Atmosphäre durch Kohlenstoffsenken (CDR) zur Treibhausgasminderung, etwa durch naturnahe Waldbewirtschaftung.
2030 – auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität
Die Green-Szenarien fokussieren 2050 und spannen Transformationspfade zur Treibhausgasneutralität über alle Emissionsquellgruppen auf. Trotz der Verfehlung einzelner sektoraler Ziele des Klimaschutzplans der Bundesregierung ist das Gesamtminderungsziel bis 2030 in allen Green-Szenarien sicher gewährleistet. Ausschließlich das GreenLate-Szenario bleibt mit einer Minderung um 55 Prozent gegenüber 1990 bis 2030 lediglich im Zielbereich des Klimaschutzplans der Bundesregierung. Die anderen Szenarien gehen deutlich darüber hinaus. GreenEe1 erreicht 60 Prozent und GreenEe2, GreenMe sowie GreenLife liegen in einem engen Bereich von 61 bis 63 Prozent Treibhausgasminderung gegenüber 1990. GreenSupreme weist mit dem Anspruch einer schnellen Treibhausgasminderung, um die von Menschen verursachten kumulierten Emissionen in der Atmosphäre effektiv zu begrenzen, bereits 2030 eine Reduktion von 69 Prozent auf. Dominiert werden die Minderungen bis 2030 durch den eingeleiteten und in GreenSupreme den vollzogenen Ausstieg aus der Kohlenutzung zur Stromversorgung. Insgesamt wird deutlich, dass ein gesteigertes Minderungsniveau gegenüber den Zielen der Bundesregierung im Jahr 2030 zwar unter hohen Anstrengungen, aber dennoch erreichbar ist.
2050 – Erreichen der Treibhausgasneutralität
Bis 2050 erreichen die Green-Szenarien Minderungen von 95 Prozent in GreenLate bis hin zu 97 Prozent in GreenSupreme. Unter Berücksichtigung einer nachhaltigen land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung können Netto-Null-Emissionen in Deutschland erreicht werden. Dabei werden die energiebedingten Treibhausgasemissionen vollständig vermieden. Die gesamte Energieversorgung, also Strom-, Brenn-, Kraftstoff- und Rohstoffversorgung, basieren vollständig auf erneuerbaren Energien. Trotz gesünderer, fleischärmerer Ernährung und Reduktion der Tierbestandzahlen in Deutschland werden die verbliebenen Treibhausgasemissionen zu 60 bis 67 Prozent von der Landwirtschaft verursacht. Auch in der Industrie können nach heutigem Kenntnisstand nicht alle rohstoffbedingten Treibhausgasemissionen vermieden werden. Im Jahr 2050 stammen noch zwischen 27 (GreenSupreme) und 37 Prozent (GreenLate) der Treibhausgasemissionen aus der Industrie. Hauptverursacher sind die Zement-, Kalk- und Glasindustrie. Diese Treibhausgasemissionen werden jedoch kompensiert durch natürliche Senken (nachhaltigen land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung), so dass insbesondere in GreenLife und GreenSupreme sicher Netto-Null-Emissionen erreicht werden können.
Beitrag zu den globalen klimapolitischen Herausforderungen
Alle Green-Szenarien erreichen Treibhausgasneutralität oder kommen dieser sehr nahe. Aber der Weg dahin bringt den Unterschied (Abbildung 1). Die Auswirkungen eines verzögerten Handelns werden mit GreenLate offenkundig, denn bei dieser Transformation werden etwa 37 Prozent mehr Treibhausgasemissionen als in GreenSupreme ausgestoßen. Alle anderen Szenarien stoßen bereits vor 2040 so viele Treibhausgasemissionen aus, wie in GreenSupreme aufsummiert bis 2050 emittiert werden. Geringe Verschärfungen der kurzfristigen Treibhausgasminderungsziele (2030) in Deutschland haben somit nur ungenügende Wirkung, um den nationalen Beitrag zu den globalen Herausforderungen der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C gerecht zu werden. Es bedarf vielmehr schnelles und deutlich ambitioniertes Handeln.
Die hohen Ambitionsannahmen in GreenEe1, GreenEe2, GreenMe und GreenLife genügen nicht den Anforderungen eines durchschnittlichen globalen 1,5 °C-Kurses nach IPCC. GreenLate, welches auch die Ziele der Bundesregierung darstellt, wird den internationalen Verpflichtungen durch die nationalen Bestrebungen noch weniger gerecht. Den internationalen Verpflichtungen am nächsten kommt das GreenSupreme-Szenario. Um einem global angemessenen Beitrag Deutschlands so nah wie möglich zu kommen, sind über der umfassenden und schnellen Umsetzung von nationalen Klimaschutzmaßnahmen – wie in GreenSupreme dargestellt - hinaus eine ambitionierte internationale Kooperation, Finanzierung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen außerhalb Deutschlands notwendig.
Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist Klima- und Ressourcenschutz
Als Indikator wird schwerpunktmäßig der RMC (Raw Material Consumption) betrachtet, welcher die Primärrohstoffnutzung für den inländischen Konsum und die Investitionen („Primärrohstoffkonsum“) abbildet. Der RMC unterteilt sich in die Rohstoffkategorien Biomasse, fossile Energieträger, nicht-metallische Mineralien und Metalle. Die Rohstoffinanspruchnahme der international gehandelten Güter wird in sogenannten „Rohstoffäquivalenten“ (RME) berechnet, um Rohstoffextraktionen im In und Ausland vergleichbar darzustellen. Rohstoffäquivalente sind die Menge der Primärrohstoffe, die für ein im- oder exportiertes Produkt gebraucht wird.
Mit dem Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger, geht in allen Green-Szenarien anteilig die größte Reduktion des Rohstoffbedarfs einher (Abbildung 2). Dies führt in GreenLate zu einem Rückgang im (RMC) bis 2050 um 56 Prozent im Vergleich zu 2010. In den beiden GreenEe-Szenarien findet, mit einem Fokus auf Energieeffizienz und ergänzt um weitere Aspekte nachhaltiger Lebensstile, ein Rückgang um rund 61 bis 62 Prozent bis 2050 statt. Zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Materialeffizienz (GreenMe) haben das Potenzial, den Materialkonsum um insgesamt 68 Prozent zu senken. Darüber hinausgehende Lebensstiländerungen, wie raumeffizientes Bauen, die Bevorzugung langlebiger und reparaturfähiger Produkte u.v.m. führen in GreenLife zu einer Reduktion um 63 Prozent im Vergleich zu 2010. Die Kombination aus all dem und eine schnellere Umsetzung ermöglichen in GreenSupreme eine Reduktion um 70 Prozent bis 2050.
Jedoch kann es dabei auch zur Mehrinanspruchnahme von einzelnen zentralen Rohstoffen (z.B. Metallen wie Lithium und Kobalt) kommen (siehe die Forschungsberichte). Einzelrohstoffbetrachtungen konnten in diesem Projekt nur vereinzelt unternommen werden und sind Bestandteil aktueller Forschungsarbeiten des Umweltbundesamtes.
Fazit
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der RESCUE-Studie, dass für einen angemessenen Beitrag Deutschlands zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C und eine global gerechten Rohstoffnutzung hohe nationale Anstrengungen in internationaler Kooperation nötig sind, wie z.B. im GreenSupreme-Szenario dargestellt. Dies mag angesichts der aktuellen Trends als sehr ambitioniert erscheinen. Das GreenSupreme-Szenario zeigt aber auch, dass Treibhausgasneutralität in Deutschland und das Erreichen eines nachhaltigen Niveaus der Primärrohstoffinanspruchnahme durchaus möglich sind. Dafür muss allerdings jetzt gehandelt und dafür müssen alle Möglichkeiten sowohl in der Produktion als auch im Konsum, genutzt werden!
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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