Erhöhung des Anteils von Grünflächen und Gründächern in Städten
Grünflächen auf Fassaden und Dächern können den Auswirkungen von Hitzewellen entgegenwirken, da Pflanzen Teile der Sonnenenergie reflektieren, und gegebenenfalls für Verschattung und über die Versickerung und Verdunstung von Niederschlagswasser für Kühlung sorgen. Außerdem tragen die Pflanzen zu einer Verbesserung der Luftqualität und einer Bereicherung des Stadtbildes bei.
Umsetzende Akteure: Kommunen und Nichtregierungsorganisationen
Kosten: 100 Mio. - 1 Mrd. €/a
Mögliche Instrumente
Anpassung des Baurechts an Klimarisiken
Integration von Aspekten klimaresilienten Bauens (Neubau und Bestand) in Förderprogramme
Schulung der Verwaltung sowie von Architekt/innen und Ingenieur/innen zum angepassten Bauen
Audit zur Klimarobustheit von Kommune
Modellgestützte Simulation der gesamtwirtschaftlichen Effekte
Für die Modellrechnung wird angenommen, dass die öffentliche Hand Investitionen in die Begrünung von innerstädtischen Flächen und Dächern tätigt. Diese Begrünungen sorgen für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Innenstädten. Während die durch die Anpassungsmaßnahme ausgelösten jährlichen Bauinvestitionen für die Begrünung der Flächen und Dächer eine positive Wirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben, führt die Reduktion der Defensivausgaben durch diese Anpassungsmaßnahme in Jahren mit Hitzewelle zu einer dämpfenden Wirkung auf das BIP. Die erste Abbildung verdeutlicht den Fall für die Nachfrage nach ambulanten Gesundheitsleistungen: die durch Hitzewellen ausgelöste zusätzliche Nachfrage nach Gesundheitsleistungen fällt durch die Umsetzung der Anpassungsmaßnahme geringer aus. Die Reduktion des privaten Konsums verringert das BIP. Aus normativer Sicht ist es jedoch positiv zu bewerten, dass weniger Personen durch Hitzewellen Schaden erleiden.
Die zweite Abbildung verdeutlicht, wie sich die einzelnen Komponenten des BIP durch die Umsetzung der Anpassungsmaßnahme im Vergleich zu einem Szenario ohne Anpassung hypothetisch im Jahr 2033 mit Hitzewelle verändern. Insbesondere die Reduktion der Defensivausgaben durch die Anpassung hat eine deutlich negative Wirkung (-0,91 Mrd. Euro beim privaten Konsum). Demgegenüber steht ein positiver Effekt durch die zusätzlichen Bauinvestitionen in Höhe von etwa 0,47 Mrd. Euro. In Summe stellt sich durch die Umsetzung der Anpassungsmaßnahme im Jahr 2033 mit Hitzewelle insgesamt ein negativer Effekt auf das BIP in Höhe von etwa -0,5 Mrd. Euro ein. In Jahren ohne Hitzewelle überwiegen jedoch die positiven Wirkungen auf das BIP, da die Reduktion der Defensivausgaben nicht stattfindet. Die Beschäftigung reagiert analog zur Produktion.
Erweiterte Bewertung der Maßnahme
Legende: Die Bewertungen können neutral ( 0 ), negativ ( - ), stark negativ ( - - ), positiv ( + ) oder stark positiv ( + + ) sein.
( ++ ) Biodiversität Auf einer begrünten Fläche von knapp 100 m2 wurden bei einer Substratdicke von 25 cm 315 Exemplare von Laufkäfern festgestellt.
( + ) Reduzierung Treibhausgasausstoß Die Begrünung von innerstädtischen Flächen trägt zu einer Reduktion von Treibhausgasemissionen bei – in erster Linie durch die isolierende Wirkung.
( ++ ) Regulation des Wasserhaushalts Hersteller von Dachbegrünungssystemen geben an, dass das Wasserspeichervermögen für intensiv begrünte Dächer zwischen 40 und 320 l/m2 Wasser speichern können.
( ++ ) Reduzierung der Schadstoffbelastung Eine Studie, die Niederschlagsabflusswasser von zwei begrünten Dächern in Japan und Schweden untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass Schadstoffe zum Teil durch die Vegetation aus dem Wasser gefiltert werden können. „Das Staubrückhaltevermögen von Fassaden und Dachbegrünungen, durch die der Luftaustausch nur minimal vermindert wird, kann bei Berücksichtigung der Ablagerungen in Straßenschluchten mehr als 40 % betragen".
( ++ ) Veränderung Mikroklima Dach- und Fassadenbegrünungen können das Aufheizen in Gebäuden durch eine dämmende Wirkung verhindern oder verzögern.
( + ) Verteilungswirkung Von der verbesserten Luftqualität und Kühlungswirkung profitieren alle Stadtbewohner – gerade diejenigen, die in stark belasteten Straßen wohnen.
( ++ ) Landschaftsbild Die Bevölkerungsumfrage „Naturbewusstsein 2015“ ergab, dass 73 % der Befragten die Dachbegrünung und begrünte Gebäudeteile als sehr wichtig oder eher wichtig einstufen.
( ++ ) Erholungsnutzen der Landschaft In der gleichen Umfrage war der wichtigste Aspekt der Natur in der Stadt, dass diese das Wohlbefinden der darin lebenden Menschen unterstützt.
( ++ )Gesamtbilanz Wohlfahrtseffekte Investitionen sind nicht rein defensiv, hohe Zusatznutzen.
Forschungs-Projekt „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“
Dieses Steckblatt ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ (FKZ 3716 48 1000) im Auftrag des UBA entstanden und stellt einen forschungsbasierten Überblick zu möglichen Maßnahmen und ihren Bewertungen dar. Durchgeführt wurde das Projekt von der GWS und dem IÖW.
Quellen
Brasseur, G.P., Jacob, D., Schuck-Zöller, S. [Hrsg.] (2017): Klimawandel in Deutschland – Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven.
Breuning, J. (2008): Where Beetles are crawling and Honeybees are humming.
Herfort, S.; Tschuikowa, S.; Ibanez, A. (2013): Die Wahrheit zur CO2-Bindung durch begrünte Dächer. Aktuelle Untersuchungsergebnisse und Diskussion.
Berndtsson, J.C., Bengtsson, L., Jinno, K. (2009): Runoff water quality from intensive and extensive vegetated roofs.
Kowarik, I.; Bartz, R.; Brenck, M.; (2016): Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen.
Bolte, G.; Kohlhuber, M. (2008): Abschlussbericht zum UFOPLAN-Vorhaben „Untersuchungen zur Ökologischen Gerechtigkeit: Explorative Vorbereitungsstudie“.
BMUB (2016): Naturbewusstsein 2015 – Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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