Die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung zielt darauf ab, Wasserrückhalt statt einer raschen Ableitung von Regenwasser zu fördern. Dies kann durch das Sammeln des Wassers in Becken oder Überflutungsflächen, den Verzicht auf versiegelnde Flächenbeläge oder die Nutzung von Regenwasser zur Gebäudekühlung geschehen.
Wasserdurchlässige Gehwegbeläge, Gründächer und Grünflachen sowie Mulden, Versickerungsgräben und Filterabläufe tragen zur Entlastung der Abwassersysteme bei. Aus Umweltschutzgründen sollte dabei geprüft werden, ob das Wasser ohne weitere Aufbereitung versickern darf.
Umsetzende Akteure: Kommunen, Unternehmen, Verbände, NGOs, allgemeine Bevölkerung
Kosten: 100 Mio. - 1 Mrd. €/a
Mögliche Instrumente
Schaffung von verpflichtenden Plänen für die kommunale Wasserwirtschaft (auf Ebene der Bauleitplanung)
Vorrang der dezentralen Regenwasserrückhaltung in neuen Siedlungs- und Gewerbegebieten vor Ableitung in Kanalisationen
Erstellung eines Retentionskatasters für ausgewählte Gewässer
Modellgestützte Simulation der gesamtwirtschaftlichen Effekte
Für die Modellrechnung wird davon ausgegangen, dass eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung zusätzliche Bauinvestitionen durch die öffentliche Hand in Summe von jährlich 500 Mio. Euro auslöst. Diese zusätzlichen Bauinvestitionen haben eine positive Wirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP,) führen jedoch auch zu einer Reduktion der Defensivausgaben in Jahren mit Starkregenereignis, was sich negativ auf das BIP auswirkt. Im Vergleich zu einem Szenario ohne Anpassung fallen z.B. die Konsumausgaben der privaten Haushalte für den Kauf von Kraftfahrzeugen durch Umsetzung der Anpassungsmaßnahme geringer aus (im Jahr 2048 etwa -60 Mio. Euro), weil z.B. weniger Kfz durch überflutete Straßen beschädigt werden. Auch die übrigen Schäden durch Starkregen fallen geringer aus und führen durch den Wegfall der Defensivausgaben ebenfalls zu einem negativen Effekt auf das BIP.
Die ökonomischen Wirkungen der Anpassungsmaßnahme fallen durch die Reduktion der Defensivausgaben in den Jahren mit Schadensereignis jeweils unterschiedlich aus.
In Schadensjahren sowie dem jeweiligen Folgejahr wirken die Impulse durch die zusätzlichen Bauinvestitionen nur abgeschwächt, da sich gleichzeitig die Defensivausgaben reduzieren.
In Nicht-Schadensjahren (z.B. Jahr 2032) führen die erhöhten Bauinvestitionen zu einem deutlich positiven BIP-Effekt. Insbesondere die Bauwirtschaft profitiert von den jährlichen Investitionen in Höhe von 500 Mio. € pro Jahr; dementsprechend können hier auch die größten positiven Beschäftigungseffekte verzeichnet werden.
Erweiterte Bewertung der Maßnahme
Legende: Die Bewertungen können neutral ( 0 ), negativ ( - ), stark negativ ( - - ), positiv ( + ) oder stark positiv ( + + ) sein.
( + ) Biodiversität Die Entwicklung der Biodiversität hängt von der Umsetzung der Maßnahme ab. Vor allem von der Höhe und der Dauer des Wasserstaus.
( ++ ) Regulation des Wasserhaushalts Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung erhält bei Neubauvorhaben die Abflussspitzen auf dem gleichen Niveau wie vor der Flächenbebauung. Dadurch wird die Kanalisation durch die Bebauung nicht erhöht beansprucht, sondern muss die gleichen Niederschlagsabwassermengen wie zuvor bewältigen. Außerdem können Regenwasserbewirtschaftungsanlagen wie Versickerungsmulden den Oberflächenabfluss vermindern. Das gesammelte Wasser verdunstet oder versickert.
( ++ ) Reduzierung der Schadstoffbelastung Durch die Reduzierung der Abflussspitzen wird einer Überlastung der Mischkanalisationen vorgebeugt, wodurch Stoffeinträge durch Mischwassereinleitungen in Gewässern verringert werden.
( + ) Landschaftsbild Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung beinhaltet häufig die Entsiegelung bzw. Nicht-Versiegelung von Flächen, deren Versickerungsfähigkeit damit erhalten oder wiederhergestellt wird. In vielen Fällen ist damit Pflanzenbewuchs dieser Flächen verbunden – also die Alternative „grünes“ statt „graues“ Erscheinungsbild und damit eine subjektive Verschönerung des Stadtbildes. In Befragungsstudien äußern Stadbewohner/innen immer wieder eine hohe Wertschätzung für mehr Grün in der Stadt.
( + ) Erholungsnutzen der Landschaft In einer repräsentativen Befragungsstudie in vier deutschen Großstädten gaben jeweils ca. 90 % der Befragten an, dass Ihnen Stadtgrün als Ort für Entspannung und für eine Verbesserung der körperlichen und mentalen Gesundheit sehr wichtig oder wichtig ist.
( + ) Gesamtbilanz der Wohlfahrtseffekte Die Maßnahme ist nicht rein defensiv, sondern ergibt deutliche ökologische und soziale Zusatznutzen.
Forschungs-Projekt „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“
Dieses Steckblatt ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ (FKZ 3716 48 1000) im Auftrag des UBA entstanden und stellt einen forschungsbasierten Überblick zu möglichen Maßnahmen und ihren Bewertungen dar. Durchgeführt wurde das Projekt von der GWS und dem IÖW.
Kaiser, M. (2004): Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung als Baustein einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung – demonstriert mithilfe der Entwicklung und Umsetzung von Modellprojekten.
Hirschfeld, J, Kern, H., Mohaupt, F., Schulze, M. (2020): Stadtgrün ist Mehrwert. In: Stadt+Grün 01/2020
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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