Krätzmilben

Quelle: Alan R. Walker / CC BY-SA 3.0
Krätzemilben (Sarcoptes scabiei var. hominis) sind weltweit verbreitet und auf den Menschen als ihren einzigen Wirt spezialisiert.
Die weibliche Milbe ist 0,3 bis 0,5 Millimeter groß, männliche Tiere sind etwas kleiner. Die Entwicklung der Krätzmilben verläuft vom Ei über ein Larvenstadium und mehrere Nymphenstadien zum erwachsenen Tier. Während die erwachsenen Milben, wie alle Spinnentiere, acht Beine besitzen haben die Larven nur sechs Beine. Die Eier sind oval, weiß und etwa 0,1 bis 0,2 Millimeter groß.
Die Paarung erfolgt auf der menschlichen Haut, danach sterben die Männchen ab. Die weiblichen Tiere graben sich nach der Befruchtung in die oberste Hautschicht (Epidermis) ein. Dort legen sie Eier ab, aus denen nach etwa zwei bis vier Tagen Larven schlüpfen. Die Larven verlassen die Hautschicht und verstecken sich für die weitere Entwicklung auf der Hautoberfläche, zum Beispiel in Falten. Die Weibchen leben circa vier bis sechs Wochen und legen pro Tag ein bis drei Eier in die menschliche Haut ab. Die Entwicklung vom Ei bis zur ausgewachsenen (adulten) Milbe dauert etwa zwei bis drei Wochen. Krätzemilben ernähren sich von der Zell- und Lymphflüssigkeit des Menschen.
Bei einem Befall steigt die Anzahl der Milben in den ersten Monaten an und sinkt dann bei Menschen mit funktionierendem Immunsystem durch Immunreaktionen des Körpers wieder ab. Außerdem werden beim Kratzen Milben getötet.
Krätzemilben verursachen die Infektionskrankheit Skabies. Die Skabies kommt weltweit vor und betrifft Personen jeden Alters. Symptome treten bei Erstbefall nach circa vier bis fünf Wochen auf. Die Haut brennt und juckt, besonders nachts verstärkt durch die Wärme im Bett. Insbesondere Hände und Arme, Füße und der Genitalbereich werden befallen. Rücken und Nacken sind in der Regel nicht betroffen. Im Verlauf kommt es zu stecknadelgroßen Pusteln. Auch die Gänge der Milben in der Haut können als feine Linien sichtbar werden. Durch Milbenantigene kann es zu einem allergischen Hautausschlag kommen. Durch Verkrustungen und Kratzeinwirkung kann die Skabies anderen Hautkrankheiten ähneln, sodass nur ein Arzt unter anderem anhand von Hautanalysen eine richtige Diagnose stellen kann.
Ein Sonderfall stellt die krustöse Form der Skabies dar, Scabies crustosa, die auch als „Borkenkrätze“ bezeichnet wird. Diese Form kann bei Menschen auftreten, deren Immunsystem nicht mehr richtig arbeitet (immunsupprimierte Patienten). Hier vermehren sich die Milben ungehemmt, sodass unbehandelt großflächige Krusten, ähnlich der Schuppenflechte (Psoriasis), entstehen.
In Einrichtungen, in denen sich viele Menschen auf kleinem Raum aufhalten, steigt das Risiko der Ansteckung. Die Übertragung erfolgt durch direkten längeren Hautkontakt (5 bis 10 Minuten). In der Regel sind Krätzemilben ohne den Wirt nur etwa 48 Stunden lebensfähig. Eine indirekte Übertragung der Milben durch Textilien, wie gemeinsam genutzte Bettwäsche, Decken oder Kleidung ist somit nur für einen geringen Zeitraum möglich.
Räudemilben des Hundes gehören einer anderen Unterart als die Krätzmilben an. Sie können auch auf Menschen übergehen und eine Infektionskrankheit verursachen, die sogenannte Pseudoskabies, die aber von selbst auch ohne Behandlung wieder abheilt.
Wichtig ist: Von Krätze befallene Personen gehören in ärztliche Behandlung und es sind auch alle Kontaktpersonen zu untersuchen. Die ärztliche Behandlung befallener Personen muss bei allen zum gleichen Zeitpunkt erfolgen, da eine zeitlich gestaffelte Behandlung die Ausbreitung der Skabiose nicht verhindern würde. Zur Abtötung der adulten Milben, Larven/Nymphen und der Eier werden in der Regel Salben, Cremes oder Tabletten zum Einnehmen (sogenannte Skabizide) angewendet. Während bei der normalen Skabiose 24 Stunden nach medikamentöser Behandlung keine Gefahr der Übertragung mehr besteht, müssen Patienten mit Scabies crustosa in der Regel mehrmals behandelt werden. Das Robert-Koch-Institut hat detaillierte Informationen zur Behandlung bereitgestellt: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Skabies.html?nn=16777040#doc16792510bodyText12
Ohne ihren Wirt können Krätzemilben noch für etwa zwei Tage überleben, weshalb auch Kleidung und andere Textilien (zum Beispiel Polstermöbel, Bettwäsche), mit denen sie in Kontakt gekommen sind, behandelt werden müssen. Dabei ist der Einsatz von Bioziden (Akarizide) meist nicht notwendig. Laut dem RKI (Robert-Koch-Institut) überleben Krätzemilben bei 34 Grad Celsius Umgebungstemperatur nur etwa 24 Stunden, bei Temperaturen von 50 Grad Celsius nur etwa 10 Minuten. Wäschereinigung (Kleidungsstücke, Bettwäsche usw.) sollte daher bei mindestens 50 Grad Celsius erfolgen. Ist dies nicht möglich, kann die kontaminierte Wäsche durch luftdichte Verpackung in Plastiksäcken für mindestens drei Tage bei konstant 21 Grad Celsius frei von infektionsfähigen Milben gemacht werden. Möbel mit textilen Oberflächen sollten mit dem Staubsauger gereinigt und zur Sicherheit mehrere Tage nicht benutzt werden.
Liegt eine Scabies crustosa vor, müssen ergänzende Maßnahmen ergriffen werden. Das RKI hat diese Maßnahmen auf ihrer Internetseite zum Thema Skabies zusammengestellt. https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Skabies.html?nn=16777040#MbPSc
Laut Infektionsschutzgesetz besteht eine Benachrichtigungspflicht. Das heißt, das zuständige Gesundheitsamt muss sofort über einen Ausbruch der Skabies in Gemeinschaftseinrichtungen (zum Beispiel Kitas, Schulen, Pflegeheime, Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen) benachrichtigt werden.