Akteure

Der Finanzsektor stellt ein eigenes Ökosystem mit einer großen Vielfalt von Akteuren dar. Sie verfolgen jeweils eigene Geschäftsmodelle und Agenden, auch mit Blick auf die Transformation und ihren Beitrag hierzu. Diese Seite vermittelt einen Überblick über diese Akteure und ihre Position im Finanzsektor. Einzelne Artikel bieten außerdem vertiefende Informationen zu ausgewählten Akteuren.

Inhaltsverzeichnis

Nachfolgend werden die Akteure im System Sustainable Finance und ihre Positionierung im Finanzsystem insgesamt vorgestellt. Außerdem wird auf ihre Chancen und Herausforderungen eingegangen sowie ihre Interdependenz dargestellt. Die hier verfügbare Akteurslandkarte stellt die relevanten Gruppen auch in einem grafischen Überblick dar:

Akteure im System Sustainable Finance
Akteure im System Sustainable Finance
Quelle: Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten e.V. (VfU)
 

Finanzinstitute

Mit Blick auf ihre Bedeutung für eine nachhaltige Orientierung des Finanzsektors sind Banken, Asset Manager (Vermögensverwalter), Institutionelle Investoren (wie Pensionsfonds) sowie Versicherungen und Wertpapierbörsen zu nennen. Aber auch Anlageberater sind Teil dieser Akteursgruppe.

Banken spielen eine Schlüsselrolle, da sie sowohl Bezug zu Privatkunden und Geschäftskunden haben, als auch Funktionen für den Kapitalmarkt erfüllen. Vom (Banken-) Kreditmarkt sind neben größeren Unternehmen auch Kleine und Mittlere Unternehmen (KMUs) mit externem Kapitalbedarf abhängig. Sie nehmen für die Transformation eine zentrale Position ein, da sie gerade in Deutschland eine volkswirtschaftlich große Bedeutung besitzen. Ökologische Anforderungen können Banken in Kundengesprächen deutlich machen und so die Transformation bei jedem einzelnen Unternehmen antreiben.

Institutionelle Investoren (Asset Owner) stehen große finanzielle Mittel zur Verfügung, über die sie Druck auf den Markt der Geldnachfrager ausüben können. Asset Owner können mit ihrer Finanzkraft einen großen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. So haben Institutionelle Investoren in Deutschland der OECD zufolge seit geraumer Zeit mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, als das BIP des jeweiligen Jahres beträgt. Ökologische Fragestellungen beginnen für diese Gruppe eine Rolle zu spielen. (Mehr Informationen s. hier)

Institutionelle Investoren legen häufig nicht selbst an, sondern lassen ihre Vermögen von Asset Managern verwalten, die hierfür Entgelte einnehmen. Um Nachhaltigkeitsanforderungen der Kundschaft gerecht werden zu können, bieten Asset Manager immer öfter ESG- bzw. Nachhaltigkeitsfonds an. Unternehmen, die in diesen Fonds aufgenommen werden wollen, müssen ESG-Kriterien erfüllen. Über einen starken ESG-Fokus und anspruchsvolle Kriterien zur Aufnahme in den Fonds der Asset Manager kann so die Transformation der Wirtschaft vorangetrieben werden. Jedoch bietet die große Nachfrage nach ESG-Produkten auch Anreize für Greenwashing seitens der Manger. Hierbei werden Finanzprodukte als nachhaltig beworben, obwohl sie keine nachhaltige Wirkung erzielen bzw. Nachhaltigkeitsrisiken nicht minimieren.

Eine weitere zentrale Rolle nehmen Versicherungen ein, die vor allem für die Verteilung und Verbriefung von Risiken auf mehrere Schultern zuständig sind. Nachhaltigkeitsrisiken waren schon immer ein wichtiger Geschäftszweig; so versichern sich Unternehmen und Private seit je her gegen physische Risiken. Mit dem zunehmenden ⁠Klimawandel⁠ und der Erforschung transitorischer Risiken wird jedoch die existenzielle Bedrohung des Wirtschaftssystems immer klarer. Damit steigt auch die Relevanz der Versicherungen in einem nachhaltigen Finanzsystem.

Bei allen Funktionen, die private Akteure am Finanzmarkt erfüllen, steht bei den meisten von ihnen die Renditemaximierung im Mittelpunkt der Geschäftsaktivitäten.

