Gemeiner Nagekäfer (Holzwurm)

ein baruener Käfer sitzt auf einem Stück Holzzum Vergrößern anklicken
Gemeiner Nagekäfer
Quelle: Tomasz Klejdysz / Getty Images

Inhaltsverzeichnis

 

Aussehen und Vorkommen

Der Gemeine oder Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum) gehört zur Familie der Nagekäfer (Ptinidae), zu der als weiterer relevanter Holzschädling auch der Gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) gehört. Aber auch Vorratsschädlinge, wie zum Beispiel der Brotkäfer und der Tabakkäfer gehören zur Familie der Nagekäfer. Im Freien ist der Gewöhnliche Nagekäfer eher selten und nur in kühlen und feuchten Regionen anzutreffen. Bevorzugt werden trockene Laub- und Nadelhölzer. In der Natur übernimmt der Gewöhnliche Nagekäfer eine wichtige Rolle bei der Zersetzung abgestorbener Bäume. Überwiegend tritt er aber synanthrop, also in der Nähe des Menschen, auf. Durch Warenhandel wurde die ursprünglich aus Europa stammende Art weltweit verbreitet.

Die erwachsenen Käfer sind 3 bis 5 mm lang, dunkelbraun bis schwärzlich gefärbt und haben eine gedrungene Körperform. Der Halsschild überdeckt, typisch für Nagekäfer, den Kopf kapuzenartig. Auf den Flügeldecken sind parallele Punktreihen zu sehen. Das erste Larvenstadium ist aktiv und auch auf der Holzoberfläche zu sehen. Ab dem zweiten Larvenstadium ähneln die Larven Engerlingen und fressen nur noch im Holz („Holzwurm“). Die Larven sind weiß bis gelblich und bis zu 7 mm lang.

Die Eiablage erfolgt an der Holzoberfläche in alte Schlupflöcher oder andere geeignete Stellen. Die Weibchen sterben anschließend ab und verbleiben oftmals im Holz. Da die Käfer sehr standorttreu sind, ist es nicht selten, dass sich mehrere Generationen an einer Stelle entwickeln. Die Dauer der Larvenentwicklung ist abhängig vom Nährstoffgehalt des Holzes, der Holzfeuchte und der Temperatur und beträgt im Mittel 2 Jahre. Wird altes, nährstoffarmes Holz befallen, kann die Entwicklung aber auch bis zu 10 Jahre dauern. Die Larven benötigen für ihre Entwicklung eine Holzfeuchte von mindestens 10 bis 12% bzw. eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 60% und haben ein Temperaturoptimum von 22 bis 23°C. Bevorzugt werden kühle, ungeheizte Räume beziehungsweise Gebäude mit gleichmäßig niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchte, zum Beispiel alte Kirchen, Scheunen, Keller und Museen. Räume mit Zentralheizung oder sonnenbeschienene Dachböden sind dagegen im Regelfall zu trocken.

Eine Ausbreitung der Käfer erfolgt über befallenes Holz oder durch Zuflug.

 

Schadpotential

Bei dem Gemeinen Nagekäfer handelt es sich um einen Materialschädling. Gesundheitsrisiken für den Menschen bestehen nicht.

Die Art frisst sowohl Nadel- als auch Laubholz. Dabei wird meist nur das Splintholz befallen und das Kernholz wird gemieden. Auch altes Holz wird befallen. Ein Befall ist durch die Schlupflöcher der Käfer zu erkennen, die circa 1 bis 2 mm im Durchmesser sind und aus denen Bohrmehl austritt. Die Fraßgänge der Larven im Inneren des Holzes sind bis zu 2 mm breit und zum Teil mit festen Kotpartikeln verstopft. Auch tote Käfer können in den Schlupflöchern gefunden werden. Stark befallenes Holz verströmt einen typischen Geruch nach Holundermark oder Rhabarber.

ein Stück Holz mit Löchern verusacht durch einen Befall mit dem Holzwurm
Durch den Holzwurm verursachte Schäden an Holz.
Quelle: chrisdorney / Getty Images
 

Vorbeugen, Abwehren und Bekämpfen

Der Nagekäfer bevorzugt kühle, mäßige Temperaturen, da hier die ausreichende relative Luftfeuchte vorherrscht. Durch das Nutzen und Heizen von Räumen können die Lebensbedingungen für den Nagekäfer verschlechtert werden. Holzbalken und Holzgegenstände sind regelmäßig zu kontrollieren, um einen möglichen Befall so früh wie möglich zu entdecken.

Liegt der Verdacht auf einen Befall vor, sollte grundsätzlich eine umfassende Bestimmung und Einordnung der holzzerstörenden Insekten mittels makroskopischer und mikroskopischer Untersuchung durch einen Sachverständigen erfolgen. Grundlage hierfür sind die im Holz gefundenen Larven und Puppen oder die ausgeschlüpften adulten Insekten. Das Schadbild allein reicht nicht aus, um den Befall sicher festzustellen, da optisch nicht immer zwischen aktivem Befall und bereits abgeschlossenem alten Befall unterschieden werden kann. Außerdem ist stets zu klären, ob möglicherweise weitere Holzschädlinge am Werk sind.

Befallene Holzgegenstände und Möbelstücke können in einen zentral beheizten Wohnraum gestellt werden. Hier ist sicherzustellen, dass sie warm und trocken stehen (keine wiederholte feuchte Reinigung der Gegenstände). Die Larven sterben wegen zunehmender Trockenheit des Holzes von alleine ab. Um einen Befall schneller zu stoppen, können kleine Gegenstände mittels Erhitzens vom Befall befreit werden. Hierzu ist eine Erwärmung für mehrere Stunden auf 55 °C nötig. Die Schlupflöcher können anschließend mit Wachs verschlossen werden.

Ein Befall mit Nagekäfern an tragenden Holzteilen im Haus ist ernst zu nehmen, da dieser mitunter die Tragfähigkeit dieser Bauteile gefährden könnte. Daher sollte ein Sachverständiger zur Prüfung auf statische Mängel hinzugezogen werden, der bei notwendigen weiteren Schritten beraten kann. Eine Bekämpfung sollte durch eine Fachfirma nach DIN 68800 Teil 4 durchgeführt werden.

Weiterführende Informationen zu alternativen Bekämpfungsmaßnahmen und Holzschutzmitteln finden Sie hier: Holzschutzmittel

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