Zur Einführung von AUSTAL im Jahr 2021
Das Ausbreitungsprogramm AUSTAL (beginnend mit Version 3) ist die Referenzimplementierung zum Anhang 2 der TA Luft 2021. AUSTAL und AUSTAL2000 wurden im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt (UFOPLAN-Vorhaben 3714 43 204 0 und 200 43 256).
September 2021, Umweltbundesamt
Zur Einführung von AUSTAL2000 im Jahr 2002
Die TA Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) wurde aufgrund des fortentwickelten Standes der Technik und europarechtlicher Vorgaben novelliert. Die neue TA Luft wurde am 30. Juli 2002 im Gemeinsamen Ministerialblatt veröffentlicht und tritt damit zum 1. Oktober dieses Jahres in Kraft.
Im Anhang 3 der neuen TA Luft wird für die Ausbreitungsrechnung ein Lagrangesches Partikelmodell nach der Richtlinie VDI 3945 Blatt 3 festgelegt (Beispiel für eine Implementierung: IBJparticle). Im Zusammenhang mit der Neubearbeitung des Anhang 3 wurde das Rechenprogramm AUSTAL2000 als beispielhafte Umsetzung des Anhang 3 zusammen mit einer Dokumentation zu seinem Aufbau und Einsatz für die neue TA Luft erstellt (UFOPLAN-Vorhaben 200 43 256 „Entwicklung eines modellgestützten Beurteilungssystems für den anlagenbezogenen Immissionsschutz", Ing.-Büro Janicke im Auftrag des Umweltbundesamtes).
Das Programmpaket AUSTAL2000 zur Durchführung des Rechenverfahrens nach Anhang 3 der neuen TA Luft wurde bereits in seiner Entwurfsphase vom Umweltbundesamt der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dies ist als eine Dienstleistung zu verstehen, mit der eine qualitätssichernde und harmonisierende Wirkung im Zusammenhang mit der Ausbreitungsrechnung von Anfang an entfaltet werden sollte. Die Ausführungen des Anhang 3 für sich allein ermöglichen bereits eine programmtechnische Umsetzung des Rechenverfahrens. Mit AUSTAL2000 wird eine Referenzlösung zur Verfügung gestellt, an der andere Programme überprüft werden können, denen die Eigenschaft zugesprochen wird, das Rechenverfahren des Anhang 3 umzusetzen.
September 2002, Umweltbundesamt
Die Geschichte von AUSTAL2000 begann vor ziemlich genau 21 Jahren. Auf der NATO-CCMS-Konferenz in San Francisco Ende August 1981 hatte ich gerade meinen Ansatz zur Lagrange-Modellierung bei inhomogener Turbulenz vorgestellt, zeitgleich mit den entsprechenden Arbeiten von Wilson und Legg & Raupach, und damit ein Versprechen eingelöst, das ich Hanna auf der Vorjahreskonferenz in Amsterdam gegeben hatte. Die Vorbereitungen zur TA Luft 1983 liefen noch, doch die Beteiligten stellten bereits Überlegungen an, wie es mit der TA Luft mittel- und langfristig weitergehen sollte.
So setzten wir uns denn im Anschluß an die Konferenz in dem kleinen Ort Kirkwood, in den Bergen östlich von Jackson, zusammen, um in einem Workshop (im Rahmen des UBA-Vorhabens „Handbuch der Immissionsprognose") unsere Vorstellungen zu einem Konzept zusammenzufassen. Wir, das waren: Werner Klug, Paul Lühring, Rainer Stern, Robert Yamartino und ich. Kernpunkte des langfristigen Konzeptes, das 5 bis 7 Jahre in die Zukunft reichen sollte, waren unter anderem:
- Abkehr von der Wetterstatistik, statt dessen Simulation von Einzelsituationen aus einer Zeitreihe.
- Verzicht auf Klassierungen und Übergang zu kontinuierlichen meteorologischen Parametern (beispielsweise Monin-Obukhov-Länge).
- Ersatz des Gauß-Modells durch ein Lagrange-Modell.
- Berücksichtigung topographischer Effekte.
- Modellierung der Umwandlung von NO nach NO2.
- Bessere Modellierung der Staubausbreitung und -deposition.
Nach nunmehr 21 Jahren sind mit der neuen TA Luft, die morgen, am 1. Oktober 2002 in Kraft tritt, wesentliche Punkte des damaligen Konzeptes realisiert. Vielleicht sollte man sich wieder einmal in den Bergen treffen, um zu überlegen, wie das Ausbreitungsmodell der TA Luft in den nächsten 20 Jahren weiterentwickelt werden müßte.
30. September 2002, Lutz Janicke