Dem nicht widersprechend, spielt die Nachhaltigkeitsdebatte auch im Finanzsektor eine immer wichtigere Rolle, da mittlerweile ein Nachhaltigkeits-Markt entstanden ist. Hier können Finanzmarktakteure entsprechende Produkte und Dienstleistungen erfolgreich vertreiben, insbesondere wenn sie deren ⁠Nachhaltigkeit⁠ nicht nur bewerben, sondern auch belegen können.

Insofern stehen (nachhaltig orientierte) Finanzmarktakteure im Mittelpunkt des Interesses), da sie und ihre privaten Mittel den größten Hebel für eine nachhaltige Transformation des Wirtschaftssystems darstellen.

 

Staatliche Akteure

Zum einen sind hier die politischen und regulatorischen Akteure zu nennen, darunter Ministerien, Parlamente und EU Kommissions-Organe, mit den jeweils unterstellten Aufsichtsbehörden und Kontrollorganen.

Staaten wollen Finanzakteuren mit Regulierungen ermöglichen, ihr Kerngeschäft in Einklang mit den wichtigsten Nachhaltigkeitszielen zu tätigen, (s. auch Artikel "Regulatorischer und politischer Rahmen für Sustainable Finance"). Geschäfte sollen sich lohnen, wenn Risiken der Finanzstabilität vermieden und ein Beitrag zur Transformation geleistet wird. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass Staaten auf internationaler Ebene ggf. unterschiedliche Vorstellungen von ⁠Nachhaltigkeit⁠ haben und sich deswegen die erlassenen Gesetze in der Qualität und Stoßrichtung unterscheiden können, sodass nicht zwangsläufig ein level playing field entsteht.

Ferner ist es eine Herausforderung für Gesetzgeber, die Regulierungen in Einklang mit anderen Gesetzen zu gestalten und beim Ambitionsniveau und der Ausgestaltung der Regelungen auf Effektivität, Effizienz und Fairness gleichermaßen zu achten.

Der Staat selbst ist in seinen verschiedenen Gliederungen in Bund- und Länderebene, Kommune und staatliche Unternehmen außerdem vielfältig selbst Investor und Anlageobjekt / Emittent am Finanzmarkt.

Eine Sonderrolle nehmen hier Zentralbanken ein, die in den meisten Fällen nicht staatlich verfasst, aber staatlich mandatiert sind. Sie haben vielfältige Einwirkungsmöglichkeiten auf andere Finanzmarktakteure – durch ihre Funktionen als Wächter über die Finanzstabilität, als Verwalter der selbst angelegten Gelder, als Gestalter der Geldpolitik und als Initiator geldpolitischer Operationen.

Dabei haben Zentralbanken und Aufsichtsbehörden vor allem die Finanzmarktstabilität und die Risikodimension im Blick (siehe Artikel Staatliche Akteure), womit sich ihre Präferenzen für die Sustainable Finance Regulierung von denen der Regierung unterscheiden und ihr im Einzelfall sogar widersprechen können. Regierungen und regierungsnahe staatliche Akteure sind vor allem am Potenzial des Finanzmarktes interessiert, Kapital für die Transformation bereitzustellen und fördern somit ein Umfeld, das dies ermöglicht.

Als Investor treten speziell auch Entwicklungs- und Förderbanken auf. Sie haben oft Mandate zur Verbesserung wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen. Der geographische Auftrag kann hierbei national, kontinental oder auch weltweit ausgestaltet sein, so wie es z. B. bei der deutschen ⁠KfW⁠ der Fall ist (s. auch KfW-Artikel). Sie können aber auch multilateral verfasst sein, wie z. B. die Europäische Investitionsbank (EIB) oder die asiatische Entwicklungsbank (ADB).

 

Realwirtschaftliche Akteure

Im Bereich der Realwirtschaft sind sowohl Einzelunternehmen zu nennen als auch Industrie- und Unternehmensverbände. Unternehmen sehen sich ebenfalls mehreren Aufgaben und Rollenerwartungen gegenüber.

Als Anlageziel von als nachhaltig definierten Investitionen sollen sie maßgeblich dazu beitragen, die angestrebte Transformation umzusetzen. Dafür brauchen sie Kapital, das sie sich auf dem Finanzmarkt beschaffen wollen, sei es mit Anleihen, Krediten oder Aktien. Sie sind hier Kunden der Finanzwirtschaft.

