LoKlim - Lokale Kompetenzentwicklung für Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen

Hintergrund und Ziele

Im LoKlim Projekt wurden kommunale Institutionen und Akteure in der planerischen Umsetzung lokal-spezifischer Anpassungsprozesse begleitet und anwendungsorientierte Instrumente zum Auf- und Ausbau von Kompetenzen und Kapazitäten zur Anpassung an den Klimawandel in kleinen und mittleren Kommunen sowie Landkreisen in Baden-Württemberg entwickelt.

Innerhalb von drei Jahren wurde ein Klima- und Wissensportal zur Klimawandelanpassung für alle über 1.000 Kommunen in Baden-Württemberg erarbeitet und sechs Kommunen und Landkreise pilothaft im Anpassungsprozess begleitet. Die Erfahrungen aus dem Anpassungsprozess werden in einem Leitfaden „Wege zur klimaresilienten Kommune“ zusammengefasst. Daneben fanden zahlreiche Netzwerktreffen und Praxisseminare zum Austausch von Erfahrungen und Wissensvermittlung statt.

Das Projekt wurde von der Professur für Geographie des Globalen Wandels (GLOW) am Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg durchgeführt. Pilotpartner waren die Städte Bad Krozingen, Kehl und Böblingen sowie die Landkreise Böblingen, Bodenseekreis und Enzkreis. Als Netzwerkpartner waren die Städte Emmendingen, Freiburg, Lahr, Mannheim, Offenburg, Rastatt und Waiblingen am Projekt beteiligt.

Für die fachliche Begleitung wurde ein Projektbeirat einberufen, welcher das Projekt in strategischen Fragen der Ausrichtung und Durchführung unterstützte. Der Projektbeirat setzte sich aus folgenden Institutionen der Forschungs- und Planungspraxis zusammen: Landesanstalt für Umwelt Baden-Würrtemberg (LUBW), Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW), Süddeutsches Klimabüro am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Regionalverband Nordschwarzwald, Regionalverband Südlicher Oberrhein, Energieagentur Regio Freiburg und Institut für Fortbildung und Projektmanagement (ifpro).

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Baden-Württemberg

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Im Rahmen des Projektes wurde ein Lokales ⁠Klima⁠- und Wissensportal für alle über 1.000 Kommunen in Baden-Württemberg erarbeitet. Das Portal dient der ersten Einordnung und Sensibilisierung für die Folgen des Klimawandels vor Ort.

Im Klimaportal kann für jede Kommune in Baden-Württemberg ein Klimasteckbrief abgerufen werden. Hierfür wurden die Ensembleberechnungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) aus dem Jahr 2020 erstmals für die lokale Ebene berechnet. Die Klimaprojektionen für die nahe und ferne Zukunft basieren auf der Grundlage des RCP 8.5- Szenarios. Aufgrund der Unschärfen bei den Klimaprojektionen ist immer die entsprechende Bandbreite des Modellensembles angegeben. Die Klimasteckbriefe werden den Kommunen Online zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt: https://lokale-klimaanpassung.de/lokales-klimaportal/

Die genaue Methodik zur Erstellung der Klimasteckbriefe ist hier erläutert: https://lokale-klimaanpassung.de/lokales-klimaportal-baden-wuerttemberg-datengrundlagen-und-methodik/

Im Wissensportal werden Hintergrundinformationen zu den relevanten Handlungsfeldern der Klimaanpassung auf kommunaler Ebene für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Baden-Württemberg zusammengefasst. Die Informationen richten sich in erster Linie an kleine und mittlere Kommunen und Landkreise. Über das Portal können einzelne Klimaparameter und Handlungsfelder genauso wie die Auswirkungen eines Parameters auf ein konkretes Handlungsfeld abgefragt werden. Ebenso sind beispielhaft Maßnahmen im jeweiligen Handlungsfeld aufgeführt. Das Wissensportal kann hier eingesehen werden: https://lokale-klimaanpassung.de/wissensportal/

Parameter (Klimasignale)
  • Hitzewellen
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
  • Trockenheit
Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Im Rahmen der Anpassungsprozesse mit den Pilotpartnern wurden die lokalen Klimawandelbetroffenheiten mit den relevanten Fachbereichen aus der Verwaltung in einem partizipativen Prozess erhoben. Basis für die Bewertung der Klimafolgen stellten die Auswertungen der Klimawirkungsanalysen auf Basis der Klimasteckbriefe dar. Diese Basisinformationen wurden im Prozess mit dem Wissen der Expertinnen und Experten vor Ort abgeglichen und im Detail je Handlungsfeld erhoben. Im Ergebnis konnten so die relevanten Handlungsfelder für den Anpassungsprozess auf lokaler Ebene abgeleitet werden.

Die Ergebnisse der Klimawirkungsanalysen sind in den für die Pilotpartner erstellten Klimaanpassungsstrategien zusammengefasst.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Ziel des LoKlim-Projektes war es, die Entwicklung von Anpassungskapazitäten im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels in kleinen und mittleren Kommunen zu untersuchen und besser zu verstehen. Als Teil dessen sollte in den am LoKlim-Projekt beteiligten Pilotkommunen die institutionelle Anpassungskapazität mittels unterschiedlicher und lokal kontextualisierter Interventionen gesteigert und dieser Entwicklungsprozess wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden. Anwendungsorientiertes Ziel des Projekts war es daher, die beteiligten Pilotkommunen langfristig dazu zu befähigen, sich systematisch, nachhaltig und effektiv mit den zum Teil noch unbekannten sowie den bekannten Auswirkungen des Klimawandels auseinanderzusetzen und sich an diese anzupassen.

