Auf den ersten Blick unordentlich

Rosa Linie auf Foto von mediterranem Parkzum Vergrößern anklicken
Soll sich behutsam wandeln – der Park der Villa Massimo
Quelle: Erika Mayr

Erfahrungsbericht einer planetarischen Gärtnerin aus dem Park der Villa Massimo
Online-Lecture mit Erika Mayr
Grußwort und Einführung: Dr. Julia Draganović, Direktorin der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo

Er ist ein Kleinod inmitten einer geschichtsträchtigen mediterranen Metropole: Der knapp vier Hektar große Park der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom - ursprünglich als südliches Arkadien angelegt - dient als Inspirationsquelle für die Künstlerinnen und Künstler und ist zugleich ein essentieller Bestandteil urbaner Grünflächen. Doch die historisch angelegte Anlage leidet unter den zunehmend heißen und dürren römischen Sommern der vergangenen Jahre und soll sich nun behutsam den klimatischen Anforderungen anpassen. Erika Mayr, gelernte Gärtnerin und Stadtimkerin, zog von Berlin nach Rom um. Seit zwei Jahren arbeitet sie gemeinsam mit den Gärtnern der Villa Massimo am einem zeitgenössischen Pflegekonzept. Bienenhaltung und Experimentierfelder erhöhen die biologische Vielfalt im Park der Villa Massimo. Der römische Villengarten wandelt sich und bleibt doch seinem Entwurf aus dem Jahr 1912 treu. Der Park soll ein planetarischer Garten werden. Erika Mayr sieht es als ihre Aufgabe, all das Schöne, was sich im großen Garten verbirgt, zu entdecken und mit den RompreisträgerInnen zu teilen: Es geht um den Erhalt der alten Immergrünen, die Nutzung der Zitrusbäume und um die Erschließung des Gartenraums für Aktivitäten und natürlich als Inspirationsquelle. Außerdem wird die Gartenanlage - im Blick auf die Auswahl der Pflanzen - bienenfreundlicher. Das heißt, sie wird mit einem bunten Trachtenband durchzogen und blüht fast das ganze Jahr über. Es stellt sich natürlich die Frage: Was tun mit den großen Rasenflächen? Die Wiesen werden heute nur noch teilweise gemäht, wobei auf weniger repräsentativen Flächen Alternativpflanzungen entstehen. Die Pflanzen der mediterranen ⁠Flora⁠ überzeugen mit ihren Überlebensstrategien und ihren Düften. Das subtropische ⁠Klima⁠ bestimmt die Art und Weise der Bienenhaltung und die Arbeiten im Jahreslauf. Im Sommer ruht die Natur, im Winter wächst sie.

Erika Mayr, Jahrgang 1973, ist Landschaftsgärtnerin, studierte Gartenbauerin und passionierte Stadtimkerin. Als sie 2004 im Rahmen von Shrinking Cities ein Projekt für Detroit entwickelte, entdeckte sie verschiedene Aspekte der Stadtimkerei. In Berlin betreute sie 20 Bienenstöcke, die alle auf Dächern standen. Mit der Zeit entwickelte sie ein besonderes Wissen über Honig, das sie seither auf vielfältige Art und Weise mit ihren Mitmenschen teilt. Ihr Buch „Die Stadtbienen“ begeisterte viele Menschen für die Bienen. 2015 war sie Bienen-Botschafterin im Deutschen Pavillon der EXPO in Mailand. Seit 2021 lebt sie in Rom. Sie betreut den Park und die Bienenstöcke der Villa Massimo und arbeitet an einem Konzept, die urbane Grünfläche zukunftsfähig zu gestalten. Mehr Infos zu Erika Mayr

Dr. Julia Draganović, 1963 in Hamburg geboren, studierte ab 1982 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Italianistik und wurde 1995 im Fach Germanistik promoviert. Im Jahr 2004 gründete sie das Kuratorenkollektiv LaRete Art Projects in Modena (Italien). Ihre internationale Karriere führte sie nach Italien, Kolumbien, Polen, Spanien, Taiwan, in die Schweiz sowie in die USA. Unter anderem war sie Kuratorin des Europäischen Studienprogramms der ACC Galerie und der Stadt Weimar, Artistic Director des Chelsea Art Museums New York und des PAN Palazzo delle Arti Napoli, Kuratorin des International Award of Participatory Art für die Region Emilia-Romagna (Italien) und verschiedener internationaler Kunstmessen. Von November 2013 bis Juni 2019 war Julia Draganović Direktorin der Kunsthalle Osnabrück. Seit 1. Juli 2019 leitet sie die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo.

Ein Stipendium für den zehnmonatigen Aufenthalt in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo ist die bedeutendste Auszeichnungen für deutsche und in Deutschland wirkende Künstlerinnen und Künstler im Ausland. Der Rompreis wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien an neun renommierte Kreative aus den Bereichen Bildende Kunst, Komposition, Literatur und Architektur vergeben. Den PreisträgerInnen stehen großzügige Wohn-Ateliers in einem weit angelegten Park mit beeindruckendem altem Baumbestand, sowie einem Obst- und einem Gemüsegarten zur Verfügung. Der Park ist gegenwärtig Experimentierfeld für die Frage, inwiefern es möglich ist, mit neuen Pflegemaßnahmen und mediterranen Pflanzen das Erscheinungsbild eines englischen Landschaftsparks zu erhalten und ihn zugleich an sich verändernde Umweltbedingungen anzupassen. Mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm öffnet die Villa Massimo regelmäßig ihre Tore für das römische Publikum. Mehr Infos zu Villa Massimo

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Schlagworte:
 Kunst und Umwelt