In einem Umfeld, innerhalb dessen Sustainable Finance immer stärker in den Vordergrund rückt, steigen auch die Erwartungen an die Unternehmen als Datenlieferanten und Berichterstatter. Wobei die Bedeutung und zugrundeliegende Motivation eines nachhaltigen Wirtschaftens für Unternehmen über den Zugang zu Kapital hinausgeht, da ebenfalls Erwartungen von anderen Stakeholdern bezüglich nachhaltigen Wirtschaftens formuliert werden.

Realwirtschaftliche Akteure haben das vorrangige Interesse, möglichst günstige Konditionen für die Refinanzierung oder Finanzierung durch den Finanzmarkt zu erlangen. Dabei sehen sie sich im Zusammenhang mit der Transformation neuen Herausforderungen gegenüber. Statt ausschließlich finanzieller Kennzahlen, werden Nachhaltigkeitskennzahlen und ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell bei Gesprächen mit Kreditgebern und Investoren immer entscheidender. Unternehmen mit glaubwürdigen und nachgewiesenen Nachhaltigkeitsaktivitäten können von besseren Finanzierungsbedingungen profitieren. Günstigere Finanzierungsbedingungen schaffen – für die Unternehmen größere Gestaltungsspielräume. Sie können damit ihre eigene Transformation vorantreiben – mit langfristig positiven Folgeeffekten. Innovative Unternehmen und ihre Branchenverbände versuchen, durch eigene Nachhaltigkeitsprogramme einen Vorsprung vor ihren Wettbewerbern zu erlangen.

Gleichzeitig gibt es aber auch Unternehmen und Branchenverbände, die für eine geringere Belastung durch Nachhaltigkeitsvorschriften für kleinere Unternehmen und großzügigere Übergangsphasen für Branchen lobbyieren. So stehen die Schwerindustrie oder der Energiesektor besonders im Zentrum der Transformation. Durch geschicktes Lobbyieren konnten fossile Energiebranchenverbände in der Nachhaltigkeitstaxonomie bewirken, dass z. B. Gas unter bestimmten Bedingungen als nachhaltig anerkannt wird.

 

Einzelpersonen / Privatkunden

Nicht unterschätzt werden darf die Bedeutung der Rolle der Privatanleger*innen oder Einzelpersonen, da diese nicht nur – als Anleger oder Investoren – mit eigenem Kapital am Finanzmarkt teilnehmen, sondern auch als Beschäftigte oder Kunden von realwirtschaftlichen Unternehmen agieren.

Individuen stellen, vermittelt über finanzwirtschaftliche Akteure, Kapital bereit, in der Erwartung, eine Rendite daraus zu erwirtschaften und beispielsweise für die Altersvorsorge oder zur Vermögensbildung zu sparen. Sie stellen damit an Anbieter von nachhaltigen Investitionen besonders hohe Anforderungen: Die angebotenen nachhaltigen Finanzlösungen müssen genauso sicher und eine ähnliche erwartete Rendite wie konventionelle Investitionen vorweisen. Darüber hinaus sollen sie aber den individuellen Nachhaltigkeitsvorstellungen gerecht werden. Dabei entspricht das Wissen und die Vorstellung über nachhaltige Investitionen nicht immer dem der Anbieter von nachhaltigen Anlageprodukten.

Über ihre Kaufentscheidungen und ihre Entscheidungen, bestimmten Unternehmen ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, können sie zusätzlich Einfluss ausüben. Entscheiden sie sich für nachhaltige Unternehmen, stärkt das deren Verhandlungsposition gegenüber ihren Finanzinstitutionen. Eine starke Kundenbasis und ein solider Mitarbeiterstamm sind in Zeiten eines immer stärker ausdifferenzierten Marktes und eines umgreifenden Fach- und Arbeitskräftemangels starke Argumente für eine Geschäftsbeziehung. Damit können sich nachhaltige Unternehmen besser refinanzieren als konventionelle.

Neben diesen Kernakteuren lohnt ein Blick auf diejenigen Akteursgruppen, die durch die Bereitstellung von Informationen, Erkenntnissen, Daten oder eine unterstützende Rolle für die Kernakteure und das Funktionieren des gesamten Systems besitzen.

 

Initiativen, Standards und Branchenverbände

Eine immer bedeutendere und dynamisch wachsende Gruppe von Finanzmarktakteuren, die schon zu Beginn des Themas Sustainable Finance eine wichtige Rolle einnahmen, sind private und halbstaatliche Initiativen. Beispiele für solche Initiativen sind das FNG, die Net Zero Allianzen, der VfU oder Branchenverbände, die jeweils in unterschiedlichen Teilbereichen von Sustainable Finance aktiv sind.