Die bestehenden institutionellen Anpassungskapazitäten wurden im Rahmen von Fokusgruppeninterviews und Fragebögen in den beteiligten Kommunen erhoben. Nach der Durchführung von sechs verwaltungsinternen Workshops zur Erfassung der Betroffenheit (s.oben), fanden in den Jahren 2021 und 2022 ingesamt 17 Akteursworkshops in den Pilotkommunen und -landkreisen statt, mit einer breiten Beteiligung von Vereinen, Verbänden, politischen Fraktionen, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Im Rahmen des partizipativen Prozesses wurden hierbei im ersten Schritt gemeinsame Leitbilder und Strategien für die Klimawandelanpassung entwickelt. Diese wurden im zweiten Schritt mit konkreten Zielen und Maßnahmen hinterlegt. Nach einer verwaltungsinternen Fachabstimmung der Maßnahmen fand abschließend die Priorisierung der Maßnahmen anhand folgender Kritierien statt:
• ...kann in den nächsten ein bis drei Jahren umgesetzt werden
• ...trägt maßgeblich zur Erreichung der strategischen Zielsetzung im Handlungsfeld und zur Umsetzung des Leitbildes bei
• ...ist mit den bestehenden personellen Kapazitäten umsetzbar
• ...entfaltet eine möglichst große Anpassungswirkung
• ...Kosten können im Haushalt eingeplant werden
• ...begünstigt möglichst viele Personen im Stadtgebiet
• ...entfaltet Breitenwirkung für das Thema der Klimawandelanpassung
• ...berücksichtigt vulnerable Personengruppen im Stadtgebiet

Im Ergebnis entstanden so für die beteiligten Kommunen Strategien zur Klimaanpassung mit einem Aktionsplan der die TOP-Maßnahmen für alle klimarelevanten Handlungsfelder enthält. Die Maßnahmen wurden in übersichtlichen Steckbriefen ausgearbeitet. Hierbei wurde jeweils das entsprechende Handlungsfeld, die zugrundeliegende Strategie, die Klimaparameter, die Verantwortlichkeit und Federführung, der Zeitraum für die Durchführung, die Zielgruppe, die Ausgangslage in der Kommune, das Ziel der Maßnahmen, die notwendingen Umsetzungsschritte, die notwendigen Kommunikationsmaßnahmen und die Indikatoren zur Überprüfung der Zielerreichung definiert.

Die ausgearbeiteten Strategien wurden von den politischen Gremien der Projektpartner als Grundlage der weiteren Umsetzung zur Klimawandelanpassung beschlossen.

Zeithorizont
  • Gegenwart
  • 2021–2050 (nahe Zukunft)
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Schritt 5: Monitoring und Evaluation

Ansatz, Ziel und Ergebnisse von Monitoring und/oder Evaluation 

Das im Rahmen des LoKlim-Projektes entwickelte lokale Klima- und Wissensportal soll nach Abschluss des Projektes weitergeführt werden und auch zukünftig zuverlässig Daten zu den Klimawirkungen auf kommunaler Ebene und erste Ansätze für die Umsetzung bereithalten.

Ebenso wurde im Rahmen des Projektes das Praxisforum "Regionales Netzwerk Klimawandelanpassung" aufgebaut. Das Praxisform trifft sich aktuell zwei bis dreimal pro Jahr mit Akteuren aus der Wissenschaft und kommunalen Praxis zu aktuellen Themen der Klimawandelanpassung. Das Netzwerk wird nach Abschluss des Projektes weitergeführt.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Die Förderung erfolgte über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) als kommunales Leuchtturmvorhaben im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) und Drittmitteln von den Projektpartnern.

Projektleitung 

Prof. Dr. Hartmut Fünfgeld

Professur für Geographie des Globalen Wandels
Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Schreiberstr. 20
D-79098 Freiburg i. Br.

T: +49 (0) 761 203-3560
T (Sekretariat): +49 (0) 761 203-3563
E: hartmut [dot] fuenfgeld [at] geographie [dot] uni-freiburg [dot] de

Beteiligte/Partner 

Pilotpartner: Bad Krozingen, Kehl, Böblingen sowie die Landkreise Böblingen, Bodenseekreis und Enzkreis.

Netzwerkpartner: Emmendingen, Freiburg, Lahr, Mannheim, Offenburg, Rastatt und Waiblingen

Projektbeirat: Für die fachliche Begleitung wurde ein Projektbeirat einberufen, welcher das Projekt in strategischen Fragen der Ausrichtung und Durchführung unterstützte. Der Projektbeirat setzte sich aus folgenden Institutionen der Forschungs- und Planungspraxis zusammen: Landesanstalt für Umwelt Baden-Würrtemberg (LUBW), Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW), Süddeutsches Klimabüro am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Regionalverband Nordschwarzwald, Regionalverband Südlicher Oberrhein, Energieagentur Regio Freiburg und Institut für Fortbildung und Projektmanagement (ifpro).

Ansprechpartner

Stefanie Lorenz
Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Schreiberstr. 20
D-79085 Freiburg i. Br.

T: +49 (0) 177 158- 4913
E: glow [at] geographie [dot] uni-freiburg [dot] de

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Handlungsfelder:
 Gebäude  Bevölkerungs- und Katastrophenschutz  Biologische Vielfalt  Boden  Energieinfrastruktur  Industrie und Gewerbe  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend