Szenariencharakter
Das GreenLife-Scenario analysiert, wie Änderungen des Lebensstils und Verhaltens neben technischen Maßnahmen die Treibhausgasemissionen und den Rohstoffverbrauch beeinflussen können. Gegenwärtige Trends sowie kleinere Nischenentwicklungen für ein umweltfreundlicheres Verhalten werden im Szenario skaliert.
So steigt die Nachfrage nach langlebigen und reparierbaren Produkten und führt zu Innovationen in den Produktions- und Dienstleistungssektoren. Der Wille jedes Einzelnen für eine ambitionierte und umweltbewusste Lebensweise zeigt sich auch in der Nachfrage nach Wohnraum und somit in der Entwicklung des Gebäudebestands. Es setzt sich eine modulare Bauweise durch, die eine relativ flexible Nutzung der Wohnfläche ermöglicht. Auch Altbauwohnungen und Einfamilienhäuser werden verstärkt umgebaut mit dem Ziel, kleinerer Wohneinheiten und einen höheren Grad an Flexibilisierung zu erhalten. Formen des gemeinschaftlichen Wohnens finden einen breiten gesellschaftlichen Zuspruch. Der Anteil der Mehrfamilienhäuser am Gebäudebestand steigt. In der Folge sinkt die Pro-Kopf-Wohnfläche, und die Flächeninanspruchnahme wird bereits bis 2030 auf 10 ha/Tag reduziert und bewegt sich bis 2050 in Richtung Netto-Null. Rohstoffeffizientes Bauen ist bei neuen Gebäuden ebenso verbreitet wie ein steigender Anteil von Wohnhäusern in Holzbauweisen.
Die ambitionierte und umweltbewusste Lebensweise zeigt sich besonders deutlich auch im Mobilitätsverhalten der Gesellschaft. Nationale Flugreisen finden immer weniger Akzeptanz und innerdeutsche Fernreisen werden in 2050 überwiegend mit bodengebundenen Verkehrsmitteln unternommen, sowohl privat als auch geschäftlich. Auch internationale Urlaubsflüge verlieren an Bedeutung, so dass der inländische Fernreiseverkehr zunimmt. Insgesamt steigt somit der Flugverkehr bis 2050 nur marginal gegenüber 2010. Auch der zunehmende Trend der Urbanisierung zeigt sich in der Mobilität. Insbesondere im städtischen Raum verliert der motorisierte Individualverkehr rasch an Bedeutung. Fuß- und Radverkehr nehmen ebenso deutlich zu, wie die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, ergänzt um Car- und Ridesharing. Dies führt dazu, dass bis 2050 im urbanen Raum der Besitz des eigenen Pkw eine Seltenheit geworden ist.
Gestiegenes Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein sind wichtige Leitmotive in der Ernährung. Lebensmittelabfälle werden möglichst vermieden und eher regionale und saisonale Lebensmittel verarbeitet. Deutlich schneller als in den anderen Green-Szenarien werden weniger tierische Produkte verzehrt, so dass die Tierbestandszahlen in Deutschland schneller und stärker abnehmen.
Die technischen Maßnahmen, wie etwa die Transformation des Energiesystems oder Integration neuer effizienter Techniken in der Industrie, Mobilität und Gebäude erfolgt wie in GreenEe1 und GreenEe2.
Szenarienergebnisse
Im Szenario gelingt es, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen um knapp 97 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Werden die natürlichen Senken durch nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung (LULUCF) berücksichtigt, sind Netto-Null-Emissionen sicher erreichbar. Auf dem Weg dahin wird 2030 eine Minderung der Treibhausgase (THG) von knapp 63 Prozent und 2040 von rund 82 Prozent gegenüber 1990 erzielt (ohne LULUCF).
Der Endenergiebedarf kann (ohne den nicht-energetischen Bedarf der chemischen Industrie) von 2.500 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2015 bis 2050 auf knappe 1.200 TWh reduziert werden. Der Anteil der erneuerbaren Energien steigt bis 2030 auf 75 Prozent und bis 2040 auf 92 Prozent in der Stromversorgung. In der Brenn- und Kraftstoffversorgung beträgt er 2030 7 Prozent und 2040 23 Prozent. 2050 kommen in allen Bereichen keine fossilen Energieträger mehr zum Einsatz.
Zusätzlich zu den Maßnahmen und Lebensstiländerungen des GreenEe-Szenarios werden in GreenLife darüber hinausgehende ambitionierte Lebensstiländerungen wie raumeffizientes Bauen und eine damit einhergehend gegenüber heute reduzierte Pro-Kopf-Wohnfläche, die Bevorzugung langlebiger und reparaturfähiger Produkte und die hauptsächliche Nutzung von Gütern im Rahmen von Sharingangeboten unterstellt. Im Ergebnis kann die Primärrohstoffinanspruchnahme bis 2050 um 63 Prozent gegenüber 2010 gesenkt werden.