Diese Initiativen, wie beispielsweise im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung, versuchen, einheitliche Standards und Normen zu erarbeiten und durchzusetzen. Sie können aus branchenübergreifenden wie branchenbezogenen Zusammenhängen kommen und sind häufig auch eine Kooperation von privaten mit staatlichen und halbstaatlichen Akteuren (für Beispiele, siehe Artikel Standardsetzer).

Sie beeinflussen – zum Beispiel durch Publikationen, ⁠Stakeholder⁠-Dialoge und Stellungsnahmen – Gesetze und schaffen teilweise Marktstandards. Damit gestalten sie das Geschäftsumfeld der Finanzmarktakteure und – vermittelt über Ansprüche an realwirtschaftliche Unternehmen – auch deren Umfeld. Ferner bieten sie ein häufig brachenübergreifendes Umfeld, in dem kooperativ an nachhaltigen Lösungen für den Finanzmarkt gearbeitet wird, die dann auch in der Praxis getestet und in Folge gegebenenfalls nachgebessert werden können. Dieser Austausch fördert auch das Bewusstsein für Sustainable Finance auf Ebene der beteiligten Finanzinstitute.

Eine Herausforderung stellt hier die Gefahr dar, dass Initiativen zu einseitig im Sinne der organisierten Finanzunternehmen handeln oder lobbyieren und dabei die eigentlichen angestrebten Nachhaltigkeitsziele der Allgemeinheit aus den Augen verlieren. Auch hier kann Greenwashing ein Problem sein, wenn in einigen Fällen Standards verabschiedet werden, die nicht ausreichend für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen sind, oder es besteht die Gefahr, dass es in der Praxis dazu kommt.

 

Finanzwirtschaftliche Akteure mit Fokus auf Dienstleistungen

Eine weitere wichtige Akteursgruppe stellen (konventionelle) Ratingagenturen sowie Nachhaltigkeitsratingagenturen und Datenanbieter dar, wobei die frühere Trennung zwischen diesen Akteuren in den letzten Jahren durch Übernahmen und Zukäufe immer mehr aufgelöst wird. Ratingagenturen und deren Produkte bewerten die Kreditwürdigkeit von Staaten, Unternehmen und Finanzinstrumenten und ermöglichen es somit Investoren und Kreditgebern, ihr Risiko bei Transaktionen einzuschätzen. Nachhaltigkeitsratings schätzen die Nachhaltigkeitsperformance von Finanztiteln und Unternehmen ein, die angesichts immer strikterer Regulatorik und wachsender physischer Schäden die Kreditwürdigkeit der Unternehmen direkt beeinflusst. Da die benötigten Nachhaltigkeitsdaten der Unternehmen teilweise noch nicht vorhanden, oder die vorhandenen noch keine hinreichende Qualität haben, sind auch Datenanbieter gefragt, die mit den Unternehmen an praktikablen Lösungen arbeiten.

Ebenfalls in dieser Gruppe zu finden sind Beratungsunternehmen und Wirtschaftsprüfer sowie andere Dienstleister, die für die Finanzwirtschaft bzw. für die Schnittstelle zwischen Realwirtschaft und Finanzwirtschaft arbeiten und verschiedene Aufgaben von Beratung über Prüfungen bis zur Implementierung von (Nachhaltigkeits-)Strategien übernehmen.

Auch für diese Akteure steht die Maximierung der Rendite im Vordergrund. Ihre Funktion im Sustainable Finance System ist jedoch sehr zentral: Ohne die zuverlässige und umfassende Bereitstellung und Aufbereitung von Nachhaltigkeitsdaten, können Finanzmarktakteure nicht effizient Kapital in nachhaltige Aktivitäten und Unternehmen lenken (siehe auch Übersichtsartikel zu Kapitalmobilisierung). Somit ist die Unabhängigkeit, Qualität und Transparenz der Dienstleister von zentraler Bedeutung, weshalb Ratingagenturen und Nachhaltigkeitsratingagenturen auch verstärkt Ziel regulatorischer Vorhaben zur Standardisierung und Transparenz der Methodiken werden. Gleichzeitig sind die Dienstleister wiederum abhängig von der Transparenz und Qualität der Daten, die durch realwirtschaftliche Akteure bereitgestellt werden.

 

Zivil-/gesellschaftliche Akteure (NGOs, Verbraucherschutzverbände etc.)

Eine Gruppe von Akteuren, die in den letzten Jahren das Thema Sustainable Finance auch immer intensiver besetzt hat, sind zivilgesellschaftliche Akteure wie Nichtregierungsorganisationen (NGOs), darunter etablierte, breit aufgestellte Organisationen, wie der WWF oder Greenpeace, die sich verstärkt um das Thema bemühen, als auch auf Sustainable Finance spezialisierte, kleinere Organisationen, wie „BankTrack“ oder die „Bürgerbewegung Finanzwende“.

Dabei nehmen NGOs eine nicht nur beobachtende Rolle ein, sondern arbeiten inzwischen an mehreren Stellen selbst an Lösungen und Standards für Sustainable Finance mit. Gleichzeitig ist die öffentlichkeitswirksame Bedeutung von durch NGOs erstellten Studien und Positionspapieren, die konkrete Entwicklungen oder Produkte des Sustainable-Finance-Marktes untersuchen, nicht zu unterschätzen. Durch ihre hohe Glaubwürdigkeit und Position unabhängig von Geschäftsinteressen zu sein spielen zivilgesellschaftliche Organisationen eine wichtige Rolle bei der Identifikation von Themen wie Greenwashing. Auch für Nachhaltigkeitsratingagenturen und Datenanbieter sind NGOs wichtige Quellen von Informationen über nicht-nachhaltige Aktivitäten, die bei der Betrachtung eines Unternehmens oder einer Branche eine große Rolle spielen.

 

Wissenschaftliche und wissenschaftsnahe Akteure

In diesem Zusammenhang zu nennen sind auch öffentlich (teil)finanzierte Einrichtungen, wie Verbraucherschützer oder Nachhaltigkeitsinitiativen sowie (private) "Denkfabriken" und Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Sie stellen Grundwissen und deren Verbreitung sicher und übernehmen wichtige Forschungsaufgaben. Damit helfen sie einerseits dabei, Fragen zu beantworten, die im Bereich Sustainable Finance aufkommen. Andererseits entwickeln sie Sustainable Finance aber auch weiter, indem sie Hinweise für neue und innovative Produkte geben.

Eine wichtige Funktion dieser Gruppe ist auch die Bildung von oder die Partizipation an Netzwerken, Initiativen und Koalitionen, um die Verbreitung von Wissen sicherzustellen und praxisrelevantes Feedback zu ermöglichen.

Dabei wird von wissenschaftlichen Akteuren erwartet, dass diese neben der wissenschaftlichen Expertise auch konkrete Handlungsempfehlungen abgeben. Daneben sind viele Forschungsfragen in Bezug auf ⁠Nachhaltigkeit⁠ im Allgemeinen aber auch Sustainable Finance im Speziellen noch nicht beantwortet, die Forschungsinfrastruktur zu Nachhaltigkeit und (Finanz)Wirtschaft wird erst aufgebaut.

 

Fokus auf die Perspektive der einzelnen Akteure

Diese Makro-Betrachtung beschreibt vor allem die Interessen, Verbindungen sowie Funktionen und Rollen einzelner Akteursgruppen im Sustainable Finance System insgesamt, die auch in der Landkarte oben zum Ausdruck kommt. Die Marktbedingungen haben sich mittlerweile so geändert, dass Finanzakteure gezwungen sind, nachhaltige Lösungen zu entwickeln und zu optimieren. Hierbei lassen sich aber unterschiedliche „Geschwindigkeiten“ für die Umsetzung der Transformation feststellen. Um einschätzen zu können, wie gewünscht und ambitioniert die Agenda zur Transformation der jeweiligen Gruppe ist, lohnt der Blick auf das Geschäftsmodell der dahinter agierenden Akteure.

Daneben ist auch ein Blick in das Innenleben und die Bereiche innerhalb der einzelnen Akteure und ihre jeweiligen Handlungsfelder hilfreich, um zu analysieren und zu verstehen, welche Optionen den handelnden Personen zur Verfügung stehen, um in Richtung Sustainable Finance zu agieren. Daher wurde im Rahmen der Plattform auch ein Artikel zu einem individuellen Akteur, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), erstellt. Einzelne Akteure können aus der Masse der anderen Akteure der jeweiligen Akteursgruppe heraus ein besonderes Gewicht entfalten. Auch hierbei gilt es, sich der dahinterliegenden Interessen und Kompetenzen bewusst zu sein.

 

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